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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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auf die Zehenspitzen stellen mußte, um an Binis Seitenfenster zu klopfen. Als er das Fenster herunterkurbelte, zogen Schwaden süßlichen Holzrauchs herein, vermischt mit dem köstlichen Duft einer mit Rosmarin gewürzten Minestrone. Die Frau, die anscheinend herausgekommen war, um ihren Hühnern noch eine Handvoll Mais hinzustreuen, bevor sie sie für die Nacht einsperrte, hatte eine große Schürze vorgebunden, über der sie eine dicke Strickjacke trug. Ihre Füße aber steckten, obwohl es mit der heraufziehenden Dämmerung empfindlich kalt geworden war, in offenen Hauspantinen.
    »Tag, Maresciallo, ich höre, Sie suchen nach einem Hund?«
    »Stimmt, ja. Wahrscheinlich ist er tot, aber es war trotzdem wichtig für uns zu wissen, ob man ihn gefunden hat.«
    »Heute morgen, als Sie bei uns in der Nachbarschaft rumgefragt haben, war ich auf dem Markt. So hab ich’s erst auf dem Heimweg erfahren. Also, was ich sagen wollte: Ich hab den Hund gesehen. Vor über einer Woche.
    Da hat er noch gelebt, aber inzwischen wird er wohl tot sein, denke ich. Er war ganz voll Blut und hat sich so elend dahingeschleppt, wie wenn er was gebrochen hätte.«
    »Wie sah er denn aus? Hören Sie, Ihnen ist doch bestimmt kalt – wollen wir nicht ins Haus gehen?«
    »Ich muß meine Hühner noch versorgen.« Die plumpen roten Hände auf der Jeeptür waren vor Kälte schon fast blaugefroren, die rissigen Finger schmutzverkrustet.
    »Also, das war ein ganz kleiner Pinscher mit ‘nem hellen Fell. Kein Vergleich mit den Jagdhunden hier aus der Gegend, normalerweise die einzigen, die bei uns rumstreunen, besonders die jungen, die sich leicht mal verlaufen. Mein Mann wollte den kleinen Kerl einfangen und ihm den Gnadenschuß geben, aber der hat sich losgerissen und ist zurück auf die Dorfstraße, wo ihn prompt ein Auto erwischt hat. Doch selbst nach dem Zusammenstoß hat er sich wieder aufgerappelt und ist jaulend weitergehumpelt. Wenn Sie gut achtgeben, werden Sie den Kadaver sicher hier irgendwo in der Nähe finden. Wir dachten, der Köter wäre schon mal überfahren worden und deshalb so zugerichtet, aber wie man hört, soll’s ja was mit der Salis-Affäre zu tun haben. Was hat der Alte denn jetzt wieder angestellt?«
    Ohne auf ihre Frage einzugehen, bedankten sich die beiden und setzten ihren Weg fort.
    Auf dem Dorfplatz wollte der Maresciallo in seinen Wagen umsteigen, aber Bini hatte noch etwas auf dem Herzen.
    »Jetzt droht vermutlich jeder sardischen Familie eine Hausdurchsuchung. Meistens wird dabei ziemlich grob vorgegangen, und das macht böses Blut. Wissen Sie, ich muß weiter unter diesen Menschen leben, wenn Sie Ihren Fall längst gelöst und abgeschlossen haben. Außerdem gibt’s bei uns auch ein paar anständige Sarden, die sich bemühen, ein ehrbares Leben zu führen… Sie dürfen nicht glauben, daß das alles Verbrecher wären.«
    »Und was ist mit den ewigen Familienfehden, die immer in einer Messerstecherei enden, wenn nicht gar jemand erschossen wird? Die müssen Sie doch ständig auf Trab halten.«
    »Das mag sein, wie es will, aber so eine Entführerbande, das ist denn doch ein ganz anderes Kaliber.«
    »Schon, aber die Sarden hier in der Gegend, Bini, die sind alle eingeweiht. Von denen weiß jeder einzelne, was los ist.«
    »Das bestreite ich ja gar nicht. Ich wollte nur sagen, es gibt verschiedene Wege, so eine Sache anzugehen. Aber bei einem so großen Fall, da mischt auch die Kriminalpolizei mit – und die Herren, die verschwinden hinterher wieder, die müssen nicht hier leben. Abgesehen davon, daß sie nichts erreichen werden, wenn sie die Leute falsch anfassen und sich aufspielen.«
    »Ja. Ja, da haben Sie wohl recht. Aber leider, Bini, ich kann da gar nichts machen… es sei denn… wissen Sie, der Staatsanwalt, der ist anders als diese Studierten sonst. Vielleicht reden Sie mal mit dem.«
    »Sind Sie noch bei Trost? Ein Staatsanwalt! Der hört doch nicht auf ein kleines Würstchen wie mich.«
    »Der schon. Der hört sogar mir zu.«
    Tags darauf hörte der Staatsanwalt sich die Meinung vieler Leute an, darunter auch die von Guarnaccia und Capitano Maestrangelo. Und dann beschloß er, eine Pressekonferenz einzuberufen. Natürlich waren bereits Gerüchte durchgesickert, und die Reporter belagerten seit Tagen sowohl das Präsidium in Borgo Ognissanti als auch die Amtsräume der Staatsanwaltschaft. Das Lokalblatt La Nazione hatte schon einen Artikel gebracht, den Nesti, einer der versiertesten Gerichtsreporter der

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