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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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ihm einen Stuhl hin, und er setzte sich, dann fesselten sie seine rechte Hand an eine der Ringschrauben. Grischa trat ein paar Schritte zurück und verschränkte die Arme, während sich Vadim eine Zigarette anzündete.
    Ry hatte eine tiefe Wunde an der Stirn, sein Gesicht und sein Parka waren voller Blut davon. » Alles okay?«, fragte er Zoe.
    Sie versuchte zu antworten, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt, deshalb nickte sie nur.
    » Was für ein rührendes kleines Wiedersehen«, sagte der Pakhan und trat zwischen sie. » Und wie langweilig für uns andere hier. Aber es hat geschmerzt, meine Liebe, als Sie ihn für tot hielten, nicht wahr? Ich möchte, dass Sie dieses Gefühl gut im Gedächtnis behalten.«
    Er ließ diese Worte einwirken, während seine scharfen Augen Zoe aufmerksam studierten. Sie erwiderte seinen Blick und versuchte, sich ihre Angst vor ihm nicht anmerken zu lassen. Er war ohne Frage ein Popow, denn er war dem Mann in dem Film wie aus dem Gesicht geschnitten, der vor fast fünfzig Jahren Rys Vater mit einem Regenschirm signalisiert hatte, dass die Präsidentenlimousine in Schussweite kam. Er hatte dasselbe schöne Gesicht mit dem breiten Mund und den slawischen Wangenknochen, der stolzen Nase. Dieselben verblüffend blauen Augen unter den dichten, verwegenen Brauen.
    » Dieser Augenblick hat etwas von Unausweichlichkeit, nicht wahr?«, sagte er. » Ein Schicksal, gegen das kein Sträuben hilft.« Er strich ihr mit dem Rücken der langen, feingliedrigen Hand leicht über die Wange. » Wie ähnlich Sie meiner Lena sind. Ich würde Sie überall erkennen.«
    » Wenn Sie mich noch einmal anfassen«, presste Zoe zwischen den Zähnen hervor, » beiße ich Ihnen die Hand ab.«
    Er zog eine Augenbraue hoch, als wäre er schockiert, dass sie so etwas sagte, aber er trat einen Schritt zurück, außer Reichweite ihrer Zähne.
    » Wie meinen Sie das, ›meine Lena‹?«, fragte Ry, und Zoe war erleichtert, weil seine Stimme so kräftig klang. Dann drang der Sinn seiner Frage in ihren Verstand. Wie ähnlich Sie meiner Lena sind, hatte Popows Sohn gesagt. Meiner Lena.
    Aber Lena Orlowa war die Geliebte seines Vaters gewesen, und das war über siebzig Jahre her. Bevor dieser Mann auch nur zur Welt gekommen sein konnte.
    Zoe schüttelte den Kopf. Etwas stimmte hier nicht. Sie blickte in das schlanke, hübsche Gesicht. Ein paar Falten um die Augen und die Mundwinkel, und die Haut am Kinn war nicht mehr ganz so straff. Das Haar war grau, aber noch dicht und voll, und es wich nicht einmal an den Schläfen zurück. Dieser Mann konnte nicht älter als Mitte fünfzig sein. Aber er hatte ihre Urgroßmutter » meine Lena« genannt.
    Und dann fiel ihr ein, was Katja Rys Vater erzählt hatte: Sie gab ihm davon zu trinken, und deshalb dachte er, er würde alle Geheimnisse des Altars kennen. Er dachte, er würde ihn wiederfinden können, aber er irrte sich, und er sucht seitdem nach ihm, hungrig nach seiner Macht.
    Nein, das konnte nicht sein, dachte Zoe, und doch würde es so vieles erklären.
    » Es gab nie einen Sohn«, sagte Ry. » Vor uns steht der Mann selbst. Nikolai Popow.«
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    Der Pakhan hob die Schultern und zuckte die Achseln. » Ach ja, noch so ein Verwirrspiel, fürchte ich. Aber es wurde mit der Zeit notwendig, als alle meine Altersgenossen Haare, Zähne und Gedächtnis zu verlieren begannen, während ich mich kaum zu verändern schien. Nicht lange, und ich fing an, jünger als ihre Kinder auszusehen, deshalb zog ich mich für eine Weile aus der Welt zurück, und als ich wieder auftauchte, war ich der Sohn, den ich nie hatte. Denn obwohl ich viele Frauen in meinem sehr, sehr langen Leben hatte, habe ich erst 1964 geheiratet, als ich weit über sechzig war. Und als meine Frau und ich dann ein Kind bekamen, war es nur eine Tochter.«
    » Mein Gott«, sagte Zoe. » Wie alt sind Sie denn dann?«
    Ein durchtriebener, triumphierender Blick trat auf Popows Gesicht. » In etwas mehr als einem Monat feiere ich meinen hundertzwölften Geburtstag. Aber da ich von dem Knochenaltar getrunken habe, liegen noch viele, viele Jahre vor mir. Eine Ewigkeit vielleicht.«
    Seine Stimme verlor sich vorübergehend, und es erschien Zoe, als würden seine Augen glühen, als wütete ein Feuer in ihm. » Der Altar ist echt«, sagte er. » Ein wahrer Jungbrunnen, und ich bin der lebende Beweis dafür.«
    » Ja«, sagte Ry. » Wir sehen, wie gut der Knochensaft bei Ihnen funktioniert hat. Sie sind hundertzwölf Jahre alt und so

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