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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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toller Tag zu Ende und ich war glücklich. Sehr glücklich.
    Nur wenig später stand auch schon mein zweiter Auftritt bevor. Im Stadion am Zoo in Wuppertal. Ich sollte im Vorprogramm eines Fußballspieles singen – vor 15 000 Besuchern –, ein Stadionkonzert für ein Publikum, das nicht wegen meiner Musik gekommen war. Unsere komische Spiegelbühne war vor einem der Tore aufgebaut und das gesamte Stadion auf Anordnung unseres Tourmanagers mit Lautsprechertürmen überfrachtet. Der hatte es überdies erneut geschafft, innerhalb weniger Minuten sämtliche Beteiligten gegen sich aufzubringen, was mich immer mehr beschämte.
    Es war mittlerweile völlig gleichgültig geworden, mit wem ich sprach. Wann immer es um diesen Tourmanager ging, verdrehten alle nur noch die Augen und machten deutlich, dass eine Zusammenarbeit mit diesem Menschen kaum möglich war – was ich durchaus nachvollziehen konnte.
    Am Tag meines Auftritts fuhr ich schon am Morgen in das Wuppertaler Stadion. Dort angekommen, war ich ziemlich überwältigt von der Größe dieser Arena. Unsere mickrige Spiegelbühne wirkte vor dieser Kulisse geradezu lächerlich und überflüssig.
    Schon beim Betreten des Backstage-Bereiches konnte ich hören, wie unser Tourmanager den Veranstalter zusammenbrüllte, weil noch immer keine Verpflegung da war, was dieser zu entschuldigen versuchte und erklärte, dass seine Frau gerade dabei sei, die Brötchen zu schmieren.
    Ich wollte in diesem Moment im Boden versinken. Mir war das alles einfach nur noch peinlich und fürchterlich unangenehm. Das Verhalten dieses sogenannten Managers war nicht angebracht und mir wurde klar, dass dies auch auf mich zurückfallen würde. Nicht er musste für sein Verhalten geradestehen – er vertrat am Ende Unheilig. Unser Name wurde in den Schmutz gezogen, denn seiner interessierte in letzter Konsequenz keinen Menschen.
    Nun, der Auftritt lief ganz gut, wenngleich ich bis heute das Gefühl nicht losgeworden bin, dass es den Zuschauern eigentlich egal war, was ich da auf dem Fußballplatz machte. Ich zog meinen Auftritt durch und rannte dabei quer über das Spielfeld. Und war froh, als alles vorbei war und ich mich wieder in meine Umkleide zurückziehen konnte.
    Zurück vom Spielfeld, musste ich sehen, wie der Tourmanager erneut einen Menschen unglücklich machte, und fasste den Entschluss, dass sich nun schnell etwas ändern müsste.
    Als ich am Abend nach Hause fuhr, war ich froh, dass der Auftritt gut geklappt hatte, aber auch gespannt, wie es nun weitergehen würde. Denn der Tourmanager war augenscheinlich nicht der Typus Mensch, der sich von anderen etwas sagen lassen wollte.

Phosphor
    In den folgenden Monaten schien alles ein wenig merkwürdig zu laufen. Zumindest kam es mir so vor. Alle Parteien, die sich mit Unheilig beschäftigten, arbeiteten aus unerfindlichen Gründen aneinander vorbei. Clint war noch immer mit dem Tourmanager beschäftigt, mit dem weder der Produzent noch die Plattenfirma zurechtkamen. Die Plattenfirma verschob ständig den Veröffentlichungstermin des ersten Albums, da weder das Artwork noch irgendetwas anderes fertig wurde. Und an weitere Liveauftritte war auch nicht zu denken.
    Der Albumtitel stand fest. Ich hatte mich für Phosphor entschieden. In dieser dunklen Zeit sollte der Albumtitel etwas Licht in mein düsteres Umfeld bringen, denn glücklich war ich damals nicht mehr. Ich bekam mit, wie Clint nur noch bitterböse Mails mit unserem Tourmanager austauschte. Worum es dabei ging, weiß ich nicht – es war mir allerdings inzwischen auch gleichgültig geworden. Markus und Ollie indes versicherten, dass sie alles in Bewegung setzen würden, um unser Schiff wieder in ruhigere Gewässer zu bekommen. Allerdings wäre es aber zunächst an der Plattenfirma, einige Entscheidungen zu treffen.
    Ich machte in der Folge, was ich am liebsten tat: Musik. Ich schrieb Lieder, um mich abzulenken, und dachte daran, wie sehr ich mir doch einen Plattenvertrag gewünscht hatte und nun erfahren musste, dass doch alles gar nicht so einfach war. Mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr mein eigener Herr sein konnte – es waren schlicht zu viele Abhängigkeiten entstanden.
    Zu dieser Zeit telefonierte ich viel mit dem Produzenten. Mit ihm konnte ich mich ausschließlich über die Musik unterhalten und er hielt all die anderen Dinge von mir fern. Laut Plattenvertrag sollte er auch das zweite Album produzieren, und somit tauschte ich mich mit ihm zu dieser Zeit bereits

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