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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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wirklich schlimm, er sagte, »du wirst heimtückisch ermordet, und zwar schon ziemlich bald.« Dann hat er Domitian noch den Tag verraten, an dem das passiert, und gesagt, »und zwar vor sechs Uhr abends.«
    Domitian hat richtig Angst gekriegt, er dachte, »au nein, das ist ja furchtbar, was soll ich machen?«, er dachte, »ich muss mir einen Plan ausdenken.« Zuerst hat er ganz viele
Leute hinrichten lassen und wofür? Dafür, dass sie vor Jahren mal einen unanständigen Witz über ihn erzählt haben, oder dafür, dass sie eine Weltkarte hatten, weil so was nämlich nur ein Kaiser durfte, und alles bloß, damit sie ihn nicht heimtückisch ermorden. Danach hat er sich in seinem Palast umgeguckt und nach Stellen gesucht, die sich für einen heimtückischen Mord eignen, er dachte, »bestimmt in dem Säulengang, wo ich immer spazieren gehe«, und er hat die Wände so blitzblank polieren lassen, dass sie wie Spiegel waren, damit er jeden sehen kann, der sich von hinten mit einem Dolch an ihn ranschleichen will, um ihn zu erstechen.
    Dann hatte er noch eine Idee, er dachte sich, »ich beweise, dass alle Propheten unrecht haben.« Also ist er zu einem ganz berühmten Propheten gegangen und hat ihn gefragt, »sag mal, wie wirst du sterben?«, und der Prophet hat gesagt, »na ja, ich werde von Hunden gefressen werden.« Da hat Domitian in die Hände geklatscht, so hat er sich gefreut, und er hat gesagt, »dann befehle ich, dass du auf der Stelle hingerichtet wirst. Du sollst auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.« Also haben seine Soldaten einen großen Holzhaufen aufgestapelt, auf den oben der Prophet draufkam, und sie haben ihn angesteckt, und Domitian dachte, »klasse, jetzt können alle sehen, wie dumm diese Propheten sind. Ich gehe nach Hause.« Aber das war leider ein Fehler, denn kaum war er weg, kam ein Sturmwind auf, wie ein Hurrikan, und die ganzen Holzstücke auf dem Scheiterhaufen wurden durcheinandergewirbelt, der Prophet ist von oben runtergefallen, und plötzlich hat sich ein Rudel Hunde auf ihn gestürzt und ihn gefressen, der Prophet hatte also doch recht. Wie Domitian das gehört hat, dachte er, »o nein, der Plan hat nicht funktioniert.«
    Schließlich kam der Tag, an dem Domitian heimtückisch ermordet werden sollte. Er dachte, »heute muss ich echt supervorsichtig
sein.« Zuerst hat er sich ein dickes Geschwür am Kopf aufgekratzt, bis es blutet, weil er gehofft hat, das genügt, um die Prophezeiung aufzuhalten, er dachte, »vielleicht reicht das ja.« Danach ist er in seinem Palast rumgelaufen, der war riesig, und da drin war es so leise, dass er seine Schritte hören konnte, »klapp klapp klapp.« Er ist durch die Flure und durch den Garten mit den schönen Blumen gelaufen, und vorsichtshalber hatte er einen großen Dolch bei sich, weil er keinem getraut hat, den Köchen nicht und den Putzfrauen nicht und den Gärtnern nicht und seinen besten Freunden nicht und seinen Leibwächtern auch nicht, er hat sie alle misstrauisch angeguckt, und wie er in dem Säulengang war, hat er auf die polierten Wände geguckt, ob sich auch keiner von hinten an ihn ranschleicht, aber es kam keiner.
    Der Tag kam ihm wie eine Ewigkeit vor, Domitian dachte, »es ist ein Gefühl, wie wenn er nie wieder aufhört.« Aber dann wurde es doch später, und er hat einen von seinen Dienern gefragt, »wie spät ist es?«, und der Diener hat gesagt, »äh, kurz nach sechs.« Domitian hat gesagt, »wirklich, nach sechs?«, und er hat sich so gefreut, er hat geschrien, »hurra hurra, ich lebe noch, dabei hat die Prophezeiung gesagt, ich werde vor sechs getötet, und das heißt, sie war falsch.« Er dachte, »vielleicht hat es echt gereicht, dass ich mir das Geschwür aufgekratzt hab«, also hat er seinen Dolch weggetan und gesagt, »ich weiß was. Jetzt gönne ich mir ein schönes Bad. Jawohl.«
    Aber das war ein schwerer Fehler, weil es nämlich bloß ein Trick war. Der Diener hat ihm die falsche Zeit gesagt, und es war in Wirklichkeit erst fünf. Domitian ist ins Badezimmer gegangen und hat sich in einer großen Wanne ein schönes heißes Bad eingelassen, da kam plötzlich ein anderer Diener rein. Der hatte seit Tagen einen Arm in der Schlinge, angeblich, weil er ihn sich gebrochen hatte, aber
das war auch ein Trick, weil er in der Schlinge nämlich einen Dolch versteckt hatte. Jetzt hat er ihn rausgeholt, und Domitian dachte, »o nein, wie schrecklich, hätte ich doch bloß meinen Dolch mitgenommen«, das wäre wirklich besser

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