Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
auf den Vorhof, dass er die Reste eines Viehtransporters aus dem Schnee ragen sah.
Von dem anderen SUV war nichts zu sehen, kein Lebenszeichen von irgendetwas. Und in dem frischen Schnee waren auch keine anderen Wagenspuren.
O Mann, das gefällt mir gar nicht.
Vadim stieß ihn mit seiner Pistole in die Rippen. » Geh da rüber, unter das Licht.«
Dicht gefolgt von Vadim ging Ry zu dem breiten Bogentor und betrat einen Bereich, in dem früher wahrscheinlich ausgeblutet und ausgeweidet worden war. Ein Brand hatte Teile des Dachs zerstört und die Wände geschwärzt, aber als Ry näher kam, sah er einen alten türkisfarbenen Wohnwagen aufgebockt in dem Gebäude stehen.
» Das reicht«, sagte Vadim, und Ry spürte den kalten Stahl an seinem Hals und den heißen Atem des Schlägers an seiner Wange.
Ry stand reglos da, die Waffe am Kopf. Lange Zeit passierte nichts. Sie schienen auf etwas zu warten– aber auf was? Es war so unheimlich still, dass man fast meinen konnte, den Schnee fallen zu hören.
Der Geruch, der die Ruinen durchdrang, war hier stärker, der alte, saure Geruch nach Blut und verwesenden Innereien und darüber ein jüngerer, schärferer Geruch, der wie eine Mischung aus Katzenurin und faulen Eiern war.
Er hatte jetzt einen guten Blick auf den alten Wohnwagen und die Fast-Food-Verpackungen, die überall davor herumlagen. Aber er sah auch leere Dosen mit Farbverdünner, entkernte Lithiumbatterien, benutzte Kaffeefilter und leere Packungen von Erkältungstabletten. Propangasbehälter mit blauen, rostigen Ventilen stapelten sich auf einer Seite der Tür. Auf der anderen Seite gab es einen Haufen Säcke voll Ammoniumnitrat.
In anderen Worten: alles, was man brauchte, um Methamphetamin herzustellen.
In einem Drogenlabor ging es normalerweise zu wie in einem Bienenstock, aber hier war weit und breit niemand zu sehen. Und obwohl alles so verlassen aussah, wusste Ry, dass sie den Laden nicht aufgegeben hatten, denn unter dem niedrigen Aluminiumvordach des Hauses sah er zwei Picknicktische mit Reihen voller Einmachgläser, in denen Erkältungstabletten in Salzsäure einweichten.
Und diese Babys kochen richtig. Er sah sogar die Dämpfe aus den offenen Gläsern entweichen. Ein Funke, und der ganze Laden könnte in die Luft fliegen.
» Nettes kleines Meth-Labor habt ihr hier laufen.«
Vadim sagte zunächst nichts, die Pistole an Rys Schläfe blieb unbewegt. » Langsam beschleicht mich der Verdacht, dass du ein Bulle bist.«
In diesem Moment hörte Ry, worauf er so sehr gehofft hatte– das gleichmäßige Brummen eines leistungsstarken Automotors von der Straße her, das Knirschen von Reifen im Schnee. Vadim räusperte sich hinter ihm.
» Und jetzt, Bulle«, sagte er, » ist es Zeit zu sterben.«
Ry wirbelte herum und riss den Arm hoch, um die Waffe wegzuschlagen, aber er war zu langsam. Sein Kopf explodierte in einem weißen, heißen Blitz, und dann war da nichts mehr.
48
Grischa hatte zu Zoe gesagt, sie würden Ry in einem eigenen Wagen zum Treffpunkt bringen, aber sie glaubte ihm nicht, obwohl die Alternative unerträglich war.
Die ganze Zeit im Wagen betete sie stumm, dass sie ihn nicht töten würden.
Nachdem sie eine Ewigkeit ziellos in der Stadt herumgefahren waren und nach einer nicht enden wollenden Fahrt über Land, bogen sie in einen Weg ein, der an einem Friedhof entlangführte. Die Scheinwerfer des Wagens beleuchteten zerfallende Ziegelmauern, dann sah Zoe einen schwarzen SUV genau wie ihren von den Ruinen wegfahren.
» Da, siehst du«, sagte Grischa. » Vadim und dein Süßer haben es vor uns geschafft. Ich sagte doch, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
Zoe sagte nichts. Ein merkwürdiger Fatalismus hatte sie erfasst, und sie drückte die Hand an die Brust, wo unter ihrer Kleidung das grüne Schädelamulett an seiner silbernen Kette hing. Was immer passieren würde, dachte sie, es würde jetzt passieren.
Als sie gehalten hatten, packte Grischa Zoes Handgelenk. Instinktiv versuchte sie, es wegzuziehen, aber sein Griff war wie ein Schraubstock, und schließlich begriff sie, dass er ihr nur Handschellen anlegte, so wie sie es bei Ry getan hatten.
Er langte über ihren Schoß hinweg, um die Tür zu öffnen. » Das ist der alte Rach’a Schlachthof«, sagte er, und bei seinem sonderbaren, verstohlenen Lächeln stellte es ihr die Haare auf. » Du wirst da drinnen auf den Pakhan warten.«
Eisiger Schnee brannte auf ihren Wangen, als sie ausstiegen. Die Kälte in der Stadt war
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