Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
nach den Auftritten – und die wirklich schweißtreibenden Shows selbst – ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Als die Aufzeichnung in Berlin näherrückte, spürte ich jedoch, dass sich langsam eine Grippe in meinem Körper breitmachte. Ich hatte zwar noch eine Stimme, aber da waren schon diese starken Halsschmerzen und der immer wieder kurz auftretende Schüttelfrost.
Dabei war alles genau auf den Punkt organisiert worden: die gesamte Crew für Bühne und Video, Kräne für die Kameras, zusätzliches Licht für die Show und – mehr als 2000 Fans, die sich im Vorverkauf ihre Tickets gesichert hatten. All das ging mir durch den Kopf, als ich merkte, dass ich langsam, aber offenkundig unaufhaltsam krank wurde.
Ich hatte für mich beschlossen, niemandem von meinem Zustand zu erzählen, obwohl ich mir nicht sicher war, wie ich den Auftritt überhaupt überstehen sollte.
Markus und Ollie schauten mich immer mal wieder besorgt an und fragten nach meinem Befinden. Und ich log sie einfach an, weil ich wusste, wie viel für Unheilig auf dem Spiel stand.
Die ganze Technik und die Filmcrew waren schon im Vorfeld bezahlt worden und mir war klar, dass ich es mir nie verziehen hätte, wenn ich der Grund dafür gewesen wäre, dass diese Show nicht stattfinden kann. Ich fieberte buchstäblich nur noch darauf hin, dass es endlich losgehen konnte, damit ich noch rechtzeitig auf die Bühne käme, bevor es mir am Ende noch schlechter ginge.
Ich hatte Angst. Aber es war nicht die berühmte Angst zu versagen oder einen Patzer zu machen – ich spürte vielmehr, dass ich ein hohes gesundheitliches Risiko einging. Ich betete in diesem Moment für mich alleine und dachte an meine Familie und an die, die ich liebte, und bat den lieben Gott einfach darum, dass er auf mich aufpassen sollte.
Zu dem eigentlichen Auftritt kann ich heute nur noch sagen, dass an diesem Abend so weit alles recht ordentlich verlief. Ich kämpfte mich durch und schaffte es am Ende, zusammen mit den anderen, eine – wie es hieß – »atemberaubende Show« abzuliefern.
Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass dieser Auftritt vielleicht sogar der beste meines Leben war. Ich ging im Grunde mit dem Risiko auf die Bühne, meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen, und für mich war es in diesem Moment so, als wenn es mein letzter Auftritt gewesen wäre. Nach dem Auftritt war ich überglücklich und aufgeputscht, obwohl mein Hals schmerzte, als wenn eine Motorsäge darin gewütet hätte.
Am Tag darauf schaffte ich gerade noch eine Autogrammstunde, und dann ging gar nichts mehr. Es war, als hätte man mir den Stecker gezogen. Mit einem Mal hatte ich keinerlei Kraft mehr, meine Lunge brannte bei jedem Husten und das Atmen fiel mir immer schwerer.
Zu Hause angekommen, wurde ich von meinem Arzt auf eine drohende Lungenentzündung vorbereitet, mit Medikamenten vollgestopft, und dann weiß ich eigentlich gar nicht mehr viel. Ich muss wohl direkt ins Bett gefallen sein und dann mehrere Tage durchgeschlafen haben.
Während es für meine Lunge zwar schon bald Entwarnung gab, brannten meine Bronchien immer noch wie Feuer und ich hatte das Gefühl eines permanenten Drucks auf meinem Brustkorb. An weitere Auftritte war zu dieser Zeit nun wirklich nicht mehr zu denken. Außerdem war ich derart mit Medikamenten vollgepumpt, dass ich nur noch schlafen wollte.
Mein Ziel war es dennoch, die beiden geplanten Auslandstermine spielen zu können. Ich wusste, dass viele Unheilig-Fans lange im Vorfeld alles organisiert hatten, um unsere Shows in Spanien zu besuchen, und daher wollte ich diese beiden Konzerte auch unbedingt spielen. Ich wusste, dass allein etwa 30 Leute vom Fanclub Flugtickets gekauft hatten, Urlaub dafür nehmen mussten und sich ungemein auf diese Tage freuten. Diese Menschen konnte ich nicht enttäuschen.
Mein Hausarzt checkte mich komplett durch, da ich ihm von meinem Vorhaben erzählte, und meinte, dass ich wieder Auftritte machen könnte – allerdings nicht mehr als zwei. Ich müsste unbedingt auf meine Gesundheit achten und mich danach mit größter Konsequenz weiter schonen. Beim letzten Mal hätte ich lediglich Glück gehabt, erklärte er mit ernster Miene. Ein weiterer Zusammenbruch dieser Art indes könnte deutlich schlimmere Folgen haben. Ich versprach ihm, nur das Notwendigste zu tun, und zog zufrieden ab.
Wir reisten nach Spanien und ich machte dort die beiden Shows. Körperlich ging es mir erstaunlich gut. Die Beschwerden der letzten
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