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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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Das war gut. Er würde mit seinem Täuschungsmanöver fortfahren, und sie würde ihn lassen. Wenn er glaubte, dass sie ihm auf die Schliche gekommen war, würde er sie eher früher als später töten.
    Und er würde sie töten, das war ihr jetzt klar. Ich hätte mein Messer nehmen sollen, Nikki, mein Liebster, und es dir ins Herz stoßen, als du geschlafen hast. Aber dann sah sie in sein Gesicht, sein wunderschönes Gesicht, und wusste, sie hätte es nicht tun können. Nicht, während er schlief.
    Er stand langsam auf und probierte, ob ihn seine Beine trugen. Lena erhob sich ebenfalls. Sie ließ das Messer aus der Scheide gleiten und hielt es in den Falten ihres wattierten Mantels verborgen.
    Nikolai sah sich in der Höhle um, wobei er darauf achtete, dass sein Blick nicht zu lange auf dem Altar verweilte, dann begegneten seine hypnotischen Augen den ihren.
    » Letzte Nacht«, sagte er, » hätte ich es ohne dich niemals durch den Schneesturm geschafft.«
    » Ich liebe dich, Nikki.« Es war die simple Wahrheit. Immer noch. Obwohl er sie töten würde.
    Er lächelte. » Und ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich allein von deiner Liebe leben kann, aber die Wahrheit ist, ich bin am Verhungern.«
    Er schlug die Hände zusammen, rieb sie. Er machte Anstalten, sich über die Schüssel zu beugen, um zu sehen, ob etwas von dem Brei übrig war, den sie gemacht hatte, dann richtete er sich auf, legte den Kopf schief und setzte eine argwöhnische Miene auf.
    » Etwas ist anders«, sagte er.
    Sie machte einen Schritt zur Seite, weg von ihm. » Es ist die plötzliche Stille nach dem stundenlangen Heulen des Winds. Der Sturm hat sich verzogen.«
    Ein neuer Tag war angebrochen, denn von oben, vom Eingang der Höhle, drang Sonnenlicht durch den schmalen Schlitz in der Felswand. Es spiegelte sich in der Krone der Madonna und schimmerte auf dem schwarzen, öligen Wassertümpel.
    » Wir sollten uns trotzdem noch eine Weile hier verstecken«, sagte sie, » bis die Soldaten die Suche nach uns aufgegeben haben. Aber wir werden noch mehr Schnee als Trinkwasser schmelzen müssen.«
    Sie versuchte, sich ungezwungen zu bewegen, als sie an ihm vorbeiging und die steinerne Treppe hinaufzusteigen begann. Oben quetschte sie sich durch den schmalen Durchgang und fühlte die Hoffnung aufkeimen, dass sie entkommen könnte, da er nicht versucht hatte, sie aufzuhalten.
    Sie kam hinter dem Wasserfall hervor und hatte einen freien Blick auf den schneebedeckten See. Am anderen Ufer sah sie ein Band aus pulvrigem Schnee. Das Band schwoll zu einer weißen Wolke an, und aus dieser Wolke tauchte ein von Hunden gezogener Schlitten auf.
    Lena hörte einen Stiefel im frischen Schnee knirschen, als Nikolai aus der Felsspalte kletterte und neben sie trat. Als sie den Kopf wandte, um ihn anzusehen, fiel ihr etwas oben an der Steilwand ins Auge. Der Niederschlag der letzten Nacht hatte eine gewaltige Menge Schnee auf der Klippe angehäuft, und der Wind hatte sie zu einer riesigen gefrorenen Welle geformt, die jetzt über ihren Köpfen aus der Wand ragte.
    Nikolai bemerkte es nicht; er schaute zu dem Schlitten. Er kam über den gefrorenen See direkt auf sie zu. » Sie haben uns gefunden«, sagte er. » Die Soldaten. Trotz des Schneesturms haben sie uns hier aufgespürt.«
    Lena hielt immer noch das Messer in ihrem Mantel verborgen. Sie packte es fester. Sie wusste, Schneesturm oder nicht, die Soldaten hatten keinen Spuren folgen müssen, weil sie von Anfang an eine gute Vorstellung davon gehabt hatten, wo sich ihre Beute befand.
    Und sie wusste jetzt, warum er sie noch nicht getötet hatte. Das durften die Soldaten für ihn erledigen.
    » Wir müssen uns ergeben«, sagte Nikolai. » Dann werden sie gnädiger mit uns umgehen.«
    » Sie gehen nie gnädig mit irgendwem um, Nikki. Das weißt du.«
    » Ich sage, dass ich dich gezwungen habe, mit mir zu kommen. Dann verschonen sie dich.«
    Sie schüttelte den Kopf. Seine Lügen waren zu ungeheuerlich; sie glaubte, sich erbrechen zu müssen.
    Der Wind frischte auf und peitschte Eiskristalle von der riesigen Schneewehe über ihren Köpfen. Lena war überzeugt, sie hatte sie beben sehen. Jedes laute Geräusch konnte eine Lawine auf sie herabstürzen lassen und den Eingang der Höhle begraben.
    Nikolai legte ihr die Hände an den Kopf und schüttelte sie leicht. » Wir werden es nicht schaffen, Liebste. Wenn wir jetzt zu fliehen versuchen, werden sie uns beide erschießen und unsere Leichen für die Wölfe hier liegen

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