Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
zumindest nicht töten. Ein Tropfen, und wir könnten ewig leben…«
» Nein.« Er schloss ihre Finger um das Amulett und stieß ihre Hand von sich weg. » Nein.«
» Okay, dann nicht.« Sie zuckte mit den Achseln und tat, als sei es ihr egal, aber sie bebte innerlich. Aus Versuchung und aus schrecklicher Angst. Niemand will sterben.
Sie blickte in sein Gesicht. » Ich weiß nicht, wie du das machst. Du führst dieses Leben schon so lange.«
» Ich weiß nicht, ob ich es in Zukunft noch führen kann«, sagte er. » Wenn es ein Übermorgen gibt und ein Übermorgen nach diesem, dann möchte ich, dass alle diese Tage und Nächte voller Augenblicke wie diesem sind.« Er streckte die Hand aus und legte sie an ihre Wange, und seine Finger wischten Tränen fort, die sie gar nicht bemerkt hatte. » Ich will dich.«
Sie beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn, sanft zuerst und dann heftiger, und als sie sich diesmal liebten, versuchte sie, sich jeden Moment davon einzuprägen.
Sie schliefen eng umschlungen ein.
Ry wurde plötzlich wach und setzte sich auf. Der Mond war aufgegangen und erfüllte das Zimmer mit silbrigem Licht. Er tastete nach Zoe, aber sie war nicht da.
Dann sah er sie in der Tür zum Badezimmer stehen, sie trug ein T-Shirt von ihm. Ein Mann in einem schwarzen Jogginganzug stand dicht hinter ihr.
Er drückte ihr die Klinge eines Messers an die Kehle.
47
Das Licht im Zimmer ging an, und ein zweiter Mann kam zur Tür herein. Auch er war mit einem schwarzen Jogginganzug und Adidas-Schuhen bekleidet– die Uniform der Vors in der russischen Mafia. Nur dass dieser Typ seine Erscheinung ein bisschen aufgepeppt hatte. Drei Goldketten und ein riesiges goldenes Taufkreuz hingen um seinen Hals.
» Gefällt mir, wie du aussiehst, Dolboy’eb«, sagte Ry in Straßenrussisch zu ihm. » Echt klasse. Hast du vor, dich darin beerdigen zu lassen?«
» Du bist hier das Arschloch, ich bin der mit der Knarre, also halt’s Maul und zieh dich an.« Der Vor warf eine Sporttasche auf den Boden. » Diese Sachen hier, nicht deine eigenen, und beeil dich. Der Pakhan mag es nicht, wenn man ihn warten lässt.«
Ry schüttelte langsam den Kopf. » Ich tue überhaupt nichts, bevor diese brunftige Ziege da drüben das Messer vom Hals meiner Frau nimmt.«
» Grischa, nimm das Messer weg.«
» Aber Vadim…««
» Tu es!«
Grischa sah den anderen säuerlich an, ließ aber das Messer sinken und trat einen Schritt zurück. Seine schwarzen Augen waren auf Ry gerichtet, und ein höhnisches Lächeln spielte um seinen Mund. » Beweg dich, Schlampe«, sagte er und versetzte Zoe einen so heftigen Stoß, dass sie der Länge nach auf den Boden fiel.
Ry sprang vom Bett, wurde jedoch abrupt von einem Pistolenlauf in seinem Bauch gestoppt.
Vadim schob sein Gesicht so dicht vor Rys, dass der die Mitesser auf seiner Nase sehen konnte und den gekochten Kohl in seinem Atem roch. » Noch ein Schritt, und du bist tot. Noch ein Scheißwort aus deinem Mund, und du bist tot.«
» Ry, nicht.«
Zoe rappelte sich auf und streckte die Hände beschwichtigend aus. Er sah die Angst in ihren Augen und wusste, es war Angst um ihn. Um an den Knochenaltar zu kommen, brauchte Popow Zoe lebend, und er brauchte ihre Kooperation. Aber wenn sie glaubten, dass Ry mehr Schwierigkeiten machte, als er ihnen nützte, würden sie ihn kurzerhand erledigen.
» Alles in Ordnung, Ry, wirklich. Er hat mir nichts getan.« Sie bückte sich, um ihren BH und das Höschen vom Boden aufzuheben, aber Grischa packte sie am Arm. » Zieh nur das an, was wir dir gebracht haben, sonst nichts.«
Ry hob die gespreizten Hände und trat einen Schritt zurück. » Okay, okay. Ich bin still und ziehe mich an. Aber ich will, dass ihr sie in Ruhe lasst.«
Vadim lächelte und ließ dabei die beiden Diamantsplitter sehen, die er nach der Art amerikanischer Rapper in den Vorderzähnen trug. » Wir töten sie nicht, bis der Pakhan sagt, dass wir es tun sollen.«
In der Sporttasche waren ebenfalls schwarze Jogginganzüge und Turnschuhe, dazu zwei billige Parkas, Wollmützen und Handschuhe.
» Kriegen wir keine Klunker zu unserem neuen Outfit?«, fragte Ry, als sie angezogen waren.
Vadim ließ ein paar Handschellen vom Zeigefinger baumeln. » Das Einzige, was du kriegst, ist das hier. Außer vielleicht eine Kugel in den Kopf. Also halt die Klappe und leg sie an.«
Ry legte sich die Metallklammern um die Handgelenke und ließ sie zuschnappen. Entweder sie hatten nur ein paar
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