Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
Vom Netzwerk:
gewesen, weil der Diener nämlich wie ein Wilder auf ihn eingestochen hat, und Domitian konnte sich nicht wehren, weil er bloß ein kleines Handtuch hatte. So wurde er also doch heimtückisch ermordet, obwohl er so vorsichtig war, obwohl er Kaiser war, konnte er nichts dagegen machen. Der Prophet hatte also doch recht.
    Am nächsten Morgen hat Mum uns früh geweckt, sie sagte, »wir müssen los, zu den Vanhutens«, aber ich wollte nicht, ich sagte, »ich lass Hermann nicht hier, was, wenn Gabrielle ihn wieder erwischt?« Mum hat gesagt, »sei nicht albern, Lawrence, es war bestimmt nur ein Unfall, und außerdem ist Gabrielle sowieso nicht hier, er muss doch in den Hort«, aber ich hab gesagt, »und wenn er früher nach Hause kommt? Wenn er so tut, wie wenn er krank ist?« Ich hab gesagt, »ich gehe bloß mit, wenn wir ihn irgendwo ganz hoch oben hinstellen, wo Gabrielle nicht drankommt.« Also haben wir ihn ganz oben auf einen Küchenschrank gestellt, und Mum wurde sauer, weil sie nicht so hoch hinkam und Klaudio fragen musste, sie sagte, »Lawrence hat Angst, dass eine Katze in die Wohnung kommt«, was natürlich gelogen war. Ich dachte, Hermann kriegt vielleicht Angst so hoch oben, aber dann dachte ich, »besser als zerquetscht und in den Mülleimer geschmissen werden.«
    Wir sind mit unserem Auto zu den Vanhutens gefahren. Mum war noch nie in Rom gefahren, wie sie vor Jahren da gewohnt hat, ist sie immer zu Fuß gegangen oder hat den Bus genommen, und wir haben uns dreimal verfahren, und sie hat die ganze Zeit geschimpft, »Herrgott noch mal«, oder, »nicht zu fassen, was der da macht.« Aber irgendwann sind wir dann doch angekommen, Manuella hat die Tür aufgemacht,
und Mum musste sich beeilen, weil hinter ihr ein paar Autos gehupt haben, und ich sagte, »fahr vorsichtig, Mum. Nicht, dass du einen Unfall baust.«
    Unsere Lehrerin hieß Sinjora Morrow, und sie war nett, sie war total witzig, wenn man einen Fehler gemacht hat, hat sie ganz weit die Augen aufgerissen und geschielt und einem in die Nase gekniffen, aber es hat nicht richtig wehgetan, es war bloß ein Witz, sie hat so schnell geredet, wie wenn sie Hummeln im Hintern hat, sie war ein springender Puma. Sie hat uns »kommästei« beigebracht, das heißt, »wie geht es dir«, und »mi kiahmo Lawrence«, das heißt, »ich heiße Lawrence.« Die kleine Leonora Maus war besser in Italienisch als die große Tina Quasselkaninchen, das war eine Überraschung, und Tina war natürlich sauer deswegen. Noch eine Überraschung gab es, wie wir unser Mittagessen gegessen haben, Manuellas leckere Butterbrote, da haben Tina und Leonora nämlich dauernd gefragt, »Mum, fahren wir nachher zu dem DVD-Laden«, oder, »können wir nicht Pizza essen gehen?«, aber Janice Schnuckelschwein hat ihnen keine Antwort gegeben, weil sie zu viele andere Sachen zu tun hatte, Zeitung lesen oder telefonieren, sie hat bloß gesagt, »jetzt nicht, Kinder«, und ich dachte, »das ist seltsam«, weil unsere Mum uns immer sofort antwortet, auch wenn sie bloß sagt, »sei nicht albern.«
    Auch noch seltsam war, dass Tina und Leonora kaum Spielzeug hatten, bloß ein paar Puppen und Spiele und langweiliges Zeug, bei uns zu Hause hatten wir viel, viel mehr, sogar was wir mit dem Auto nach Rom mitgenommen hatten, war mehr. Mir haben die kleinen Vanhutens ein bisschen leidgetan, sogar das Quasselkaninchen, und ich hab zu ihnen gesagt, »wenn wir eine Wohnung haben, könnt ihr uns besuchen und mit unseren Spielsachen spielen, wir haben jede Menge.«
    Wie Mum uns abgeholt hat, war sie gut drauf, sie sagte,
sie hat Chrissies Christenfreunde kennengelernt, und die haben gesagt, ja, sie kann den Job haben, und sie haben noch nicht mal zu ihr gesagt, dass sie zehnmal am Tag in die Kirche rennen muss, was gut war, und Mum hat erzählt, dass sie zur Britischen Botschaft gefahren ist und ihren neuen Pass abgeholt hat. Wie wir zum Auto gegangen sind, hat sie gesagt, »die einzige schlechte Nachricht ist, dass wir bei denen wohl keine Wohnung finden werden«, sie hat gesagt, »sie haben in ihren Unterlagen nachgeschaut, aber es war alles wahnsinnig teuer. Ich konnte es kaum glauben. Sie haben gesagt, am besten fragen wir alle, die wir kennen, ob sie nicht vielleicht was Billigeres wissen.« Dumm wie Jemima ist, wollte sie helfen, sie hat gesagt, »komm, wir fragen alle, Mummy, komm, wir fragen den da«, und sie hat auf einen Mann gezeigt, der uns sehr überrascht angeguckt hat, er hat mit einem Besen die

Weitere Kostenlose Bücher