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Als Mutter streikte

Als Mutter streikte

Titel: Als Mutter streikte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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«Wollen Sie sich nicht an unseren Tisch setzen? Darf ich Ihnen etwas zu trinken holen?» fragte er.
    Miss Buttle sagte sehr damenhaft: «Ja gern, einen süßen Sherry bitte.»
    «Probieren Sie mal, was ich hier habe», riet ich ihnen. «Schmeckt fabelhaft. Johnnie - trinken wir doch alle Bloody Mary.»
    Er brachte die Gläser, und wir tranken einander zu.
    Die Musik setzte wieder ein. Johnnie und ich entschuldigten uns und gingen wieder auf die Tanzfläche.
    Diesmal war es einer von den allerneuesten Tänzen, die offenbar niemand richtig beherrschte, bis auf ein junges Paar, zwei sehr junge Leute, die, jeder für sich, herumwirbelten, sich dann aber von Zeit zu Zeit bei den Händen faßten und hin und her warfen. Er tat das mit tiefernstem Gesicht, obwohl er sicher nicht älter war als vierzehn. Wie alt sie war, konnte ich nicht erkennen, da sie mir den Rücken zuwandte. Ich sah nur ihre langen Haare fliegen und den auffallend grellfarbenen Hosenanzug. Plötzlich wurde es mir klar. «Perse!» schrie ich. «Was machst du denn hier?»
    Sie drehte sich, während sie immer weiter mit Armen und Beinen schlenkerte, lässig nach mir um. «Reg dich nicht auf, Vi - ich bin mit Gloria und ihrem Verehrer hier.» Ja richtig, da drüben tanzten ja auch Gloria und Mr. Chisholm innig miteinander. Ich war in solcher Hochstimmung, daß ich Mr. Chisholm am liebsten zugerufen hätte:
    Der Saal war aber auch wunderschön geschmückt. An der Decke schwebten lauter Hexen, und dazwischen hingen die Kürbislaternen, denn es war ja Halloween.
    «Du, Johnnie», sagte ich, «es heißt doch immer, daß die Hexen an Halloween oben am Harper’s Clump links herum tanzen, nicht?»
    Lachend sagte er: «Na, ich habe sie jedenfalls noch nicht gesehen. Wollen wir mal rasch nachschauen?»
    Und damit nahm er mich bei der Hand und zog mich nach draußen.
    Strahlend stand der Mond über dem Städtchen. Kalt glänzten die Wagen auf dem Parkplatz. Wir stiegen in den Landrover, der Motor sprang an, und dann fuhren wir durch die im milchigen Licht liegende Landschaft. Die Hecken stoben davon im Licht der Scheinwerfer. Dann ging es bergauf. Lachend und singend rumpelten wir den ausgefahrenen Weg nach Harper’s Clump hinauf. Johnnie stellte Motor und Licht ab, und plötzlich war es rings um uns totenstill. Wir stiegen aus und lehnten uns an den Zaun.
    Die Welt schwamm in weichem Silberlicht. Weit unten im Tal flimmerte hier und da ein Licht. Ich blickte nach Westen. «Kein Wrekin zu sehen», sagte ich.
    «Und auch keine Hexen», sagte er.
    «Doch. Ich bin eine Hexe», sagte ich und rannte kichernd um die Bäume herum. Johnnie lief mir lachend nach. Wir waren wieder Kinder. Aber plötzlich hielten wir inne, standen still und waren wieder erwachsen. Mit großen Augen staunten wir uns an, unsicher, wie es jetzt wohl weitergehen sollte.
    Langsam und ganz sacht küßte mich Johnnie auf den Mund.
    Vielleicht hätte ich mich wehren sollen, aber der Augenblick war von solchem Zauber, daß ich mich an ihn schmiegte und seinen Kuß zärtlich erwiderte.
    Schließlich gingen wir engumschlungen zum Wagen zurück.
     
    Als wir vor unserem Haus ausstiegen, sagte Johnnie: «Süß siehst du aus im Mondenschein, und der kleine Schwips steht dir entzückend.»
    «Wieso Schwips? Ich habe doch nur Tomatensaft getrunken.»
    «Na, weißt du, Wodka war schließlich auch noch drin.»
    Mir fuhr der Schreck in die Glieder. Hoffentlich hatte mir niemand etwas angemerkt. Meine Hochgefühle waren plötzlich dahin. «Vielen Dank auch noch einmal, Johnnie», sagte ich etwas gequält. Ich hoffte, er würde mich noch einmal küssen, aber anscheinend hatte er meinen Stimmungsumschwung bemerkt und bereute nun, daß er den Schwips überhaupt erwähnt hatte.
     

12
     
    «Wo liegt Kuala Lumpur?» fragte Vater am nächsten Morgen beim Frühstück.
    «In Malaysia», sagte ich. «Warum?»
    «Weil da Mutter jetzt ist.» Er schob einen Brief in die Brusttasche.
    «O Vater! Was schreibt sie denn?»
    «Daß sie uns alle sehr liebhat. Es sieht ganz so aus, als würde sie mir alles verzeihen, was sie zu mir gesagt hat.»
    «Ja, aber sie reist doch immer weiter weg», sagte ich verzweifelt. Meine Mutter fehlte mir jetzt mehr denn je.
    Vater sah von seinem Ei hoch. «Wenn man weit genug reist, Viola, kommt man eines Tages wieder an den Ausgangspunkt zurück.»
    «Hat das mit der Relativitätstheorie zu tun?» fragte ich.
    «Nein, du Schaf», sagte Perse. «Das kommt daher, weil

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