Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
Sendung überhaupt dargestellt werden? So, wie wir waren, oder so, wie der Sender uns haben wollte?
Irgendwann rief mich Markus an und fragte, ob ich mich nun entschieden hätte. Er müsse ProSieben nun bald eine Antwort geben und ohne weiter nachzudenken – gleichsam aus dem Bauch heraus – sagte ich einfach: »Lass es uns machen!«
Und so gab es kein Zurück mehr …
In den folgenden Wochen wollte uns die Braut bei den Proben besuchen kommen und dort sollte auch der erste Dreh für die Sendung stattfinden. Wir probten wie immer im Münsterland, spielten ein paar Lieder und irgendwann ging auch die Tür auf und der ganze Sendertross mitsamt Braut kam in unseren Proberaum geströmt. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Alle waren sehr nett und ich hatte nicht den Eindruck, als ob wir in irgendeiner Art und Weise negativ herübergebracht werden sollten. Eher das Gegenteil schien der Fall zu sein.
Der zweite Dreh sollte direkt am Tag der Hochzeit stattfinden. Sie würden auf einem Boot heiraten, hieß es, und wir sollten auf dem Bootssteg bei der Ankunft des Paares die Lieder »Mein Stern« und »Astronaut« spielen. Eine schöne Idee, fand ich damals und war richtig gespannt, wie das am Ende alles funktionieren würde.
Die Organisation dieser ganzen Show zumindest lief perfekt. Für uns wurde am Steg eine vollständige Bühne aufgebaut, das Wetter spielte einigermaßen mit und der Bräutigam, der mit unserem Auftritt überrascht werden sollte, war völlig aus dem Häuschen. Gut, das war unsere subjektive Empfindung, und so blieb also abzuwarten, wie das Ganze fertig geschnitten und produziert bei der eigentlichen Ausstrahlung mehrere Wochen später aussehen würde.
Und dann war es endlich so weit. Der wunderschöne Tag des Brautpaares war in der Tat richtig schön eingefangen worden und ab und an waren sogar wir einmal zu sehen – und auch zu hören. Und was das alles zu bedeuten hatte, durften wir schon bald spüren: In den Stunden nach der Sendung brach unsere Homepage wegen Überlastung komplett zusammen.
Ich war überwältigt und hätte nie geglaubt, dass ein so kurzer Moment solche Folgen haben könnte. Gleichzeitig gingen aber auch schon wieder Einträge auf unserer Internetseite ein, die uns vorwarfen, dass wir uns nun endgültig verkauft hätten. Das alte Lied …
Die Festivaltour
Im Anschluss an unsere »Goldene Zeiten Tour« bekamen wir dann das Angebot, auf der Orkus-Festival-Tour 2006 mitzufahren. Wir sollten zusammen mit drei anderen Bands – Down Below, Zeromancer und Project Pitchfork – spielen und abwechselnd als Headliner auftreten. Keine Frage, wir sagten zu und die Tour konnte losgehen.
Nach unserem Auftritt im Fernsehen und den unzähligen Gästebucheinträgen, die mir unterstellten, dass ich mich verändert hätte, wollte ich endlich zeigen, was Frank – der Weddingplaner aus Unheilig gemacht hatte: Nichts! Wir waren noch immer Unheilig, spielten noch immer unsere Musik und ich stand noch immer vor und nach den Konzerten bei meinen Fans und gab Autogramme.
In Anbetracht der Tatsache, dass wir bei dieser Tour im Schnitt vor rund 1200 Leuten spielten, kann man sich vielleicht vorstellen, wie ausufernd diese Autogrammstunden in der Zwischenzeit geworden waren. Das ging an die Substanz, aber die Tour war – bis auf eine kleine Erkältung – ein toller Erfolg und der letzte Auftritt sollte in Berlin stattfinden.
Ich dachte an nichts Schlimmes, als plötzlich mein ehemaliger Produzent vor mir stand und freundlich grinsend »Hallo« sagte. Die Überraschung ließ ich mir nicht anmerken und grüßte freundlich zurück – unser Auftritt stand abgesehen davon unmittelbar bevor. Und er lief wunderbar, Unheilig war in Form und das Publikum war zufrieden.
Nach der Show ging es dann wieder Backstage und mit einem Mal polterte erneut der Produzent herein und erzählte etwas von unserem »tollen Auftritt« und wie schön sich doch alles entwickelt habe. Markus und die Band beobachteten mit einiger Befremdung den Auftritt dieses Menschen, schließlich kannten alle die Vorgeschichte und wussten, dass ich mit jedem Konzert und mit jeder Platte noch immer die Schulden abzutragen versuchte, die ich durch ihn hatte.
Ein erstaunliches Verhalten dieses Mannes, den ich einst so sehr geschätzt hatte, denke ich heute. Dass er mich damals derart finanziell bluten ließ, sei ihm als Geschäftsmann verziehen. Dass er jedoch in Berlin so getan hatte, als sei nie etwas
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