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Also lieb ich ihn - Roman

Also lieb ich ihn - Roman

Titel: Also lieb ich ihn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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wirklich seltsam und auch rührend. Sie kann sich durchaus vorstellen, wie variantenreich alles ist, das sich im Bett zwischen Mann und Frau abspielt, doch läuft es am Ende nicht immer mehr oder weniger aufs Gleiche raus? Zum ersten Mal, seit sie Henry vor anderthalb Jahren kennengelernt hat, wird ihr bewusst, dass er vielleicht nicht die einzige Antwort auf alle Fragen ist. Ebenso gut könnte Mike eine Antwort sein.
    Als Mike ermattet auf sie fällt, flüstert er: »Und was sagst du nun, Hannah?«
    Was soll sie schon sagen? Sie drückt seine Hand.
    Daraufhin flüstert er: »Es wird von Mal zu Mal besser sein.« Sie bricht zwar nicht in Tränen aus, ist aber kurz davor, weil er in diesem Augenblick so überzeugt scheint, dass sie eine gemeinsame Zukunft haben. Hat er ihretwegen wirklich nicht die geringsten Zweifel? Er sagt: »Jetzt kümmere ich mich mal um dich« und setzt behutsam Zeige- und Mittelfinger ein. Sie kann nicht anders, als |196| sich zu winden und zu winden (das ist doch bestimmt so ein einzigartiger Moment, der sich eben von Paar zu Paar unterscheidet?), und wimmert leise, als sie kommt. Er murmelt ihr ins Ohr: »Du bist so schön. Hab ich ein Glück, dass diese wunderschöne Frau nackt in meinem Bett liegt.«
     
    Am Vorabend von Hannahs Flug nach Los Angeles gibt Susan eine kleine Party, um in Mikes Geburtstag hineinzufeiern. Mit zwei anderen Frauen teilt sie sich eine Wohnung außerhalb des Campus. Es gibt Gnocchi auf Papptellern und Rotwein in Plastikbechern, und alle rauchen Gras, mit Ausnahme von Hannah und Mike, wobei er vielleicht nur aus Rücksicht auf Hannah davon absieht. Hannah hat Blechkuchen aus dem Supermarkt mitgebracht. Tagsüber hat sie am PC einen Gutschein für ein Essen in Mikes bevorzugtem Restaurant erstellt. Kein tolles Geschenk, findet sie, genau das, womit ein einfallsloser Mensch seine Freundin in letzter Minute verdrießen würde, doch als sie Mike den Gutschein überreicht – kurz bevor sie zur Party aufbrechen –, nimmt er sie in den Arm und sagt: »Danke, Baby.« (
Baby
genannt zu werden ist, genau wie Safaris und Bowling-Ligen, eine Erfahrung, mit der sie in ihrem eigenen Leben nicht gerechnet hat.)
    Hannah trinkt auf der Party keinen Alkohol, während Mike sechs oder sieben Bier kippt. Als sie wieder im Wohnheim sind, legt sie sich erst nach ihm ins Bett, macht das Licht aus und dreht sich auf die Seite. Er langt von hinten über ihre Schultern, um sie richtig zuzudecken. »Danke«, sagt sie.
    »Ich hoffe, dir ist warm. Auch, weil du dich geliebt fühlst.« Er zögert. »Denn ich liebe dich.«
    Es ist zwei Uhr morgens, im Zimmer herrscht völlige Dunkelheit. Hannah hat bereits geahnt, dass sich diese |197| Situation früher oder später ergeben würde, ohne zu wissen, ob sie das auch will. Doch so oder so kommt es jetzt unerwartet. Nach etwa dreißig Sekunden sagt sie: »Wie willst du das so genau wissen?«
    Sie hört, sie fühlt förmlich, dass er lächelt. »Ich hab im Internet an einem Selbsttest teilgenommen«, sagt er und legt die Arme um sie. Er vergräbt seine Nase in ihrem Haar.
    Sie würde nicht ausschließen, dass sie seine Erklärung erwidern kann, allerdings hat sie spontan nicht das Richtige empfunden, und es verstreicht immer mehr Zeit. Ob er eingeschlafen ist? Er ist an ihren Rücken geschmiegt, während sie mit offenen Augen daliegt. Nach einer Viertelstunde fragt er ganz leise, aber hellwach: »Liebst du mich?«
    Sie gibt ihm keine Antwort, einfach, weil sie auf diese Frage keine wirklich zutreffende Antwort weiß. Schließlich sagt sie – einerseits kommt ihr das gemein vor, andererseits hat er sie zu sehr in die Ecke gedrängt: »Wir sind noch keine zwei Monate zusammen. Es ist zu früh.«
    Er dreht sich von ihr weg. »Tu mir einen Gefallen«, sagt er. »Sieh bitte mal in deinem emotionalen Kalender nach, und dann erklärst du mir, wie die Terminlage ist. Oder du sagst einfach ein paar Dinge ab, bei denen die Gefahr besteht, dass sie tatsächlich funktionieren könnten.« So hat sie ihn noch nie erlebt, mit diesem Sarkasmus.
    »Wer weiß, Mike«, sagt sie.
    »Wer weiß was?«
    Wieder schweigt Hannah. Nach einer Weile fragt sie: »Was hätte es für einen Wert, wenn ich es nur deswegen sage, weil du mich genötigt hast?«
    Sie spürt, wie er sich auf die andere Seite dreht. Jetzt liegen sie Rücken an Rücken. »Danke für diesen großartigen Geburtstag« sagt er, und sie fängt an zu weinen.
    Sofort dreht er sich wieder zu ihr (es gibt also

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