Als wir Roemer waren
er mit der nächsten Ryanair wieder zurückgekommen?«
Ich hab gedacht, »au nein, was hat er jetzt wohl vor?« Also bin ich in die Küche und hab gesagt, »Mum, kannst du mir mal eben mit meiner Tasche helfen«, damit Jemima nichts mitkriegt, und es hat funktioniert, Jemima hatte genug mit ihrem Toast zu tun, sie hat nicht mal hochgeguckt. Wie ich Mum Dads Fensterläden gezeigt hab, hat sie ein bisschen mit den Augen geblinzelt, aber dann hat sie bloß den Kopf geschüttelt und gesagt, »das hat nichts zu bedeuten, Lawrence. Das ist bestimmt nur die Putzfrau.« Und ich hab gedacht, »na, wenn du meinst, Mum«, ich hab gedacht, »das ist gut, glaub ich.«
Mums Taschen waren schon gepackt, sie hatte bloß zwei, und die von Jemima hatte sie auch schon fertig, und es konnte eigentlich losgehen, aber da ist was Fürchterliches passiert. Mum hat die ganzen Taschen neben die Tür gestellt, aber dann hat sie sich noch mal umgedreht und gesagt, »fast hätt ichs vergessen, wir müssen reichlich Wasser und Futter für Hermann dalassen.« Ich hab sie nicht verstanden, ich hab gesagt, »was meinst du damit, Mum?« Ich hab gedacht, »will sie, dass alles schön für ihn ist, wenn wir wiederkommen?« Und ich hab gesagt, »das brauchen wir jetzt nicht machen, Mum. Es wird bloß alt, wenn wir es stehen lassen.« Aber Mum hat ein Gesicht gemacht, wie wenn sie denkt, »sei nicht albern, Lawrence«, und sie hat gesagt, »er kommt schon zurecht, wenn wir ihm genug dalassen«, sie hat gesagt, »wir können ihn nicht mitnehmen, Lawrence, das musst du einsehen, er hat doch keinen Haustierpass, weißt du nicht mehr? Stell dir vor, wir werden angehalten.« Ich konnte es nicht glauben, ich hab gesagt, »aber wir können ihn doch nicht ganz alleine hierlassen, dann stirbt er.« Mum hat noch nicht mal gesagt, dass es ihr leidtut, sie hat bloß ein Gesicht gemacht, wie wenn sie todmüde ist, und gesagt, »vielleicht können wir jemanden im Haus fragen, ob er ihn versorgt.« Aber das war natürlich
genauso schlimm, weil Dad doch alle gegen uns aufgehetzt hatte, die würden ihm giftige Fäden ins Wasser tun.
Plötzlich hab ich eine Stinkwut gekriegt, wie wenn ich Mum richtig hasse, wie wenn ich gleich so laut losschreie, dass sie in lauter kleine Stücke zerplatzt, damit sie weg ist. Ich hab sie bitterböse angeguckt und gesagt, »wenn Hermann nicht mitkommt, komm ich auch nicht mit, dann musst du eben alleine fahren«, und da hat Jemima auch angefangen, weil sie Hermann nämlich echt gernhat, sie hat gesagt, »wir dürfen ihn nicht hierlassen.« Da hat Mum aufgegeben, sie hat die Hände hochgehoben, wie wenn sie wirklich wütend ist, und gesagt, »das ist einfach lächerlich.« Ich hab gar nichts gesagt, ich hab Hermann mit seinem Käfig ganz alleine nach unten gebracht und ihn im Auto neben mich gestellt und gesagt, »jetzt ist alles wieder gut, Hermann, du kommst mit.« Aber ich war trotzdem noch ewig lange sauer auf Mum, ich hab gedacht, »nicht zu glauben, dass sie so was gesagt hat.«
Es war seltsam, wieder im Auto auf der Autobahn zu sein, Mum und ich und Hermann und Jemima, genauso wie wir gekommen sind, was mir so vorkam, wie wenn es schon Jahre her war. Ich hab Hermann angeguckt, der schlief in seinem Nest, aber die Spitze von seiner Nase hat aus dem Stroh rausgelugt, und ich hab aus dem Fenster geguckt, raus auf die Landschaft, und da waren klitzekleine Städte ganz oben auf den Bergen. Ich hab gedacht, »jetzt gehts schon wieder, jetzt gehts mir schon wieder gut.« Ich hab gedacht, »wir sind jetzt wie eine Geheimarmee, in den anderen Autos weiß keiner, was wir vorhaben«, ich hab gedacht, »wir sind die Colonnas, wie sie durch Italien geschlichen sind, um sich Papst Bonifatius zu schnappen.«
Aber ich hab mich geärgert, dass wir so langsam vorankommen. Ich hab nämlich die ganzen Schilder im Auge behalten, für Bologna und Milano, das ist Mailand, und
Firenze, das ist Florenz, aber sie waren so langsam, dass es fast so war, wie wenn sie sich überhaupt nicht bewegen. Ich hab gedacht, »jetzt fahren wir schon seit Stunden, aber da steht immer noch Firenze 119, und Florenz ist ziemlich nah bei Rom, so kommen wir nie nach Schottland, das kann noch Jahre dauern.« Ich hab gedacht, »und wenn er weggeht, bevor wir da sind, wenn er mit Ryanair wieder zurückkommt?« Auf einmal war es, wie wenn es mich überall juckt, ich wollte ganz schnell da sein, damit es erledigt ist, damit wir es hinter uns haben. Ich hab gesagt, »beeil dich,
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