Als wir Roemer waren
und gesagt haben, »wo wohl der Nero steckt? Die feindliche Armee ist im Anmarsch.« Wie er beim Haus von den Dienern angekommen ist, hatte er riesigen Hunger und Durst, weil er noch nicht gefrühstückt hatte, aber es gab nichts, und er musste altes Brot essen und Wasser aus einem ekligen Tümpel trinken, obwohl er der Kaiser war.
Nero dachte, »das ist furchtbar, ich will nicht sterben, ich bin so ein wunderbarer Sänger, ich will noch viele Lieder singen.« Aber dann sind ein paar feindliche Soldaten angeritten gekommen, und seine Diener haben gesagt, »pass auf, die stecken dich in eine hölzerne Gabel und schlagen dich mit Eisenstangen, bis du tot bist.« Da hat Nero gesagt, »o nein, das hört sich furchtbar an«, und er hat sich ganz
schnell mit seinem Schwert erstochen und ist gestorben. Das war das Ende vom Kaiser Nero.
Aber eins war komisch. Nero war schrecklich, keiner konnte ihn leiden, weil er Tausende Römer hinrichten lassen und ihnen ihr Geld weggenommen hat, für seine großen Essen und sein Goldenes Haus, weil er ein furchtbarer Sänger war und bei den Wettbewerben geschummelt hat. Aber wie er tot war, waren manche Leute nicht mehr ganz so überzeugt, sie haben gesagt, »der arme alte Nero.« Wie wenn sie alles vergessen hatten und nicht mehr Bescheid wussten, wie wenn sie durcheinander waren, und sie dachten, »klar, er war seltsam, aber er war unser Kaiser. Schade, dass es ihn nicht mehr gibt, wir vermissen ihn, wir sind richtig traurig.« Sie haben ihm Blumen aufs Grab gelegt, und sie haben geweint. Sie haben sogar kleine Statuen von ihm gemacht und sie an besonderen Plätzen aufgestellt. Und es war fast, wie wenn er doch noch ein Gott geworden war.
Mum hat gesagt, ich brauch nicht viel einpacken, weil wir bald wieder da sind, sie hat gesagt, eine Tasche muss reichen, deswegen hätte es babyleicht sein müssen, aber ich hab es mir dauernd wieder anders überlegt. Ich hab gedacht, »ich nehm meine ganzen Tim und Struppis mit«, aber dann hab ich gedacht, »wenn ich im Auto Tim und Struppi lese, wird mir schlecht, ich nehm lieber die Legos mit, dann kann ich mit denen spielen.« Mum war nicht mehr traurig, sie war ernst, sie hat dauernd über unseren neuen Plan geredet, sie hat geflüstert, damit Jemima nicht aufwacht, weil es wieder mal mitten in der Nacht war. Es war, wie wenn meine Idee »was wir machen können, damit Dad uns nicht kriegt« ein großes leeres Zimmer ist, das sie nach und nach mit Stühlen und Möbeln und anderen Sachen vollstellt, weil, wie sie geredet und geredet hat, war meine Idee plötzlich voll von lauter kleinen Plänen und wurde immer wahrer.
Manchmal war ich selber nicht mehr ganz so überzeugt, ich hab gedacht, »eigentlich war es doch bloß ein Witz«, ich hab gedacht, »ob sie es sich wohl noch anders überlegt? Möglich wärs«, aber dann bin ich wieder wütend geworden, wie wenn ein großer Motor anfängt zu rattern. Ich hab gedacht, »aber er ist furchtbar, uns von seinem Haus aus nachzuspionieren und Messer in mein Bett zu tun und Gift ins Wasser und in den Erdbeerkuchen und Mums ganze Freunde gegen uns aufzuhetzen.« Ich hab gedacht, »Mum sagt, es dauert bloß ein paar Tage, dann können wir wieder zurückkommen und in unserer Wohnung wohnen, und dann sind wir sicher. Das wäre herrlich.«
Dann lag ich wieder im Bett, und Mum hat sich über mich gebeugt und gesagt, »Lawrence, wach auf«, also muss ich wohl eingeschlafen sein. Es wurde schon hell, wie ich durch die Spalte im Fensterladen geguckt hab, war der Himmel halb blau und halb orange, und ich war so müde, dass ich kaum die Augen aufgekriegt hab, wie wenn sie zugeklebt sind. Mum hatte schwarze Striche unter den Augen, ich dachte, »sie ist wie ein Lemur«, und sie hat gesagt, »bitte entschuldige, ich weiß, es ist noch früh, aber es ist besser, wenn wir möglichst schnell wegkommen.« Jemima war so sauer, weil wir sie geweckt haben, dass sie gekreischt hat, aber sie hat sich ein bisschen beruhigt, wie wir ihr gesagt haben, dass wir nach Hause fahren, um noch mehr Spielsachen zu holen, was natürlich gelogen war, sie hat gesagt, »au ja, ich will meine ganzen Tiere und meine ganzen Puppen, ich will alles.«
Nach dem Frühstück ging es mir besser, und ich wollte grade Pipi machen gehen, wie ich was gesehen hab. Wie ich aus dem Fenster geguckt hab, hab ich gesehen, dass die Läden an Dads Haus wieder offen sind. Da war ich platt, ich hab gedacht, »heißt das, er ist gar nicht weggeflogen, oder ist
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