Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
Zu dieser Zeit war es schwer für mich, einen Auftritt auf einem Festival zu machen. Es war schier unmöglich, aus dieser Abgeschiedenheit wieder in die Bühnenwelt zu kommen. Aber – auf diese Weise hatte ich nach ein paar Monaten Moderne Zeiten geschrieben und fertig produziert.
Ich spürte, dass es ein anderes Album geworden war als seine Vorgänger. Wesentlich erwachsener, allerdings auch deutlich ruhiger. Wir legten den Termin zur Veröffentlichung fest und entschieden, zum ersten Mal selbst eine eigene Tour auf die Beine zu stellen und nicht als Vorband andere Gruppen zu unterstützen.
Markus und Ollie waren der Meinung, dass diese Zeit nun gekommen sei – ich hingegen hatte naturgemäß einigen Bammel vor dieser Entscheidung und hoffte, dass die beiden recht behalten würden. Aber die Gefahr bestand natürlich wirklich, dass das Ganze in die Hose gehen könnte und zu wenig Leute kommen würden – wir benötigten schließlich eine gewisse Zahl an Besuchern, um eine erfolgreiche Tournee machen zu können.
Nun mussten wir also auf die Suche nach einem Opener gehen. Wir schrieben viele Bands an und verzichteten dabei auf jegliche finanziellen Forderungen. Wer uns begleitete, musste sich lediglich um Übernachtung, Verpflegung und Anfahrt kümmern – einkaufen musste sich bei uns niemand.
Aber – niemand schien Interesse zu haben. Vielleicht dachte keiner, dass diese Tour ein Erfolg werden könnte – ich weiß es nicht. Bis auf eine Dame, die Musik in Richtung Enya machte, wollte uns niemand auf dieser Tour begleiten. Sie erklärte, gerne mit uns auf Tour gehen zu wollen, und so hatten wir eben eine Frau als Opener, die das Publikum mit ruhiger Musik unterhielt.
Und tatsächlich – wir schafften bei dieser Tour einen gesunden Zuschauerschnitt und es war die erste Tour, bei der das Publikum die Lieder in den Refrains lautstark mitgesungen hatte und ich – nicht zuletzt dadurch – immer mehr Sicherheit auf der Bühne bekommen konnte. Es sollte überdies die erste Tour werden, bei der Markus mitgefahren ist und ich mich somit immer wieder mit ihm über alles Musikalische austauschen konnte.
Alles lief nun noch perfekter und geplanter ab, wenngleich bei den Konzerten erste Zweifel aufkamen, ob ich alles weiter so halten könnte, wie ich es immer schon tat: Autogrammstunden und Fan-Treffen vor und nach den Konzerten, dazu eine zweistündige Show – all das forderte seinen Preis und ich war nach dieser Tour körperlich vollkommen am Ende.
Ich hatte zwar viel Sport gemacht und mich einigermaßen gesund ernährt, aber nach dieser Tour brauchte ich fast drei Wochen, um mich wieder zu erholen. In dieser Zeit fand damals wieder ein Fan-Voting statt, bei dem die Unheilig-Anhänger ihr Lieblingslied küren konnten. Die Wahl fiel auf »Astronaut«, und dieses Lied wurde als EP mit einigen Bonusliedern am 9. Juni 2006 veröffentlicht. Aufgrund der tollen Reaktionen gerade zu den Balladen von Moderne Zeiten hatte ich auf diese Wahl gehofft und freute mich umso mehr, dass es gerade dieser Titel geworden war. Er beschäftigte sich mit dem überraschenden Tod eines Familienmitgliedes und hatte somit eine noch intensivere Bedeutung für mich.
Das Lied half mir, obwohl ich es schon unendlich oft gesungen hatte, über diese recht schwere Zeit hinweg, und daher ist es mir heute noch immer sehr wertvoll.
Nachdem wir also diese Tour recht erfolgreich hinter uns gebracht hatten, klingelte irgendwann das Telefon und es meldete sich eine Promotionagentur, die für den Sender ProSieben arbeitete. Sie meinten, es sei eine Fernsehsendung geplant, die Frank – der Weddingplaner heißen würde. Darin sollten Menschen von Frank Matthée eine komplette Hochzeit arrangiert bekommen und nun gäbe es dort wohl ein Pärchen, so hieß es, die sich nichts sehnlicher wünschten, als dass Unheilig auf ihrer Hochzeit spielen würden.
Ich weiß noch genau, wie mich Markus irgendwann anrief und mir davon erzählte. Und ich kann mich auch sehr gut erinnern, dass ich mir ganz und gar nicht sicher war, ob wir das tatsächlich machen sollten. Also bat ich Markus um ein paar Tage Bedenkzeit.
Ich war hin- und hergerissen. Viele Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Ich dachte darüber nach und fragte mich ständig, was die Unheilig-Fans wohl dazu sagen würden. Würde es wieder viele geben, die dann nichts mehr mit Unheilig zu tun haben wollten – so wie damals nach dem »Freiheit«-Video auf Viva? Und wie würden wir in dieser
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