Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
Vom Netzwerk:
Handschellen, oder sie hielten Zoe für keine große Gefahr.
    Es schneite, die dunklen Straßen waren menschenleer, aber am Bordstein wartete ein schwarzer Mercedes SUV mit Chauffeur und laufendem Motor auf sie. Grischa öffnete die hintere Tür, stieß Zoe hinein und kletterte nach ihr auf den Sitz. Dann schoss der Mercedes los, bevor die Tür richtig zu war.
    » Hey!«
    Ry rannte dem Wagen nach– nicht so einfach auf einer schneebedeckten Straße mit Handschellen an den Händen. Es war ohnehin sinnlos. Er konnte nur den roten Rücklichtern hinterherschauen, die langsam kleiner wurden, bis sie in der Dunkelheit verschwanden.
    Vadim holte ihn ein, er keuchte bereits von dem kleinen Spurt. Er hatte seine Waffe wieder gezogen, und diesmal sah er aus, als könnte er sie tatsächlich benutzen. » Was soll das, willst du unbedingt erschossen werden? Der Pakhan hat befohlen, dass wir in getrennten Fahrzeugen kommen.«
    » Wo ist dann unseres?«
    » Es kommt, wenn es kommt. Jetzt geh von der verdammten Straße runter, bevor dich ein Schneepflug überfährt.«
    Sie warteten und warteten. Das war nicht gut. Wozu getrennte Autos?
    Vadim fischte ein Päckchen billige russische Zigaretten und ein Feuerzeug aus der Tasche seines Jogginganzugs und zündete sich eine an. Er machte einen tiefen Zug und hustete sich die halbe Lunge aus dem Leib.
    » Die Dinger werden dich umbringen.«
    » Leck mich.«
    Ein Schneepflug fuhr knirschend vorbei, und in den Wohnungen auf der anderen Straßenseite gingen Lichter an. Vadim begann auf und ab zu hüpfen. Seinen Lippen und die Nase, selbst die Spitzen der Ohren waren vor Kälte blau angelaufen.
    » Nanu«, sagte Ry. » Zahlt euch der Pakhan nicht genug, damit ihr euch einen Mantel kaufen könnt? Nicht einmal einen Billig-Parka wie meinen hier?«
    » Ich komme aus Sibirien. In Sibirien ist das nicht kalt. Dort gilt das als Frühling.«
    Rys Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als der zweite SUV endlich kam.
    Der Fahrer wendete und fuhr in die entgegengesetzte Richtung zu der, die Zoes Wagen genommen hatte, und zum ersten Mal in seinem Leben wurde Ry buchstäblich schlecht vor Angst. Weniger weil er möglicherweise seinem Tod entgegenfuhr– auch wenn das keine erfreuliche Aussicht war. Aber was sollte aus Zoe werden, wenn sie von jetzt an auf sich allein gestellt war?
    Ihr Fahrer kutschierte sie durch ein verwirrendes Labyrinth von Straßen, gesäumt mit verfallenden Palästen längst toter Kaufleute und Adliger, mit Fitnessklubs, Espressobars und einem Porschehändler dazwischen. Offenbar versuchten sie, potenzielle Verfolger abzuschütteln. Was allerdings nicht nötig gewesen wäre. Saschas Sicherheitsleute hatten sich in weiter Entfernung postiert, um nicht entdeckt zu werden, und verließen sich im Übrigen ganz auf den Peilsender im Absatz von Rys Stiefeln. Ein brillanter Plan, nur dass Popow ihn erahnt hatte, und jetzt lagen die Stiefel in der Wohnung, während er und Zoe weiß Gott wohin unterwegs waren.
    Alle zehn Minuten zündete sich Vadim eine neue von seinen stinkenden Zigaretten an, und dann füllte sich das Wageninnere mit einer gelben Rauchwolke. Verfallende Wohnblöcke aus der Sowjet-Ära und vor sich hin rostende Fabriken prägten jetzt das Stadtbild. Es schneite heftig, der Scheibenwischer hatte Mühe, das Fenster freizuhalten.
    Etwa eine Stunde außerhalb von St. Petersburg überquerten sie einige Eisenbahngleise, und dann war die asphaltierte Straße zu Ende. Sie waren jetzt weit auf dem Land und holperten durch gefrorene Spurrillen in einer Ödnis mit Kiefern und nacktem Fels.
    Ry glaubte schon in einer Art existenzialistischen Hölle gelandet zu sein, als aus dem Nichts ein alter Friedhof auftauchte. Der Fahrer verlangsamte und bog in einen schmalen Weg, der zu beiden Seiten von den hohen Steinmauern des Friedhofs gesäumt war. Sie fuhren knapp zwei Kilometer, dann endete der Weg vor der Ruine eines großen Ziegelbaus.
    » Wenn wir ausgestiegen sind, fährst du zum Bauernhof hinauf«, wies Vadim den Fahrer an, als der SUV anhielt.
    Die kühle Luft tat gut nach dem verräucherten Aufenthalt in dem Mercedes. Weich und dick wie Daunen fiel der Schnee von einem schwarzen Himmel, aber Rys innere Uhr sagte ihm, dass es bald dämmern würde.
    Er glaubte, dass es sich bei der Ruine um einen ehemaligen Schlachthof handelte, da die Bronzeskulptur eines Stiers neben dem breiten, von einem Bogen verzierten Eingang stand. Eine einsame, nackte Glühbirne warf gerade genügend Licht

Weitere Kostenlose Bücher