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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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beide.«
    Ich war immer noch nicht ganz überzeugt. Ich hab gedacht, »Mum ist klug«, ich hab daran gedacht, dass Franssien Katze Dad vor all den vielen Jahren sehr gern gehabt hat, ich hab gedacht, »hau ab, Katze, lass ihn in Frieden«, und dann hab ich gedacht, »aber Franssien ist nett, sie hat mir die Geilen Geschichten geschenkt.« Und dann ist mir auf einmal noch was eingefallen, ich hab gedacht, »au ja, hurra«, ich hab gedacht, »wieso hab ich da nicht schon früher dran gedacht, wie blöd«, ich hab gedacht, »wir sind doch nicht in Gefahr«, und ich hab gesagt, »aber, Mum, er kann den Kuchen nicht vergiftet haben, weil wir doch die Tür abgeschlossen haben, weißt du nicht mehr? Er kann nicht rein.« Aber Mum hat sich nicht gefreut, wie ich dachte, das war schade, sie hat bloß den Kopf geschüttelt und gesagt, »es war Beppo, Lawrence, mein Spatz, verstehst du? Beppo hat ihm den Schlüssel gegeben. Für Geld würde Beppo alles
machen.« Sie hat gesagt, »euer Vater ist bestimmt schon seit Tagen hier. Und er hat schon angefangen, die Leute gegen uns aufzuhetzen, wie die Frau auf dem Markt.«
    Plötzlich war ich todmüde, wie wenn ich nicht mehr atmen kann. Ich hab gedacht, »alles war so schön, und jetzt ist alles kaputt.« Ich glaub, Mum hats gesehen, sie hat nämlich wieder traurig geguckt, die Augen zugemacht und gesagt, »mir tut das alles so leid, Lawrence. Ich hätte es dir wirklich nicht sagen dürfen, ich wollte es ja auch nicht, aber ich hatte solche Angst, ich fand, du müsstest es wissen.« Dann war alles still, und Mum hat mich angeguckt, und ich hab gedacht, »jetzt wartet sie«, aber ich wusste wirklich nicht mehr, was ich sagen soll. Wie wenn meine ganzen Gedanken weg sind und in meinem Kopf nur noch eine große Leere ist.
    Ich wollte Mum nicht noch mehr aufregen, ehrlich nicht, ich hab gedacht, »ich muss ihr helfen«, aber das hat irgendwie nicht geklappt. Ich hab gedacht, »ich will wieder ins Bett«, und dann hab ichs plötzlich gesagt, ich wollte es nicht, es war wie ein Unfall, ich hab gesagt, »aber Franssien ist immer total nett zu uns.« Das war das Falsche, Mum hat überrascht geguckt, wie wenn ich sie gehauen hätte. Sie hat gesagt, »er kann jede Minute wieder zurück sein, um Gottes willen, Lawrence, ich brauch wirklich deine Hilfe.« Ich hab versucht, Angst zu kriegen, ich habs echt versucht, aber irgendwie hat es wieder nicht geklappt, und ich hab gesagt, »es ist spät, Mum, er ist bestimmt im Bett«. Und sie hat sich weggedreht und die Stirn gerunzelt, wie wenn sie Kopfschmerzen hat, und gesagt, »was meinst du, sollen wir den Stuhl unter die Klinke klemmen?«
    Sie hat wieder gewartet, und ich hab gedacht, »wieso fragst du mich, Mum, normalerweise klemmst du einfach den Stuhl unter die Klinke, ohne mich zu fragen.« Und ich hab gesagt, »ich weiß nicht, von mir aus«, und da ist sie
erst so richtig wütend geworden, das war komisch, ich hab doch bloß gesagt, »ich weiß nicht, von mir aus.« Sie hat mich angeguckt, wie wenn ich böse bin, ein richtig, richtig schlimmer Junge, und sie hat gesagt, »dann mache ich es eben selber.« Und sie ist ziemlich stampfend ins Esszimmer gegangen und hat einen Stuhl geholt, und ich hab versucht, ihr zu helfen, ich wollte an dem einen Bein mit anpacken, aber es war zu spät, sie hat mich nicht gelassen, sie hat den Stuhl so hoch gehoben, dass ich ihn loslassen musste, ich hab mir dabei sogar ein bisschen die Hand wehgetan, aber ich hab nichts gesagt. Dann hat sie ihn unter die Klinke geklemmt und ist weggegangen, sie hat mich nicht ein einzigstes Mal angeguckt.
    Ich hab gedacht, »na schön, Mum, dann geh ich jetzt ins Bett, es ist schließlich mitten in der Nacht.« Aber es war nicht leicht einzuschlafen, ich konnte Jemima atmen hören und später dann Mum rumlaufen, sie ist ganz oft an unserer Tür vorbeigekommen, und ich hab gedacht, »sie ist nicht müde«, und ihre Füße haben ganz schnell »tapp tapp tapp« gemacht, wie wenn sie bei einem Wettrennen mitmacht.
     
    Wenn ein Kaiser gestorben ist, hat man ihn zum Gott gemacht, aber nur, wenn er nett war und ihn alle Leute gut leiden konnten. Caligula war böse, und es konnte ihn keiner gut leiden, deswegen dachte er sich eines Tages, »ich weiß was. Ich warte nicht, bis ich tot bin. Ich mach mich gleich selber zum Gott.«
    Also hat er allen erzählt, »ich bin eigentlich ein Gott«, und er hat sich von seinen Dienern einen neuen Tempel bauen lassen. Sie haben eine Statue aus

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