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Als ploetzlich alles anders war

Als ploetzlich alles anders war

Titel: Als ploetzlich alles anders war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Dierks
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werden und fegte die Zeitung mit einer heftigen Handbewegung vom Tisch. Darunter lag die leere Hülle einer DVD , die offenbar noch im Abspielgerät steckte. Louisa sah sofort, welche DVD das war, auch wenn jemand das Cover entfernt hatte.
    Auf der Hülle klebte nämlich ein kleiner, mit Glimmer bestäubter Sticker in Form eines Schneekristalls. Louisa erinnerte sich, dass ihre Mutter gesagt hatte, die DVD wäre defekt gewesen und deshalb im Müll gelandet. Vielleicht hatte sie die Hülle, die ja noch völlig in Ordnung war, auch nur aufgehoben und für eine andere DVD benutzt. Louisa schnappte sich die Fernbedienung, drückte auf Start und ein paar Sekunden später wusste sie, dass ihre Mutter sie angelogen hatte.
    Louisa fing wieder an zu zittern wie jedes Mal, wenn etwas ihr so nahe ging und schier alles durcheinanderbrachte, sodass sie dann für Momente zu keiner kontrollierten Bewegung mehr fähig war. Warum hatte Mama gelogen? Sie hätte doch zugeben können, dass sie den Film als Erinnerung behalten wollte, Louisa hätte das verstanden und sie wäre ganz bestimmt nicht so verletzt gewesen wie jetzt von dieser Heimlichkeit, die eigentlich nur zeigte, wie viel Angst Mama offenbar vor der Wahrheit hatte.
    Als sie dann das Mädchen sah, das sie noch vor einem Jahr gewesen war, das sich so gewandt und traumwandlerisch leicht bewegte, füllten sich Louisas Augen mit Tränen. Trotzdem ließ sie den Film weiterlaufen. Sie konnte nicht anders. Jetzt war es ohnehin schon zu spät, weil die Bilder sie schon längst in die Vergangenheit katapultiert hatten. Papa hatte sich das ganz bestimmt nicht noch einmal angeschaut, der quälte sich nicht mit Erinnerungen, den hatte das alles so fertiggemacht, dass er einfach nur versuchte, irgendwie weiterzuleben. Damals war er so stolz auf Louisa gewesen. Jetzt blickte er sie ja kaum noch an und neulich war er ganz verlegen und einsilbig geworden, als sich ein Blickkontakt einfach nicht vermeiden ließ.
    Mama war da anders, die litt richtig mit Louisa mit, was ähnlich belastend war. Das warf Louisa meist viel zu sehr auf ihr Leid zurück. Aber sie wollte nicht immer nur leiden. Da sie aber jetzt wusste, dass auch Mama sie belog und sich den Film wer weiß wie oft schon heimlich angesehen hatte, war ihr Mitgefühl nur noch halb so viel wert. Wer sagte hier überhaupt noch die Wahrheit? Wer war wirklich ehrlich zu ihr? Papa nicht und Mama nicht. Und Teri? Louisa wusste längst nicht mehr, was in ihrer Schwester vorging, wie sie jetzt tickte, was sie dachte. Seit dem Unfall war Teri eine völlig andere geworden, genau wie Papa, der früher so lebhaft und witzig gewesen war.
    Louisa starrte auf den Bildschirm, wo die Louisa-von-früher sich gerade in eine Pirouette eindrehte, den Kopf dabei in den Nacken legte und die Arme in fließenden Bewegungen langsam in die Höhe streckte. Louisa versuchte sich zu erinnern, was sie in genau diesem Augenblick gedacht hatte. So weit weg von all dem, womit sie sich jetzt ständig das Hirn zermartern musste. Irgendwo im Publikum hatten ihre Freundinnen und ihre Familie gesessen. Natürlich war sie superglücklich gewesen, unbekümmert und riesig stolz auf sich, als sie nach ihrem Auftritt einen tosenden Applaus bekam. Für die Louisa-von-früher war alles immer so selbstverständlich. Sie war hübsch, sie war begabt, sie hatte gute Schulnoten und ein sorgloses Leben gehabt.
    Plötzlich verließ sie wieder der Mut. Neue Pläne schmieden– wozu denn? Es allen beweisen, aber wie? Vielleicht lag Frau Fuchs mit ihrer Meinung ja doch nicht so daneben. Genau genommen hatte sie ja nur ausgesprochen, was Louisa selbst allmählich klar wurde– sie war an ihre Grenzen gestoßen und nur noch nicht bereit, das zu akzeptieren. Auf einmal fühlte Louisa einen maßlosen Zorn in sich aufsteigen. Warum war sie damals bloß ohne Helm gefahren, obwohl sie ganz genau wusste, wie gefährlich das war? Ohne Helm zu fahren, bist du denn irre? hatte Teri sie angebrüllt, als Louisa sie endlich eingeholt und Teri sich zu ihr umgedreht hatte. Wird schon nichts passieren, hatte Louisa gedacht und war einfach weitergefahren. Viele fuhren doch ohne Helm und ihnen passierte nichts. Die Jungs aus dem Viertel, die ständig die Straße rauf- und runterdüsten. Bei dem Wetter wäre es sowieso viel zu heiß unter dem Ding gewesen und der Riemen schnitt sich einem immer so ins Kinn, dass man nachher eine richtige rote Druckstelle hatte.
    Louisa stemmte sich aus den Sofakissen, kam

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