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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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Yasmine erwischt. Er hat den Film, und jetzt versucht er, Gewinn daraus zu schlagen. Entweder er blutet mich aus, oder er überlegt sich, wie er mich benutzen kann. Aber vergiss es, das wird nicht passieren. Diesmal nicht.
    Er dachte zurück, an den zornigen jungen Mann, der er vor vielen, vielen Jahren gewesen war. Und an den Russen, der in sein Leben getreten war und genau gewusst hatte, womit man seine Seele kaufen konnte.
    Zum ersten Mal war er Nikolai Popow an einem frischen, sonnigen Tag im Dezember 1951 begegnet.
    Miles war über ein Leichtathletik-Stipendium nach der Highschool ans Boston College gekommen, aber er hatte sich bei seinem allerersten Wettkampf im Hürdenlauf das Knie kaputt gemacht. Danach brachte er die Studiengebühren nur auf, indem er jedes Semester nur ein paar Kurse belegte und dazwischen Jobs am Bau unten am Hafen annahm.
    Es war jedoch eine gute Zeit. Miles pennte mit fünf anderen Typen in einem heruntergekommenen viktorianischen Mietshaus am Rand von Chestnut Hill und lebte von Erdnussbutter, Schweinefleisch und Bohnen aus der Dose. Vögelte, wenn sich die Gelegenheit ergab, was nicht oft der Fall war, denn die Sorte Mädchen, auf die er stand– Mädchen mit Klasse, Geld und einer Ahnengalerie, die vier Generationen zurückreichte–, ließen sich selten mit Fieslingen wie ihm ein.
    Miles hatte diesen Jesuiten-Professor, Patrick Meaney, kennengelernt, der jung und hipp war und ein politischer Aktivist. Pater Meaney schien besonderen Gefallen an ihm zu finden, er behauptete, Miles sei eine Art ökonomisches Genie, und tat, als würde er ihm etwas bedeuten. Eines Abends, nach seinem Seminar über Wirtschaftstheorie, lud der Pater Miles auf einen Brandy zu sich nach Hause ein, um » unsere Diskussion über Reflexivität im Markt fortzusetzen«.
    Zu Miles’ Überraschung hatte Pater Meaney an diesem Abend noch einen Gast auf einen Drink eingeladen, einen Russen, den er als Nikolai Popow vorstellte und der angeblich eine Art Wirtschaftsberater der russischen Botschaft in Washington war. Miles hielt den Kerl jedoch von Anfang an für einen Spion, denn waren sie das nicht alle?
    Das Komische war, dass sie an diesem Abend tatsächlich über Reflexivität am Markt sprachen. Irgendwann lehnte sich Miles in seinem Sessel zurück, zufrieden mit dem Argument, das er gerade vorgebracht hatte– dass nämlich die Neigungen von Individuen in das Marktgeschehen einfließen und die Fundamente der Wirtschaft verändern können–, als ihm bewusst wurde, dass der Professor den Raum verlassen hatte und er allein mit dem Russen war.
    » Armer Pater Meaney«, sagte Popow und schenkte Miles von dem Brandy nach. » Er hat zurzeit ernsthafte Probleme mit seinem Bischof. Anscheinend verkehrt er mit Mitgliedern der Kommunistischen Partei.«
    » Wie zum Beispiel mit Ihnen?«
    Popow lächelte und zuckte mit den Achseln. » Ich sehe ein neues Aufgabengebiet für ihn vorher. Eine Missionsstation im tiefsten Afrika, fürchte ich. Wie sagt Ihr Amerikaner gleich noch? Lieber tot als rot?«
    Miles tat den Gedanken mit einer Handbewegung ab, bei der ihm Brandy aus dem Glas schwappte. » Ach, das meiste von dem radikalen Zeug, das er im Seminar verbreitet, ist doch nur Schau. Ich bezweifle, dass er auch nur die Hälfte davon glaubt.«
    Der Russe zog amüsiert die Augenbrauen hoch. » Meinen Sie? Und woran glauben Sie, junger Freund? Oder ist für Sie auch alles nur Show?«
    » An nichts«, sagte Miles und wischte sich den verschütteten Schnaps am Hosenbein ab. » Ich glaube an nichts.«
    » An gar nichts?« Popow schürzte die Lippen und legte den Kopf schief, als würde er den jungen Mann sehr erheiternd finden. Es begann Miles zu ärgern. » Nein, ich glaube, dass Sie von ganzem Herzen an Geld glauben. An die Macht des Geldes.«
    » Geld kann kein Glück kaufen«, sagte Miles und glaubte natürlich nicht ein Wort davon. Aber er verriet den Leuten selten, was er in Wirklichkeit dachte.
    » Wenn Sie genug davon haben, können Sie alles kaufen.«
    Miles räumte das Argument achselzuckend ein.
    Popow trank einen Schluck, dehnte die Stille aus und sagte dann: » Wir haben von Pater Meaneys Zukunft gesprochen, aber was ist mit Ihrer? Das Boston College ist eine gute Universität, aber es ist nicht Harvard oder Yale. Und Sie werden bei einer Firma wie Wertheim and Company nicht mit Hoffen und Wünschen allein unterkommen. Sie brauchen Beziehungen. Einen Türöffner.«
    » Ich kenne Leute.«
    » Wirklich? Und woher kennen Sie

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