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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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geflüstert, »er ist weg.« Und wie ich rübergeguckt hab, waren Dads Läden alle wieder zu. Ich hab zurückgeflüstert, »bist du sicher, Mum? Dass er nicht bloß so tut?«, und sie hat gesagt, »ich bin mir ganz sicher,
dass er mit Ryanair wieder nach Schottland zurückgeflogen ist, spürst du das nicht? Und guck, das gelbe Auto ist auch weg.« Und was soll ich sagen? Ich konnte es tatsächlich spüren, es war herrlich, wie wenn die Luft auf einmal ganz anders ist, ganz leer und schön, jetzt, wo Dad weg war. Ich hab geflüstert, »hurra«, und was soll ich sagen? Jemima hat gelächelt. Ich hab gedacht, »sie spürt es auch, obwohl sie keine Ahnung hat.«
    Also haben wir was Tolles gemacht. Wir haben den Riegel weggeschoben und die Tür aufgeschlossen, und dann sind wir einfach so aus der Wohnung rausspaziert. Ich hab zu Dads Haus mit den zuen Fensterläden raufgeguckt und die Zunge rausgestreckt, ich hab gedacht, »ätsch.« Nach der langen Zeit in der Wohnung war es ein komisches Gefühl, auf der Straße rumzulaufen, es war wunderbar, ich hab einer Straßenbahn nachgeguckt und gedacht, »ist die aber laut«, und wie Jemima Angst gekriegt und gesagt hat, »aber wenn die Hunde kommen«, haben Mum und ich laut gelacht. Ich hab gesagt, »keine Bange, Jemima, die sind alle nach Hause gegangen.« Zuerst sind wir in die Rosstitscheria gegangen und haben Reiskugeln gegessen, bloß so, bloß so zum Spaß, die waren lecker und heiß. Dann sind wir in den Supermarkt gegangen und haben was zu essen eingekauft, hauptsächlich Kekse und so Sachen und Mineralwasser, Mum hat Jemima eine Tüte Bonbons gekauft, und ich hab ein paar Scheiben Pahrmaschinken gekriegt, weil ich den so gerne mag und ihn letztes Mal aber nicht haben durfte, weil er zu teuer war, sie hat gesagt, das ist meine Belohnung, weil ich so brav war.
    Wie wir wieder zurück waren, hab ich geflüstert, »und das Wasser, Mum? Meinst du, er hat jetzt auch das Wasser in Ruhe gelassen?«, und Mum hat gesagt, »wir gucken mal nach.« Sie hat Jemima dazu gebracht, dass sie mit ihren Puppen spielt, und dann sind wir heimlich ins Badezimmer
gegangen und haben die Hauptleitung wieder aufgedreht. Mum hat das Wasser ganz lange laufen lassen, dann hat sie ein Glas vollgemacht und es genau angeguckt, und gerochen hat sie auch noch dran, und plötzlich hat sie gelächelt und gesagt, »alles in Ordnung.« Ich hab gedacht, »hurra«, und ich bin zu Jemima gegangen und hab gesagt, »du kannst jetzt baden, das Wasser geht wieder«, und Jemima hat gesagt, »au ja«, und es war, wie wenn wir eine Party hatten. Wir haben Mittag gegessen, Mum hat gesagt, wir müssen, sonst ist es schon wieder Zeit fürs Abendbrot, und ich hab meinen Pahrmaschinken gekriegt, der war echt lecker.
    Hinterher hab ich gedacht, »wo jetzt alles so gut läuft und es fast wieder so wie vorher ist, kann Mum vielleicht wieder bei den Christen arbeiten, und wir können vielleicht wieder zu den Vanhutens, das wär klasse«, aber dann hab ich gedacht, »wir müssen trotzdem vorsichtig sein, man kann ja nie wissen«, und ich hab mir einen neuen Plan ausgedacht. Ich hab die ganze Wohnung abgesucht, aber es gab nicht viele Flaschen, bloß fünf leere Mineralwasserflaschen und zwei große aus Glas mit kleinen Henkeln. Ich hab gedacht, »das reicht nicht, wir brauchen Hunderte,« aber ich hab sie trotzdem vollgemacht, dann hab ich sie im Badezimmer ganz ordentlich in einer Reihe neben dem Biedee aufgestellt. Die aus Glas musste ich über den Boden rollen, weil sie so groß waren. Ich hab gedacht, »besser als gar nichts.«
    Ich wollte sofort losgehen und noch mehr Flaschen kaufen, falls Dad ganz plötzlich wiederkommt, und ich hab gedacht, »ich frag mal Mum, wo wir welche herkriegen. « Aber dann ist was Seltsames passiert, ich konnte sie nämlich nirgends finden. Ich hab sie in der Küche gesucht und im Wohnzimmer und im Schlafzimmer, aber es war, wie wenn sie einfach verschwunden ist. Ich hab gedacht,
»das ist komisch«, ich hab gedacht, »sie ist immer da, sie kann doch nicht einfach weggegangen sein.« Das hat mir gar nicht gefallen, ich hab gedacht, »hoffentlich ist sie nicht weggegangen, wie ich grade die Flaschen vollgemacht hab«, und mir wurde ganz fröstelig, und ich hab auf einmal ganz schnell geatmet. Es war alles so leise, Jemima hat wieder geschlafen, und ich wollte sie schon aufwecken, weil sie mir beim Suchen helfen sollte, aber dann hab ich es doch nicht gemacht, mir ist nämlich plötzlich noch was

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