Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
Lieder bei dem Produzenten ein und die Arbeit machte mir trotz der vorausgegangenen Querelen erstaunlich viel Spaß, denn ich konnte ihm immer ganz genau sagen, wie ich es haben wollte, da ich ihn schließlich für seine Dienstleistung bezahlte.
Auch die Arbeit mit der Band lief professionell ab, wobei ich doch große Unterschiede zwischen den Songs aus der Hand des Produzenten und denen mit der Band hören konnte. Die Titel des Produzenten entsprachen doch eher dem, was ich mir vorgestellt hatte, während die Stücke mit der Band für meinen Geschmack eine Spur zu altmodisch wirkten. Mir fehlte die Elektronik im Rhythmus und in den Keyboards, was die Band einfach nicht erfüllen konnte.
Die beiden Blöcke schienen auch nicht richtig zusammenzupassen, ich beschloss aber, zunächst einmal abzuwarten, bis alle Produktionen abgeschlossen waren. Und dann erst wollte ich mit Markus und Ollie entscheiden, wie wir es machen würden.
Das 2. Gebot nahm immer mehr Gestalt an und noch während der Produktion standen das Wave-Gothic-Treffen und das Woodstage Festival an, worüber wir uns alle sehr freuten. Es war eine gute Gelegenheit, mal wieder aus dem Studio herauszukommen und ein wenig Liveatmosphäre zu spüren. Die Konzerte liefen ganz gut, aber ich musste feststellen, dass die drei Lieder, die der Produzent bis dahin fertig hatte, nicht viel mit dem zu tun hatten, was wir live auf der Bühne machten. Das waren zwei völlig verschiedene Welten, was zu jener Zeit noch kein Problem darstellte, da noch keiner im Publikum die Studioversionen kannte.
Ich dachte allerdings schon daran, wie die Resonanz sein würde, wenn die Konzertbesucher andere Lieder zu hören bekommen würden, als sie es von der Platte her kannten. Als dann nach ein paar Monaten alles so weit fertig war, wurde mir der Unterschied zwischen den beiden Produktionen erneut sehr deutlich. Aber ich fand dann doch eine einigermaßen schlüssige Erklärung für diese Diskrepanzen: Das 2. Gebot würde einfach zwei Seiten zeigen – die elektronische und die eher akustische. Und mit dieser Begründung konnte ich am Ende doch ganz gut leben. Wir legten den Veröffentlichungstermin auf den 7. April 2003 und ich war überglücklich. Es sollte die erste Unheilig-Veröffentlichung werden, bei der ich ein richtig gutes Gefühl hatte. Und ich spürte mehr als zuvor, dass auf Markus und Ollie wirklich Verlass war.
Sie hatten alles organisiert: Artwork, Herstellung des Albums, Interviewtermine, Anzeigen … einfach alles war bis ins kleinste Detail durchdacht und lief entsprechend reibungslos ab. Ich war erstmals wirklich zuversichtlich, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand.
Das Frohe Fest
Obwohl die Produktion von dem 2. Gebot bereits abgeschlossen war, schrieb ich weitere Lieder. In dieser Phase entstand der Song »Schutzengel«, den ich dann bei einem Treffen auch der Band vorspielte. Wir versuchten den Titel in der Gruppe umzusetzen, aber das Ergebnis war beileibe nicht überzeugend. Ein typischer Song, der als Band nicht funktionieren würde, meinten die anderen, die von dem Stück nicht gerade begeistert waren – und das ärgerte mich doch sehr. Dasselbe passierte mit den Titeln »Jetzt noch nicht« und »Bruder«, das Lied, das ich meinem Bruder widmen wollte. Bei den Demos stimmte alles – als Band-Version klangen sie merkwürdig langweilig.
Ich hatte damals aber auch das Gefühl, dass die Band nicht mit Lust und Freude an die neuen Lieder gegangen war. Stattdessen sprachen sie lieber stundenlang über die bereits fertigen Songs, was für mich allerdings in keiner Weise produktiv war. Mir gefielen die neuen Stücke sehr gut und ich war der Meinung, dass sie durchaus auf Das 2. Gebot gehörten.
Bei diesem Thema kam es somit zu ersten Unstimmigkeiten zwischen der Band und mir. Die Meinung der Jungs war mir wichtig, aber in dieser Frage kamen wir einfach nicht auf einen Nenner. Genau in diesen Tagen kam ich mit Markus zusammen auf die Idee, bekannte Weihnachtslieder in ein neues musikalisches Gewand zu kleiden. Die Idee entstand wie so oft bei einem unserer telefonischen Brainstormings. Das 2. Gebot war fertig, das Jahr hatte noch zwei Monate und ich – nach meiner wiedergewonnenen Freiheit – wieder große Lust, neue Lieder zu schreiben.
Ich suchte mir im Internet Weihnachtslieder und Texte heraus und fing einfach an, diese neu zu produzieren. Die Sache machte richtig Spaß, zumal ich als Erwachsener einen ganz anderen Zugang zu den Texten
Weitere Kostenlose Bücher