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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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Straße gefegt. Ich dachte, »wenn wir doch bloß jemand wie Papst Bonifatius kennen würden, der könnte uns ein Dach über dem Kopf besorgen«, ich sagte, »du kennst doch bestimmt noch mehr Römer, Mum«, und sie sagte, »höchstens meine ehemaligen Studenten, aber die sind inzwischen bestimmt zehnmal umgezogen. Probieren könnte ich es trotzdem. Ich weiß noch, die eine war eine Fürstin.« Fürstin hab ich nicht verstanden, und Mum hat gesagt, so was wie die Queen, bloß kleiner, und ich hab gesagt, »aha. Wetten? Dann hat sie sicher Tausende von Wohnungen«, aber Mum hat gesagt, »in Rom gibt es jede Menge Fürstinnen, Lawrence, und manche haben überhaupt keine Wohnungen.« Sie sagte, »aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.«
    Und dann hat sie noch gesagt, dass wir am Abend Gabrielle babysitten sollen, weil Klaudio und Tschintzia wegmüssen. Klaudio zu einer Besprechung und Tschintzia in ein Restaurant, zu einem Arbeitsessen. Ich dachte, »gut so, dann kann ich das hinterlistige Garkeintier im Auge
behalten und aufpassen, dass er Hermann nichts Schreckliches antut.«
    Wie wir fast bei Klaudios Wohnung waren und Mum den Wagen geparkt hat, ist was Komisches passiert, ich weiß es noch genau. Mum ist ein Stück die Straße runtergegangen, und dann hat sie gesagt, »guckt mal, das Auto da vorne, es hat die gleiche Farbe wie das von eurem Vater«, es war gelb. Ich sagte, »seins ist ein bisschen heller«, aber Mum sagte, »nein, ich bin mir sicher, es ist genau dieselbe Farbe«, und ich sagte, »aber sein Auto ist anders, es ist größer«, und Mum sagte, »ja, stimmt«, aber sie ist trotzdem hingegangen und hat durch die Windschutzscheibe geguckt.
    Dann sind wir weiter zur Wohnung gegangen. Ich hab mir ein bisschen Sorgen gemacht, ich dachte, »und wenn Gabrielle früher nach Hause gekommen ist, wenn er so getan hat, wie wenn er krank ist, und wenn er sich eine Leiter besorgt hat?«, hatte er zum Glück aber nicht, Hermann stand immer noch auf dem Schrank. Mum hat ihn runtergeholt, sie ist auf den Tisch geklettert, und ich hab ihm frisches Wasser und Futter gegeben, und die Babysitterei war echt ein Kinderspiel. Gabrielle hat überhaupt nichts angestellt. Ich hab ihn ein paarmal mit meinem Caligulablick angeguckt, wenn Mum es nicht gemerkt hat, und ich glaube, das hat geholfen, weil er kaum was gesagt hat, und die Spagettis, die Mum gekocht hat, hat er auch gegessen. Wie ich mir die Zähne geputzt hab, ist Klaudio Bär nach Hause gekommen, weil seine Besprechung schon früher zu Ende war, und er hat Gabrielle ins Bett gebracht, deswegen musste Mum das nicht machen, was auch gut war.
    Dann bin ich plötzlich aufgewacht, von einem Geräusch, und obwohl ich geschlafen hab, wie das Geräusch kam, konnte ich mich noch dran erinnern, was komisch war, wie wenn ich eine CD im Kopf hatte und es einfach noch mal abspielen konnte, wenn ich wollte. Es war ein Kratzgeräusch,
und ich dachte, »das ist bestimmt ein Stuhl.« Ich hab rumgeguckt, und obwohl es dunkel war, konnte ich was sehen, weil neben den Vorhängen ein bisschen Licht reinkam. Hermann war da in seinem Käfig, er war wach, wie meistens in der Nacht, er ist nämlich nachtaktiv, und er hat seine Nase durch das Gitter gesteckt und sich die Wand angeguckt, und ich dachte, »ihm ist nichts passiert, das ist gut.« Mum war nicht da, sie geht oft raus, wenn wir schlafen, und ich dachte, »wahrscheinlich hat sie das Kratzgeräusch gemacht.« Das war auch gut.
    Aber dann ist mir was anderes eingefallen, ich dachte, »und wenn es doch nicht Mum war, wenn es Gabrielle war?« Dann dachte ich, »was könnte er machen, wenn alle schlafen?«, und ich dachte, »vielleicht geht er in die Küche und macht meine ganzen Tim und Struppis kaputt«, ich dachte, »vielleicht schmeißt er meine Hot Wheels in die Mülltonne.« Dann dachte ich, »nein, ich glaub nicht, dass er das macht, der schläft bestimmt«, aber dann dachte ich, »oder doch nicht«, und den Gedanken bin ich dann einfach nicht mehr losgeworden, er hat sich nicht vom Fleck gerührt, er ist immer wiedergekommen, bis ich ganz wach war, und da wurde ich echt sauer. Also dachte ich, »das soll er sich lieber nicht trauen, das hinterlistige böse Garkeintier.« Jetzt dachte ich, »am besten gehe ich mal nachgucken«, also bin ich von dem Schlafsofa aufgestanden, aber dann bin ich stehen geblieben, weil ich dachte, »und wenn es nur ein Trick ist, dass ich rauskomme? Dann schleicht er sich hinter mir rein und tut

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