Als wir Roemer waren
einzeln. Ich hab Jemima gesagt, dass sie nichts sagen soll, dass sie Feinde sind, aber ich glaub, sie hat da nicht immer dran gedacht, weil Anne braune Spinne auf einmal ziemlich viel wusste. Sie hat gesagt, »und dann habt ihr einmal am Straßenrand im Auto geschlafen«, und sie hat gesagt, »und ihr habt zwei Tage lang nur Plätzchen gegessen und Fanta getrunken, stimmt das, und das Auto war voll Abfall, wie eine Mülltonne?«, und obwohl ich gesagt hab, »ich kann mich nicht erinnern«, hab ich gedacht, »au verdammt verdammt«, ich hab gedacht, »ich weiß nicht, was du vorhast, Anne braune Spinne, aber ich weiß, dass es nichts Gutes ist.« Danach hab ich Jemima gefragt, »was hast du denen gesagt?«, und Jemima hat angefangen zu weinen und gesagt, »ich hab ihnen gar nichts gesagt«, was gelogen war, das wusste ich, aber ich konnte nicht lange sauer auf sie sein, ich hab gedacht, »du bist bloß ein Kleinkind, Jemima, du hast keine Ahnung«, und ich hab gesagt, »mach dir nichts draus, es ist nicht schlimm, du machst das echt gut, Jems, Mum ist bestimmt zufrieden mit dir.«
Einmal gab es eine Überraschung. Doktor McKay sagte, »Lawrence, du hast Besuch«, und es war Dad. Da stand er und hat mich angeguckt mit seinem komischen Grinsen, wie wenn er nicht weiß, was er sagen soll. Zum Glück war
ich da drauf gefasst, ich hab nicht gewartet, ich hab sofort losgelegt, ich hab ganz laut geschrien, »geh weg«, und ich wollte was nach ihm werfen, aber da war nichts, bloß das Sofa, und das war zu groß. Ich hab gesagt, »ich hasse dich Dad, du wolltest uns vergiften«, und Doktor McKay hat was geflüstert, aber ich habs gehört, er hat gesagt, »es tut mir leid, es ist noch zu früh«, ich hab gebrüllt, »nein, es ist nicht zu früh, ich will dich nie wieder sehen, nie nie wieder.« Ich hab gedacht, »jetzt bist du sicher zufrieden mit mir, Mum.« Beim nächsten Mal hat Doktor McKay mich traurig angeguckt und gesagt, »dann wollte euch dein Dad also vergiften, das ist ja schrecklich, war das in Rom?«, aber da war ich auch drauf gefasst, ich hab gedacht, »jetzt kriegst du eine andere Antwort von mir, schwarze Spinne«, und ich hab gesagt, »ich kann mich nicht erinnern.«
Aber es wurde immer schwieriger. Eines Tages hat Doktor McKay das Gleiche gemacht wie immer, er hat die Stirn gerunzelt und den Kopf geschüttelt und gesagt, »warum redest du nicht mit mir, Lawrence, ich will dir doch bloß helfen, aber das kann ich nicht, wenn du nicht mit mir redest.« Meine Schulter hat wieder wehgetan, und ich war todmüde, ich hab gedacht, »halt bitte die Klappe, Doktor McKay«, und dann hab ich mir einen Plan ausgedacht. Ich hab gedacht, »ich weiß was. Ich beantworte eine von seinen blöden Fragen, und dann hört er auf zu quatschen, mehr sag ich nicht, und dann lässt er mich in Frieden.« Und das hab ich dann auch gemacht, ich hab gesagt, »Sie wollen mir nicht helfen, Sie sind ein Feind.« Aber es hat nicht funktioniert, weil Doktor McKay nämlich trotzdem nicht aufgehört hat zu quatschen, er hat mich angeguckt, wie wenn ich auf einmal ein ganz anderer bin, und gesagt, »warum sagst du das, Lawrence?« Und es war komisch, wo ich ihm jetzt schon mal eine Antwort gegeben hatte, war es echt schwer, wieder aufzuhören, ich weiß auch nicht, warum. Ich wollte
nicht über Mum reden, ich wollte gar nichts sagen, aber irgendwie hab ichs doch gemacht, ein bisschen auf jeden Fall, und das war schlimm, er hat mich reingelegt.
Hinterher war ich so sauer, dass ich am liebsten geweint hätte. Ich hab gedacht, »jetzt ist Mum bestimmt nicht mehr stolz auf mich.« Ich bin in unser Zimmer gegangen, und da ist was Komisches passiert. Obwohl ich kein Wort gesagt hab, war es, wie wenn Jemima Bescheid weiß, weil sie aufgehört hat, mit den Legos zu spielen, die sie uns gegeben haben, große Legos, die bloß was für Kleinkinder sind. Damit hab ich schon seit Jahren nicht mehr gespielt, da konnte man bloß Wände mit bauen, sie ist zu mir gekommen und hat sich neben mich gesetzt und sich an meinen Arm gelehnt. Sie hat gesagt, »hallo, Lawrence.«
Am nächsten Tag ist was Neues passiert. Die Tür ging auf, und Mr. Simmons kam rein. Ich hab gedacht, »au, das ist gut«, weil Mr. Simmons nämlich in meiner alten Schule mein Lieblingslehrer war. Ich hab gedacht, »er ist nicht aus Schottland, vielleicht hat Dad ihn nicht gegen uns aufgehetzt, vielleicht ist er noch kein Feind«, ich hab gedacht, »vielleicht will er uns retten und zu Mum
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