Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
Vom Netzwerk:
besorgen?« Milly verließ während dieser Probe den Raum, sie war es leid, dass ständig gestritten wurde. Hätte es nicht die stabilisierenden Elemente innerhalb der Gruppe gegeben – Oscar, The Wonder, Carla –, wäre die ganze Sache an diesem Punkt womöglich in sich zusammengefallen.
    Rileys Ablehnung Simone gegenüber wuchs, je besser er sie kennenlernte. Immer wollte sie im Mittelpunkt stehen, und wenn sie etwas wollte, tat sie alles dafür, auch wenn das hieß, dass sie ihre Freunde verraten musste. Antoney war, ungefähr einen Monat vor der Europatournee, mit seinem Coltrane-Tanz noch nicht über die ersten Schritte hinausgekommen, da war Riley in der Kirche Zeuge eines Zwischenfalls zwischen Antoney und Simone geworden.
    Er war zum Powis Square gegangen, weil Antoney nicht wie verabredet in dem Pub nahe des Notting Hill Gate erschienen war. Riley hatte sich wie immer auf die gemeinsame Zeit gefreut und war enttäuscht. Es war ein ungewöhnlich warmer, ruhiger Märzabend. Riley schlenderte die Portobello Road entlang, in der Hoffnung, Antoney würde ihm dort begegnen, und als es auf zehn Uhr zuging, wandte er sich in Richtung Kirche. Die Tür war angelehnt. Er schlüpfte ins Innere. Jazzmusik lief, Coltranes »A Love Supreme«. Riley wollte gerade in den Proberaum gehen, als über die Musik hinweg Stimmen erklangen, erst die Stimme einer Frau, dann Antoneys. Die Frau sagte: »Ich dachte ja nur, du hättest vielleicht gern ein wenig Gesellschaft. Nun sei nicht so schroff.« Das war Simone. Riley spähte in den spärlich beleuchteten Flur, er sah sie von hinten, sie stand an einem Fenster, nur wenige Meter von Antoney entfernt, in einem kurzen Häkelkleid und einem Paar hochhackiger Riemchenpumps, die ihre strammen, muskulösen, geölten Waden betonten. Sie war angezogen, als wollte sie zu einer Party, während Antoney mit bloßem Oberkörper, barfuß und nur mit seiner dünnen Tanzhose bekleidet dastand. Auf seiner Haut lag eine zarte Schweißschicht. Riley verharrte auf der Schwelle und lauschte.
    »Nimm dir ’nen Drink, wenn du willst«, sagte Antoney. »Ich bin nicht der Schroffe hier.«
    »Warum vergessen wir das nicht einfach alles?«
    Simone nahm sich einen Plastikbecher vom Tisch, der neben einer Flasche Rum stand, den Blick fest auf Antoney geheftet. »Weißt du eigentlich«, sagte sie, »dass du viel besser aussiehst, wenn du ohne Oberteil tanzt? Du solltest immer so tanzen, deine Fans würden wahnsinnig … Gibt es hier was zum Verdünnen?«
    »Siehst du hier eine Bar?«
    »Egal, ich lass es. Es macht nur keinen Spaß, allein zu trinken.«
    »Ich bin sowieso fertig. Ich war auf dem Weg nach draußen.«
    »Arbeitest du immer noch an diesem Coltrane-Stück?«
    »Was willst du, Simone?«
    »Ich weiß, dass du damit Probleme hast.«
    Antoney durchquerte den Raum und hob ungeduldig sein T-Shirt vom Boden auf. »Das wird schon.«
    »Es wär doch schön, wenn es für Paris fertig wäre, oder? Oh, bitte, meinetwegen musst du dich nicht anziehen«, sagte Simone in einem, wie Riley fand, ziemlich verruchten Tonfall. »Es ist ja nicht so, als hätt ich diesen Anblick nicht schon mal genossen.«
    Sie stelzte aufreizend im Catwalk-Gang auf ihn zu, ließ den Fuß in der Luft kreisen, setzte einen vor den anderen. Riley sah nun, dass ihre Lippen mit Gloss bestrichen waren, die Wangen scharf mit Rouge konturiert. Er fand sie so abstoßend, wie eine Frau nur sein konnte. Die Schlüsselbeine stachen an den dünnen Schultern hervor, ein so viel geringerer Anblick als der von Antoneys geschmeidig ebenen Wüsten. »Nicht«, sagte sie und fasste ihn am Arm, berührte den weichen Stoff des T-Shirts.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es nicht will.«
    Dann war Schweigen, sie sahen einander nur an. Riley ergötzte sich an Antoneys prachtvollem rostbraunem Rücken, eine Kette um den Hals, als er auf Simone hinabsah. Vielleicht flüsterte sie ihm etwas zu, Riley war nicht sicher. Aber er sah, dass sie eine Hand auf Antoneys Taille legte. »Ich hab immer eine Schwäche für dich gehabt, das weißt du.« Und während ihre Finger tiefer wanderten, sagte sie: »Ich hoffe, Carla zeigt sich – sagen wir, so dankbar für ihre Privilegien … wie ich es wäre?«
    »Hey, komm, hör mit dem Blödsinn auf«, sagte Antoney und schob sie fort.
    »Findest du nicht auch, dass sie in letzter Zeit ein wenig launisch ist? Ich weiß nicht, was mit ihr los ist. Sie spricht kaum noch mit mir.«
    »Vielleicht liegt das an deinem Benehmen.«
    »An

Weitere Kostenlose Bücher