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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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getroffen. Und vor allem: Es war ihm gelungen, einen guten Kontakt zu dem Sohn der Contessa aufzubauen. Wenn er das auch noch bei diesem Signor Hines schaffte, dann würde er hoffentlich bald wieder festen Boden unter den Füßen spüren.
    »Du vergißt es doch nicht, Salva, nein? Du weißt, wie zerstreut du bist… Aber morgen sprichst du mit ihm, ja?«
    »Ja, ja… morgen werd ich mit ihm reden.« Er würde ihn ins Vertrauen ziehen, ihm den Fund des Autos und des Verstecks in allen Einzelheiten schildern, ihm von Salis berichten und von den alten sardischen Banden… obwohl das womöglich nicht ganz zu dem gehörte, was Fusarri unter Angehörigenbetreuung verstand. War eben doch nicht sein Metier.
    »Salva, hörst du mir zu?«
    »Ja, ja.«
    »Worüber habe ich grade gesprochen?«
    »Toto.«
    »Oh…«
    Als er noch zur Schule ging, hatten die Lehrer ihn alle mit dieser Frage hereinzulegen versucht: »Was habe ich zuletzt gesagt?« Und bei aller Zerstreutheit verstand er sich meisterlich darauf, das Stichwort des letzten Satzes, der noch in der Luft hing, aufzuschnappen, bevor man ihm die Ohren langzog.
    Beschämt drehte er sich jetzt nach Teresa um und zog sie an sich. »Verzeih. Erzähl’s mir noch mal, ja?«
    »Was ist denn mit dir, Salva? So bist du doch nur, wenn dir was ernstlich zu schaffen macht. Was ist es denn diesmal?«
    »Glaub mir, ich weiß es selber nicht. Ich krieg es einfach nicht zu fassen, das ist ja grade das Problem.«
    »Einen Menschen zu entführen, das ist ein furchtbares Verbrechen. Beim Gedanken an diese arme Frau…« Sie schauderte. »Wer weiß, unter was für Bedingungen die sie gefangenhalten, und noch dazu bei der Kälte. Der Wind geht einem ja durch und durch.« Sie schwiegen einen Moment, lauschten dem Klagegesang des Bergwinds, dem Rauschen der Zypressen in den Boboli-Gärten und dem gelegentlichen Klappern eines unbefestigten Fensterladens. »Da wird einem erst bewußt, wie glücklich wir uns schätzen können, daß wir warm und geborgen in unsren Betten liegen. Wenn es ein Kind trifft, ist es natürlich noch viel schlimmer. Jedenfalls ist das meine Meinung, und ich bin sicher, jede Mutter würde sich lieber selber opfern, als zuzulassen, daß man ihrem Kind was antut.«
    »Ja, da hast du wohl recht. Und nun erzähl mir noch mal, was mit Toto ist.«
    Sie unterhielten sich bis tief in die Nacht, und als er endlich einschlief, fühlte er sich wesentlich besser. Aber das hielt nicht an. Um drei Uhr wälzte er sich unruhig im Bett und gab, halb schlafend, halb träumend, abgerissene Sätze von sich. Er war kurz davor, das Problem zu ergründen. Der verschwundene Hund war der Schlüssel, jawohl! Und der Fotograf… der Fotograf gehörte auch irgendwie dazu. Aber jetzt war es zu spät. Nesti und sein Fotograf waren längst heimgegangen. Noch lange wälzte er sich unter quälenden Gedanken hin und her, bis er endlich auf eine Lösung stieß, die geradezu lächerlich einfach war. Sie hatten im Präsidium in Borgo Ognissanti doch einen eigenen Fotografen, warum war er da nicht gleich drauf gekommen? Einen Fotografen, der sowohl die Tatortfunde dokumentierte als auch in einem winzigen Atelier die Fotos für die Verbrecherkartei machte. Wenn einer hätte wissen müssen, daß Salis’ Fahndungsfoto längst überholt war, dann er. Im Moment war es wohl das Beste, man brachte ihm erst einmal den Hund. Was dabei herauskam, als das Foto entwickelt war, entsprach ganz und gar nicht seinen Erwartungen. Der Kopf des Hundes hing schlaff nach unten. Dabei hatte der Fotograf doch eigens so eine Stützvorrichtung für den Hinterkopf, damit die Kandidaten auf den Verbrecherfotos geradeaus in die Kamera schauten. Aber der arme Köter konnte natürlich nichts dafür, bei den schweren Verletzungen. Um die Schnauze war alles voll Blut. Immerhin, sie hatten das Foto, und das war die Hauptsache. Der Maresciallo kniff die Augen zusammen und versuchte Namen und Nummer auf dem Schild vor dem Delinquenten zu lesen. Vor lauter Müdigkeit verschwamm ihm alles vor den Augen – kein Wunder, es war ja mitten in der Nacht, und der Wind heulte immer noch… ›Schreib’s dir auf.‹ Eine gute Idee, wenn er nur den Lichtschalter finden könnte und sein Notizbuch… »Salva!«
    »Was ist?«
    »Du hast mir ins Gesicht geschlagen! Was machst du denn nur?«
    »Nichts, gar nichts… mußte nur was notieren…« Und schon war er fest eingeschlafen.
    6
    »Ich habe mein Studium aufgegeben. Heute morgen war ich beim

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