Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

von den Dingern sind übrigens beheizt, und es gibt auch Handwärmer. Können Sie sich so einen Luxus vorstellen? Jetzt trinken Sie aus, trinken Sie.«
    Der Tee war furchtbar, aber sie tranken ihn bis auf den letzten Tropfen.
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    Zoe sah zu dem Wasserfall hinauf, der in Wellen und Spitzen aus Eis aus der Steilwand über ihnen schoss.
    » Es sieht fast unwirklich aus«, sagte sie. » Als wäre ein Gott dahergekommen und hätte ihn mit einem Fingerschnippen von einem Moment auf den anderen gefrieren lassen.«
    » Wir sind hier in Sibirien«, sagte Swetlana, » wo alles immer tief gefroren ist, außer vielleicht für fünf Minuten während der ersten Augustwoche… Gut, das war Spaß. Aber nur ein bisschen.«
    Swetlana blickte an der hohen, breiten Eissäule empor, und Zoe glaubte, sie erschaudern zu sehen. » Es ist kaum noch eine Stunde hell, und ein Schneesturm ist im Anmarsch, deshalb muss ich euch jetzt allein lassen. Die Höhle mit dem Knochenaltar ist hinter dem Wasserfall, und ihr bleibt besser über Nacht darin. Euer Schneemobil hat GPS , aber das funktioniert hier in der Schlucht nicht, und selbst draußen in der Tundra verirrt man sich leicht bei Schneefall und Dunkelheit. Und es ist die Zeit des Hungers. Die Wölfe werden herumstreifen.«
    » Danke«, sagte Zoe. » Für alles.«
    Swetlana lächelte Zoe zu, dann sah sie Ry an und schenkte auch ihm den Hauch eines Lächelns. » In dem Fach hinter den Sitzen eures Schneemobils habe ich ein paar Rettungsdecken, Wurstbrote und eine Flasche Wodka verstaut. Die Decken halten einen gut warm, aber der Wodka noch besser.«
    Swetlana warf noch einen raschen Blick auf den Wasserfall. » Jetzt muss ich aber los.«
    » Wir bringen das Schneemobil spätestens morgen zu Mikhail zurück«, sagte Zoe. » Werden Sie da sein? Ich würde mich gern noch ein wenig über die Zauberleute und meine Urgroßmutter mit Ihnen und Ihrem Großonkel Fedor unterhalten.«
    Swetlana nickte. » Wenn Sie es wünschen, werde ich da sein.«
    Einen Moment lang glaubte Zoe, das Mädchen werde sie umarmen, aber dann nickte es noch einmal und drehte sich um.
    Sie sahen sie auf ihrem Schneemobil über den See davonfahren, eine Schneefahne hinter sich herziehend.
    » Ich glaube, zum Ende hin ist sie fast ein wenig warm mit dir geworden, O’Malley.«
    Er lächelte nicht und blieb so lange stumm, dass sie schließlich fragte: » Was ist? Was beschäftigt dich?«
    » Dass diese Sache hier keine Probe deiner Gefühle für mich sein sollte. Ich sehe es nicht so, und du solltest es auch nicht so sehen. Sag mir, dass ich hier beim Schneemobil auf dich warten soll, und ich werde es tun. Ohne Fragen zu stellen und ohne schlechte Gefühle.«
    Sie fasste ihn an den Armen und drehte ihn zu sich. » Es gibt hier keine halben Sachen, Ry. Nicht mit mir.«
    Er sah sie an, in seinen dunklen Augen stand eine Gefühlsregung, die sie nicht deuten konnte, die ihn aber bis ins Mark zu erschüttern schien. Alles, was er sagte, war jedoch: » Also gut. Dann bringen wir es hinter uns.«
    Er nahm sie an der Hand, aber jetzt war es Zoe, die zögerte.
    Sie sah zu der riesigen gewellten Eissäule hinauf. » Das alles… es ist einfach schwer zu glauben, dass wir tatsächlich hier sind. Als ich die Geschichte von Lena Orlowas Flucht aus dem Gulag zum ersten Mal hörte, von ihrem Marsch quer durch Sibirien bis Schanghai, und dabei die ganze Zeit schwanger von ihrem Geliebten, fand ich sie so wunderbar traurig und romantisch, wie etwas aus Doktor Schiwago. Aber die Wahrheit stellte sich als etwas völlig anderes heraus, nicht? Was hier wirklich passierte, war hässlich, brutal und grausam.«
    » Nicht alles«, sagte Ry. » Sie hat überlebt, und das war mutig und eine wunderbare Sache. Sie hat überlebt, damit dieser Augenblick jetzt stattfinden kann. Da du, ihre Urenkelin, an den Ort zurückkommst, wo alles begann, und es zu Ende bringst. Den Kreis schließt.«
    Zoe schluckte schwer und nickte. » Weil ich jetzt die Hüterin bin.«
    Aber sie fragte sich, wie sie den Knochenaltar finden sollte, wenn Nikolai Popow schon so oft danach gesucht hatte. Und wenn sie ihn fand, was dann? Was würde danach kommen, denn wenn sie ihn gefunden hatte, würde sie nicht nur dem Namen nach, sondern auch faktisch seine Hüterin sein. Die Geheimnisse des Altars würden dann ihre Geheimnisse sein, die sie bewahren oder verraten konnte.
    Ry berührte ihre Stirn mit seiner. » Man hat dir eine unglaubliche Last auferlegt, Zoe, aus dem Nichts. Und weißt