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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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vielleicht sollten wir wirklich.«

Sechstes Kapitel
    E ines Tages hat Kaiser Nero eine echt schlechte Nachricht gekriegt, nämlich, dass es in Frankreich einen Aufstand gegen ihn gab, also in Gallien, so hieß das damals. Nero dachte, »au nein, das ist ja schrecklich, was soll ich jetzt machen?« Manchmal gab es auch gute Nachrichten, und wenn es so aussah, wie wenn alles wieder gut wird, hat Nero ein großes Essen gegeben, mit haufenweise köstlichen Sachen, und er hat seine Freunde eingeladen. Und wenn es wieder schlechte Nachrichten gab, hat er unanständige Lieder über seine ganzen Feinde gemacht.
    Nach einer Weile dachte er, »ich muss mir einen Plan ausdenken.« Erst hat er gedacht, »ich weiß was, ich lass meine ganzen Generäle hinrichten, damit sie nicht auch noch meine Feinde werden können.« Aber dann hat er gedacht, »nein, ich lass lieber die ganzen Gallier hinrichten, das geschieht ihnen recht.« Dann hat er es sich wieder anders überlegt, das ging immer so bei ihm, immer hin und her, und er hat sich gedacht, »ich weiß was. Ich sage meinen Soldaten, wenn sie meine Feinde besiegen, können sie alles stehlen, was es in Gallien gibt, das funktioniert bestimmt. Nein, nein, Augenblick mal, ich lass lieber die ganzen Senatoren hinrichten, das ist ein besserer Plan, ich lade sie zu einem großen Essen ein, und dann vergifte ich sie alle.« Zum Schluss hat er sich gedacht, »ich weiß was. Ich brenn Rom
noch mal nieder, aber viel besser dieses Mal, ich besorg mir Tausende wilde Tiere und lass sie frei, und wenn die Leute auf die Straße rennen, weil ihre Häuser brennen, werden sie gefressen.«
    Aber danach hat er es sich noch mal total anders überlegt, er hat beschlossen, eine große Armee aufzustellen und kämpfen zu gehen. Es hat ewig lange gedauert, er brauchte Hunderte von Wagen für seine Theaterkulissen, falls er mal Lust hat zu singen, und er brauchte jede Menge Geld, damit er seine Soldaten bezahlen konnte, aber es hat ihm keiner was gegeben, weil ihn keiner leiden konnte. Also hat er sich einen neuen Plan ausgedacht, er hat gesagt, »ich weiß was. Wenn die Schlacht anfängt, geh ich ganz alleine auf das feindliche Heer zu, ich nehm noch nicht mal mein Schwert mit oder sonst was, und dann fang ich ganz plötzlich an zu weinen, und ich weine und weine. Wenn mich die feindlichen Soldaten sehen, sind sie so überrascht, dass sie aufhören zu kämpfen, sie fangen auch an zu weinen, und sie rufen, ›ach, Nero, es tut uns ja so leid, dass wir dich angegriffen haben‹, und dann richten sie ihre ganzen Generäle hin, und ich hab gewonnen.«
    Aber den Plan hat er dann zum Schluss auch nicht genommen, er ist zu Hause geblieben und hat gewartet. Wenn er geschlafen hat, hatte er schreckliche Träume von den ganzen Leuten, die er hinrichten lassen hat, und die schlimmsten waren die von seiner Mutter Agrippina, sie schrie, »wie konntest du nur, Nero, ich hasse dich total, weil du mich in das versenkbare Boot gesteckt hast, ich hasse dich, weil du mich hinrichten lassen hast.« Er hat eine große Kiste Gift gekauft, das er trinken wollte, wenn die Feinde kamen.
    Und eines Tages ist er nachts aufgewacht, ich glaube, er wollte ein Glas Wasser trinken, und er hat nach seinen Dienern gerufen, aber es ist keiner gekommen. Er dachte, »das
ist seltsam.« Also ist er aufgestanden und in seinem Palast rumgelaufen, der riesengroß war, es war das Goldene Haus, er hat gerufen, »hallo, wo seid ihr?«, aber es hat keiner geantwortet, weil nämlich keiner da war, es war alles leer, und alle Zimmer waren abgeschlossen. Plötzlich hat Nero bemerkt, dass alles gestohlen war, die ganzen Tische und Stühle und die Bettwäsche, alles war weg, genau wie seine Kiste Gift, und da hat er gedacht, »au nein, was soll ich jetzt machen? Jetzt kann ich mich doch nicht vergiften.« Er ist aus dem Palast rausgerannt, weil er sich einen Gladiator suchen wollte, der ihn erstechen sollte, aber die Gladiatoren waren auch abgehauen. Da hat er gedacht, »okay, dann springe ich eben in den Tiber«, aber dann hat er es sich wieder anders überlegt, er hat drei von seinen Dienern entdeckt, und die haben gesagt, »komm mit zu uns aufs Land, Nero. Bis zu unserem Haus ist es nicht weit.«
    Sie sind geritten, Nero hatte keine Schuhe und Socken an, er war so schnell aufgestanden, dass er sich gar nicht richtig anziehen konnte. Sein Gesicht hat er unter seiner Mütze versteckt, damit ihn keiner erkennt, weil alle durch die Gegend gelaufen sind

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