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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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widerfahren war.
    Ich blieb im Krankenhaus und betrachtete meine Tochter. Gerade hatte sie noch in meinem Bauch gesteckt, und jetzt war sie hier draußen auf der Welt. Während der Schwangerschaft fand ich es immer ziemlich schwachsinnig, den Tag zu feiern, an dem ein Mensch das Licht der Welt erblickt. Viel sinnvoller erschien es mir, den Tag zu erinnern, an dem die Mutter den ersten Tritt gespürt hatte. So lebendig erschien sie mir in meinem Bauch. Aber jetzt war sie noch viel wirklicher und sah noch viel schöner aus als auf den Ultraschallfotos. Ich schaute mein Mädchen ewig an und schlief nur eine Stunde. Wenn ich die Augen schloss, hatte ich Angst, sie würde beim Aufwachen nicht mehr da sein. Doch sie lag da. Klein und zerknautscht und plötzlich nicht mehr als Teil meines Körpers.
    Plötzlich merkte ich, dass es an der Zeit war, meine Eltern anzurufen. Alles geriet in einen Fluss. Ich spürte, wann der richtige Zeitpunkt gekommen war, das Telefon zu nehmen und meinen verschlafenen Eltern ins Ohr zu flüstern, dass sie jetzt Großeltern waren. Plötzlich ist das, worauf alle gewartet hatten, wahr und unumstößlich. Willkommen im zweiten Teil meines Lebens.
    Kurz bevor Oscar wiederkam, schickte ich dann eine SMS an mein gesamtes Telefonbuch: »Ein Wunder ist geschehen! Heute Nacht halb drei kam Sophie zur Welt und brachte viel Glück, Fassungslosigkeit und ein verwegenes Lächeln mit.« Manifest und unumstößlich.
    Als ich am Nachmittag entlassen werden wollte, kam die Hebamme, um Sophie anzulegen. Während ich noch auf Wolke sieben schwebte, weil ich mich gerade verliebt hatte, kniff sie in meine Brust und hielt das Kind am Genick in Richtung Brustwarze. Es klappte nicht sofort, obwohl sie doch so zärtlich war. Trotzdem war ich komplett zuversichtlich, dass Sophie das schon verstehen würde, wohingegen die Hebamme in Panik verfiel. Sie fragte, ob meine nachsorgende Hebamme denn Zeit habe, heute noch zu kommen, um das Problem zu lösen – ich hatte keine Ahnung, es interessierte mich auch nicht. »Warum wollen bloß immer alle Mütter gleich nach Hause? Wenn Sie jetzt gehen, dann werden Sie Ihr Kind womöglich nicht stillen können, und dann schreit es die ganze Zeit, und dann wird es gelb.«
    Fast hätte sie mich damit gehabt. Doch ich war so fest davon überzeugt, dass die Natur von nun an ein striktes Programm fahren würde und ich nur auf meinen Steinzeitcode hören müsse, dass gar nichts passieren konnte. Und so war es ja dann auch. Also blieb ich bei meinem Plan und fuhr nach Hause.
    Zwar hätte ich mich wahrscheinlich ein bisschen schneller erholt, wäre ich noch eine Nacht im Krankenhaus geblieben, aber ich wollte in keinem anderen Bett schlafen als in meinem. Und von keinem anderen Tellerchen essen als von meinem. Dazu wollte ich einfach meine Ruhe. Endlich verstehen, was hier gerade passiert war. Denn letztlich überrumpeln einen die Ereignisse doch, da kann man sich noch so gut vorbereiten.

IM WOCHENBETT
    KINDER STECKEN IN BROTFÄCHERN, UND EINE KINDERKRANKENSCHWESTER NIMMT DIE WICKELPRÜFUNG AB
    Da war es nun, mein überfälliges Kind. Angeblich fünfzehn Tage nach Termin geboren. Aber wer legte so etwas eigentlich fest? Wir reden hier von Zeiten, in denen Geburtstermine einzig nach dem Regelkalender errechnet wurden. Von Daseinsformen, da hauptstädtische Prä-Muttis wie ich während ihrer kompletten Schwangerschaft einen einzigen Ultraschalltermin hatten, bei dem sie in Dreiergruppe und mit vorab freigelegtem Unterkörper sowie mitgebrachtem Handtuch in der Frauenklinik der Charité antanzen durften. Wir reden von Holzhörrohren, die auf den dicken Bauch gepresst wurden, und Frauenärztinnen, die kraftvoll zupackten, um die Kindsgröße zu ertasten. Wir reden hier also im Grunde von jenem gelobten, nahezu technikfreien Zustand, in den sich so manche werdende Mutter heute wieder zurückzusehnen scheint.
    So jedenfalls, wie Hanna aussah – klein, dünn, Fusselhaare –, hätte sie gut noch eine Woche im Bauch bleiben können. Möglicherweise hätte sie dann nicht erst diverse Extraeinladungen pharmazeutischer und geburtshilflicher Art gebraucht, um sich letztlich doch auf den Weg in ihr Leben zu machen. Aber egal, wir hatten es geschafft. Das Kind war geschaukelt.
    Ich war fix und fertig. Müde und hungrig und, ehrlich gesagt, keineswegs dermaßen euphorisiert, wie mir das in dem DDR -Standardwerk »Entwicklungswunder Mensch« vorausgesagt worden war. Dort war eine milde guckende, leicht

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