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Also lieb ich ihn - Roman

Also lieb ich ihn - Roman

Titel: Also lieb ich ihn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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den Rücken, nimmt seinen Penis und reibt ihn, die Finger mit Papiertüchern umwickelt. Hannah, die neben ihm auf der Seite liegt, hält er währenddessen im anderen Arm und knetet ihr mit der freien Hand die Brust. Das macht er, bis es ihm kommt. Hannah hätte erwartet, dass es entweder eklig oder peinlich wird, aber er geht so selbstverständlich und gelassen damit um, dass es weder das eine noch das andere ist. Und wie sie sich so mitten in der Nacht im Halbschlaf an ihn schmiegt, hat es sogar etwas Zärtliches. Manchmal denkt sie, wäre sie Fig, würde sie es für ihn machen; sogleich fällt ihr ein, dass es in diesem Fall kaum nötig wäre, da er und sie vermutlich beide kopfüber von einem Trapez hängen und sich gegenseitig Schlagsahne vom Körper schlecken würden.
    |188| Von Mal zu Mal traut sie sich mehr, ihn zu berühren. Dann sagt er: »Sei nicht so zaghaft. Du wirst mir schon nicht weh tun.« Dabei hört er sich allerdings an wie verzaubert – das befremdet sie sehr, und sie kann es sich auch nicht erklären. Jedenfalls scheint er jede ihrer Gesten ganz hinreißend zu finden, entzückend mädchenhaft. Als er ihren Körper das erste Mal vom Brustbein aus über den Bauch bis zur Stelle zwischen ihren Oberschenkeln mit einer Spur von Küssen versieht, sagt sie: »Das musst du nicht.«
    Er sagt: »Ich weiß, dass ich das nicht muss. Ich will es aber.«
    Sie sagt: »Ich dachte, das macht ihr nicht so gern.«
    Im Dunkel hebt er den Kopf. »Wer sagt denn so was?«
    Zunächst vertraut sie ihm nicht an, dass sie Jungfrau ist – sie hat ihre Lektion gelernt –, doch als sich die Situation nach gut zwei Wochen etwas zugespitzt hat und er sich nachts von hinten an sie drückt, sagt sie in die Stille des Zimmers hinein: »Ich habe über uns nachgedacht und mich gefragt, wie viele Sexpartner du schon hattest.«
    Ohne zu zögern, antwortet er: »Vier.«
    Dann verfällt er in anhaltendes Schweigen.
    Sie bricht es abrupt. »Die Zahl meiner bisherigen Sexpartner« – sie hält kurz inne – »ist null.«
    Hierauf tritt eine Millisekunde absoluter Stille ein, die Zeit ist wie eingefroren. Das erinnert sie an Teds Reaktion im Sommer. Bis Mike sie an der Schulter zu sich dreht. Als sie einander Körper an Körper gegenüberliegen, nimmt er, einen nach dem anderen, Hannahs Arme, und legt sie sich um, einmal von unten und einmal hinten über den Rücken. Dann legt er ihr selbst die Arme um, auf gleicher Höhe. Er sagt kein Wort.
    |189| Im Studentenzentrum läuft Hannah Jenny über den Weg. »Man sieht dich ja gar nicht mehr«, sagt Jenny. »Wo steckst du die ganze Zeit?«
    Hannah beißt sich auf die Unterlippe. »Ich hab mich mit diesem Typen getroffen.«
    Jenny strahlt auf. »Wer?«
    »Du kennst ihn nicht. Und es ist nichts Ernsthaftes.«
    »Hast du grad Zeit? Wollen wir uns einen Joghurt holen?«
    Sie tragen die Styroporbecher zu einem freien Tisch, während lauter andere Studenten um sie herumschwirren, ihre E-Mails checken oder in die Buchhandlung gehen. Hannah erzählt in chronologischer Reihenfolge von ihren Dates. »Er ist nett«, sagt sie. »Aber nicht wirklich mein Typ.«
    »Und wie ist dein Typ?«
    »Weiß nicht. Auf jeden Fall größer.«
    Jenny wirkt entsetzt. »Im Ernst«, sagt sie. »Wo ist das Problem? Klingt nach einem tollen Kerl.«
     
    Bisher haben sie sich meist gleich auf die Matratze gestürzt und bis zum Einschlafen aneinander herumgespielt – ohne in Pyjamas zu schlüpfen oder sich das Gesicht zu waschen oder die Zähne zu putzen –, doch an diesem Abend zieht Mike eine nagelneue, noch verpackte Zahnbüste hervor. Er hält sie hoch. »Einverstanden?«, fragt er.
    Sie nickt.
    »Klasse«, sagt er. »Sieht so aus, als ob wir eine Stufe weiter wären.«
    Als sie ins Bett gehen und Mike über Hannah steigt, streift sein Penis ihr Knie, eine Berührung, die für sie nichts Ungewohntes mehr hat. Dass ihre Körper nun einmal bloß Körper sind, kann sich als zutiefst beruhigend oder aber als herbe Enttäuschung erweisen. Er legt sich |190| auf sie, beide schweigen und rühren sich nicht, bis er nach einer Minute sagt: »Bin ich dein erster Freund?«
    »Du bist nicht mein Freund.« Sie spricht zwar mit einem flirtenden Unterton und klopft ihm dabei auf den Po, aber es ist keineswegs als Scherz gemeint. »Einen Freund werde ich nie haben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich Hannah bin.«
    »Was soll das heißen?«
    Führen sie jetzt etwa dieses berühmte Beziehungsgespräch? Sie kennt es nur vom Hörensagen,

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