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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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zwischen uns gewesen, ist an Erbärmlichkeit kaum noch zu übertreffen.
    Wir saßen an diesem Abend noch lange mit allen Bands zusammen. Es war eine tolle Tour gewesen und dementsprechend waren wir alle traurig, dass sie nun zu Ende ging. Ich hatte viele neue Erfahrungen gewinnen können. Und in Bezug auf den Produzenten eine neue Erkenntnis: Seine Reaktion damals konnte ich vielleicht noch verstehen. Dass er später nicht dazu stand, war jedoch unverzeihlich.

Puppenspiel
    Das Jahr 2006 war unser absolutes Livejahr. Nachdem wir bereits zwei Touren hinter uns gebracht hatten, gaben wir zum Jahresende hin auch noch eine Reihe Weihnachtskonzerte, die richtig gut besucht waren und sich auf eine schöne Art und Weise von denen unterschieden, die ich mit meiner ersten Band hatte. Diese Erfahrungen waren nun endlich Geschichte und mein Blick durfte ungetrübt nach vorne gehen. Mit Henning und Licky hatte ich zwei Jungs gefunden, die menschlich und musikalisch mit mir auf einer Linie waren, und über Markus und Ollie brauche ich wohl keine weiteren Hymnen zu singen: Sie waren das Beste, was mir während meiner Karriere passieren konnte.
    Nach den unzähligen Konzerten wollte ich Anfang 2007 mit einem neuen Album beginnen. Ich hatte immer wieder über bestimmte Themen nachgedacht und eine Idee blitzte dabei immer wieder – schon lange vor Moderne Zeiten  – durch meinen Kopf. Sie handelte von einer Bühne, auf der Lebensgeschichten erzählt werden – in Gestalt von singenden Puppen.
    Der Name »Puppenspiel« war schon bald geboren und mit ihm schrieb ich auch an einem Lied, das »Puppenspieler« heißen sollte. Das Konzept des Albums stand, aber mir war auch klar geworden, dass ich den Sound erneut weiterentwickeln musste. Während Moderne Zeiten ein wenig ruhiger ausgefallen war, sollte es bei Puppenspiel wieder etwas direkter und härter werden. Ich fing an, mich wieder in meine vier Wände zurückzuziehen und alles andere um mich herum zu vergessen. Ich begann mit Sounds, Loops und Instrumenten herumzuspielen, um meine Ideen umzusetzen.
    Ich weiß noch genau, wie ich damals wochenlang an ein und derselben Nummer herumschraubte. Ich probierte allerlei Dinge aus, was die Kombinationen verschiedener Instrumente betraf und mit dem Sound zu tun hatte. Ich hatte eine Vorstellung von den neuen Songs im Kopf, die scheinbar nicht so ohne Weiteres umzusetzen war.
    Zum Komponieren kam ich in dieser Zeit gar nicht mehr. Stattdessen tüftelte ich Tag und Nacht an Sound und Technik herum und kam dabei meinem Ziel und meinen Vorstellungen nur sehr langsam näher.
    Ich war offenkundig an einem Punkt angekommen, wo ich zwar eine genaue Vorstellung von dem nächsten Schritt hatte, ihn technisch jedoch nicht so hinbekam, wie ich es wollte. Der Gedanke, wieder mit einem fremden Produzenten zu arbeiten, stieß mir allerdings übel auf, da meine Erfahrungen in der Vergangenheit doch sehr schlecht waren.
    Markus und Ollie schlugen vor, mit unserem Keyboarder Henning zu sprechen. Eine Idee, die wirklich nahelag, schließlich hatte Henning schon einiges produziert und mit vielen bekannten Künstlern zusammengearbeitet. Außerdem kannte er mich, meine Musik, mein Denken und meine Ansprüche – im Grunde lag die Lösung meiner Probleme also in Griffweite. Ich musste eigentlich nur noch mit Henning reden …
    Wir sprachen bei unserem ersten Treffen über die Musik, die nun auf Puppenspiel entstehen sollte, und irgendwann fingen wir an, mit unterschiedlichen Sounds herumzuexperimentieren. So entstanden ein Rhythmus und eine Melodie. Ich nahm einen Text, den ich schon einige Zeit vorher geschrieben hatte, und versuchte, ihn auf den neuen Sound zu singen. Und das funktionierte. Text und Sound passten und in kürzester Zeit war das Ding auch schon eingesungen. Es war eine Art Sprechgesang geworden, so wie ich es schon bei Liedern wie »Rache« oder »Himmelherz« gemacht hatte. Unser erster Song war somit als Demo fertig und hieß »Spiegelbild«.
    Ich konnte es nicht fassen. Schon bei dem ersten Treffen mit Henning war ein neuer Titel im Kasten – einen besseren Beweis für gute Zusammenarbeit konnte es wohl kaum noch geben. Und für mich war es in gewisser Hinsicht eine Befreiung. Ich stand nun plötzlich nicht mehr unter dem Druck eines produzierenden Komponisten, sondern konnte mich voll und ganz dem Schreiben von Musik zuwenden, ohne ständig darüber zu grübeln, wie es am Ende klingen müsste. Ich skizzierte die neuen Songs grob in

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