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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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dagegen.«
    »Wogegen?«
    »Diese Entführungsgeschichten. Zumindest, wenn Kinder im Spiel sind.«
    »Aber diesmal ist kein Kind betroffen, nicht wahr? Trotzdem, Sie haben wahrhaftig verflucht wenig davon«, konstatierte Bini mit einem Blick in die Runde. Der säuerliche Geruch jahrelangen Käsens hing über der Küche, die im übrigen peinlich sauber war. »Das ist doch kein Leben für Sie, so ganz allein in dieser Einöde. Haben Sie noch nie daran gedacht, wieder nach Sardinien zurückzugehen? Sie haben doch bestimmt noch Familie dort.«
    »Die würden mich nicht aufnehmen, wenn ich meinen Mann verlassen hätte. Ich bin seine Frau, und das ist unser Land. – Was ist mit Ihnen? Sie sagen ja gar nichts.« Letzteres war an den Maresciallo gerichtet. Der räusperte sich und betrachtete die Plastikblumen auf der Waschmaschine.
    »Ich denke genauso wie mein Kollege. Muß ein schweres Leben für Sie sein. Haben Sie seine Herde verkauft? Mir ist aufgefallen, daß gar kein Hund draußen ist.«
    Sie fuhr zusammen und blickte dann mit zornfunkelnden Augen von einem zum anderen. Fortan war kein Wort mehr aus ihr herauszubekommen, und die beiden Männer stellten ihr fruchtloses Bemühen bald ein.
    Auf der Rückfahrt erzählte Bini erst ein paar Witze, und der Maresciallo machte sich Gedanken über das einsame Leben der alten Frau in dem abgelegenen Gehöft, bis er jäh unterbrochen wurde.
    »Nichts für ungut, aber den Hund, den hätten Sie besser aus dem Spiel gelassen. Komisch, nicht? Einer, der schon so tief in der Klemme steckt wie er, sollte doch gescheiter sein, als ein Ding zu drehen, für das er lebenslänglich in den Knast wandern könnte.«
    »Er könnte aber auch einen Haufen Geld dabei verdienen. Vermutlich hat er nicht viel zu verlieren. Stimmt’s denn, sie hat tatsächlich seine Herde verkauft?«
    »Auf der Stelle. Blieb ihr auch gar nichts anderes übrig: Die hätten doch jetzt keinen Hütejungen mehr gekriegt.«
    Es war noch nicht spät, und in der Ebene würde es an so einem klaren, windigen Tag noch eine ganze Weile hell bleiben. In dieser engen, von den nahen schwarzen Bergriesen überschatteten Schlucht dagegen hatte sich die Sonne bereits verabschiedet.
    Als sie den Feldweg kreuzten, an dessen Ende man das Auto gefunden hatte, meldete sich bei Guarnaccia wieder dieses diffuse Unbehagen. Klar, daß so ein Auto über kurz oder lang gefunden wurde, darüber brauchten die Entführer sich gar keine Illusion zu machen, aber sie hätten den Wagen trotzdem in der Nähe einer Autobahn Richtung Süden abstellen können oder wenigstens auf dem Grund und Boden eines Fremden.
    »Bini, ich kann mir nicht helfen, aber für mich ist das Versteck in der Höhle nur ein Täuschungsmanöver. Salis ist doch angeblich ein Profi und kein Dummkopf.«
    »Kann auch sein, daß er im Alter nachläßt. Sie müssen bedenken, der Mann geht stark auf die Sechzig zu. Außerdem – nach mehr als zwanzig Jahren in der Toskana hat er womöglich seine sardischen Instinkte eingebüßt. Wie dem auch sei, der Wagen und die Botschaft, die sind doch echt, oder? Mir ist das zu hoch. Für soviel Ungereimtes braucht’s einen besseren Verstand als meinen.«
    Der Maresciallo, der den eigenen Verstand womöglich noch bescheidener einschätzte – und das, obwohl er so ziemlich alle Informationen zur Auflösung dieser Ungereimtheiten beisammen hatte –, ließ das Thema fallen.
    »Ich hätte nicht gedacht«, bemerkte er als nächstes, »daß Salis schon so alt ist. Weiß nicht, warum, aber ich hätte ihn jünger geschätzt.«
    »Das macht das Fahndungsfoto. Es wurde bei seiner Verhaftung in den achtziger Jahren aufgenommen. Im Gefängnis ist er dann grau geworden. Hat aber seitdem keinem Fotografen mehr gesessen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Doch, ja, natürlich…« Wieder meldete sich dieses ungute Gefühl, aber bevor der Maresciallo ihm auf den Grund gehen konnte, erschreckte Bini ihn mit einer jähen Vollbremsung. Eine Frau, die unversehens mitten auf die Fahrbahn gelaufen war, bedeutete ihnen mit rudernden Armbewegungen anzuhalten.
    Sie waren fast wieder auf der Bergkuppe angelangt, bei der Binis Dorf begann. Gelbgetünchte Bauernhäuser säumten die Straße, jedes mit einem kleinen Acker hinter dem Hof, mit ein paar Hühnern, einem Gemüsegarten, einem roten Heiligenlicht über dem Türstock und einem Hund, der an langer Kette aus einem Weinfaß geschossen kam und den vorbeifahrenden Jeep anbellte.
    Die Frau war so klein, daß sie sich

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