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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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Holzplatten, die mit einer Spiegelfolie beklebt worden waren – und diese hatte überall Blasen. Er hatte sie aufgeklebt und wohl keine Zeit gehabt, es irgendwie vernünftig zu machen. Über die Spiegelwand war ein Netz gespannt, in dem alberne Gummispinnen hingen.
    Unser Tourmanager ließ uns den Ablauf unseres Auftritts noch ein wenig üben und dann war es Zeit, früh zu Bett zu gehen, denn am folgenden Tag sollte mein erstes Livekonzert stattfinden.
    Ich weiß heute eigentlich nur noch, dass ich an dem besagten Morgen aufgewacht bin und überhaupt nicht mehr nervös war. In mir hatte sich eine Ruhe und Ausgeglichenheit breitgemacht, die mich doch sehr verwunderte. Alle Beteiligten fragten mich immer wieder, ob ich denn nun nervös sei – aber ich war es nicht.
    So machten wir uns alle in einem alten Bulli auf den Weg zum Festival. Ich saß erstaunlich entspannt in dem Wagen, bis plötzlich mein Handy klingelte. Es war Clint. Er hatte verschlafen und meinte, er würde es zum Auftritt von Unheilig leider nicht mehr rechtzeitig schaffen. Verschlafen! Mein Kumpel Clint hatte unseren ersten gemeinsamen Auftritt also verpennt. Keine Autopanne, kein Unfall, keine Krankheit – verschlafen. Eine Begründung, die tiefenpsychologisch nicht mehr weiter hinterfragt werden musste. Ich stand vor meinem ersten Auftritt und mein Freund Clint ließ mich allein.
    Auf dem Festivalgelände angekommen, fing die große Stunde unseres Tourbeauftragten erst richtig an. Er sprang aus dem Bulli und schrie gleich den ersten Menschen an, der ihm über den Weg lief. Die Botschaft, die er auszusenden hatte, schien klar: Er, der Große, war nun hier, und jeder sollte nur auf ein Kommando hören – seines.
    Dieser Moment war mir unendlich peinlich. Wenn es so liefe, wäre dies mein erster und gleichzeitig auch mein letzter Auftritt. Alle wussten, dass wir da waren. Fein. Nur keiner wusste, wer da vor ihnen stand, denn ich war nur ich – ein Niemand, der zum ersten Mal live singen sollte.
    Während der Tourmanager lautstark seine Anweisungen über das Gelände bellte, verzogen der Gitarrist und ich uns beschämt im Backstage-Bereich. Wir waren schließlich nicht der Hauptact, sondern an diesem Tag naturgemäß der »Opener«. Ich nutzte die Zeit vor meinem Auftritt, um noch einmal in aller Ruhe über das ganze Gelände zu gehen und mir alles anzusehen. Und was ich da sah, wirkte nicht gerade beruhigend. Das Festival war ein großes und ich entsprechend überwältigt.
    Und dann war es irgendwann so weit. Unheilig musste auf die Bühne. Ich trat durch die Spiegelwand, der Auftritt ging los und dann wird alles nur noch dunkel und unscharf. Ich sehe keine klaren Bilder mehr. Ich höre nichts und fühle nichts mehr, wenn ich heute versuche, mir meinen ersten Auftritt noch einmal in Erinnerung zu rufen. Irgendwann klatschten die Leute im Publikum und dann war mein erstes Konzert auch schon vorbei.
    Ich sehe mich noch, wie ich eine lange Rampe hinuntergehe und spüre, wie mir hinter der Bühne plötzlich die Beine weich werden. Meine Hände, mein Kopf, alles ist wie unter Strom gesetzt. Ich zittere am ganzen Körper, wie ein Erfrierender allein in einer undurchsichtigen Schneehölle.
    Irgendwann kamen der Tourmanager und der Gitarrist vorbei und gratulierten. Sie verschwanden schnell wieder und ich blieb noch eine ganze Weile hinter der Bühne sitzen. Was in diesem Augenblick genau in mir vorging, kann ich heute nicht mehr beschreiben, ich weiß nur noch, dass ich damals am liebsten noch einmal auf die Bühne zurückgegangen wäre, so einzigartig und überwältigend, wie das Gefühl dort oben wohl gewesen sein musste.
    Nach unserem Plan war noch eine Autogrammstunde angesetzt, wobei ich mich damals gefragt hatte, wer denn überhaupt dorthin kommen sollte. In der Zwischenzeit waren auch Markus und Ollie gekommen. Sie strahlten und überschütteten mich mit ihrem Lob. Wir platzierten uns hinter dem Tresen eines Merchandise-Standes und ich blickte verwundert auf ein paar Leute, die erstaunlicherweise ein Autogramm von mir und dem Gitarristen haben wollten. Die Schlange wurde immer länger und ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Irgendwann wollte sogar jemand ein Foto … Was war da nur passiert?
    Völlig fremde Menschen kamen auf mich zu und sagten, dass mein Auftritt gut gewesen sei und dass sie begeistert wären. Sie fragten nach Fotos und Autogrammen. Von mir! Ich war überwältigt und genoss jeden einzelnen Augenblick. Und so ging ein

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