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Also lieb ich ihn - Roman

Also lieb ich ihn - Roman

Titel: Also lieb ich ihn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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gewünscht hat, sagt Allison mit ihrer erwachsenen Stimme: »Ja, wart mal kurz.« Dann steht sie auf, geht ins Badezimmer und schließt die Tür hinter sich. Denkt sie, dass Hannah mithören wollte? Was ohnehin unvermeidlich gewesen wäre – aber glaubt Allison vielleicht, dass Hannah immer noch dreizehn ist und unendlich fasziniert von allem, was ihre große Schwester betrifft?
    Das Unangenehmste daran ist, dass Allisons Verschwiegenheit Hannah erst recht neugierig macht; sie kitzelt in ihr die Dreizehnjährige wieder wach. Gerade schauten sie sich eine Sitcom an; beim nächsten Werbeblock dreht Hannah den Ton leiser und hebt den Kopf vom Kissen. Zunächst hört sie nur die Stimme, ohne einzelne Wörter zu erkennen, aber Allison klingt verärgert. Streiten sie sich? Worüber sollten sich Allison und Sam schon streiten? Dann sagt Allison laut und deutlich: »Auf die Wahrheit kommt es in diesem Fall längst nicht mehr an.« Pause. »Nein. Nein, Sam, ich bin nicht diejenige …« Offenbar ist |280| er ihr ins Wort gefallen. Als Hannah Allison wieder sprechen hört, ist es nicht mehr zu verstehen.
    Die Sitcom setzt wieder ein, für Hannah kommt es einem Zeichen gleich, nicht mehr zu lauschen. Sie dreht den Ton lauter. Jetzt wird Allison wohl nicht mehr so tun, als sei alles in Ordnung, doch dann telefoniert sie noch so lange, dass Hannah einschläft, bevor ihre Schwester das Badezimmer verlässt.
     
    Sie befinden sich gerade westlich von South Bend in Indiana und wollen in die vierte Runde ihres Ratespiels einsteigen – zum ersten Mal seit rund zwanzig Jahren wieder –, als Allisons Handy das nächste Mal klingelt. Es ist drei Uhr nachmittags, bedeckt, wenn auch noch heißer als gestern, und Hannah sitzt am Steuer. Angesichts der wachsenden Zahl von Hinweisschildern für Chicago versucht sie, einen Anflug von Panik zu unterdrücken. Einundneunzig Meilen, stand auf dem letzten, und sie haben vereinbart, bei vierzig wieder die Plätze zu tauschen. Sie wollen gleich zu Hannahs neuer Wohnung fahren – die sie unbesehen angemietet hat –, mit Henry zusammen ausladen und den Umzugs-LKW noch am selben Abend zurückgeben. Morgen Nachmittag fliegt Allison nach San Francisco zurück.
    »Ist es eine Frau?«, fragt Allison.
    »Ja.«
    »Ist sie berühmt?«
    »Ja«, sagt Hannah. »Du kannst ruhig rangehen.«
    »Muss nicht sein. Ist sie Schauspielerin?«
    »Nein.«
    »Politikerin?«
    »Nicht wirklich, aber ich lass die Frage durchgehen.«
    »Das ist nicht fair. Entweder sie ist es oder sie ist es nicht.«
    |281| »Dann ist sie es eben nicht.«
    »Lebt sie noch?«
    »Nein. Das war schon die fünfte Frage.«
    »Ist sie Amerikanerin?«, fragt Allison, während ihr Handy von neuem klingelt.
    »Ja. Geh ruhig ran. Das stört mich nicht.«
    Allison holt ihr Handy aus der Handtasche, prüft die Nummer auf dem Display und steckt das Handy wieder weg.
    »Wer war das?«, fragt Hannah. Allison geht darauf nicht ein.
    »Okay, weiblich, tot, amerikanisch, keine Politikerin, aber irgendwie doch. Harriet Tubman?«
    »Du bist doch nicht wieder schwanger, oder?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Harriet ist es also nicht?«
    »Ist es, weil Sams Bruder in dich verliebt ist?«, fragt Hannah. »Hat es damit zu tun?«
    »Von dir abgesehen, hat kein Mensch je geglaubt, dass Elliot in mich verliebt war. Er war ganz kurz in mich verknallt, bevor Sam und ich geheiratet haben, und das ist Ewigkeiten her.«
    »Ist es wegen Sam? Wenn er dich betrügt, könnte ich ihm vielleicht die Eier abhacken.«
    »Das ist lieb, Hannah. Ich komm gern darauf zurück. Okay, ich hab’s – Amelia Earhart?«
    »Warum erzählst du mir nicht, was los ist?«
    »Was soll schon sein?«
    »So blöd bin ich auch wieder nicht. Du erzählst mir nie, was los ist. Dafür werde ich dir etwas erzählen. Weißt du, warum ich überhaupt nach Chicago ziehe? Du kennst doch Henry – der Freund, der uns beim Ausladen helfen wird? Ich glaube, er ist die Liebe meines Lebens.«
    Es dauert ein Weilchen, bis Allison antwortet: »Figs Ex-Freund ist dein Freund?«
    |282| Klar – Hannah sollte besser erst gar nicht versuchen, anderen begreiflich zu machen, was in ihrem Kopf vorgeht.
    »Er ist nicht
mein
Freund. Aber ein guter Freund ist er schon.«
    »Wegen eines
guten Freundes
ziehst du gleich in einen anderen Bundesstaat?«
    »Vergiss es«, sagt Hannah.
    »Hast du es Mom erzählt?«
    »Hast du Mom von deinen Eheproblemen erzählt?«
    Den Blick starr nach vorne gerichtet, sagt Allison: »Die Eltern

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