Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

zurück. Sie musste diese Wut in sich zügeln, die ihre Seele zerfraß, aber es war manchmal sehr schwer. Immer höher stieg diese Wut, bis sie daran zu ersticken glaubte. An manchen Tagen war es schlimmer als an anderen, aber sie war immer da, in ihren Knochen, dachte sie bisweilen. Im Mark ihrer Knochen.
    Der Knochenaltar.
    Du hast ihn mir versprochen, Mama. Er gehört mir. Nicht Zoe. Mir.
    Okay, okay. Sie konnte damit fertigwerden. Sie konnte mit Zoe fertigwerden. Sie hatte der Kleinen ein schlaues Gebräu aus Wahrheit und Lügen eingegeben, so schlau, dass sie gelegentlich selbst nicht mehr genau wusste, was Wirklichkeit und Fiktion war. Aber Zoe…
    Zoe, Zoe, Zoe. Habe ich dich unterschätzt? Du bist so eine selbstgerechte kleine Kreuzritterin, stürmst hinaus in die Welt, um mit deinen guten Taten meine schlimmen Sünden wettzumachen – es ist so süßlich, dass mir die Zähne wehtun. Aber vielleicht hast du doch etwas von mir in dir, hm, Zoe? Ein wenig von dem harten, egoistischen und erbarmungslosen Luder?
    Wie viel weißt du, mein Kind? Nicht alles, natürlich, aber mehr als du dir anmerken lässt.
    Sie musste nachdenken, planen, was zu tun war. Beginnend bei Zoe…
    » Pakhan?«
    Anna Larina blickte erschrocken auf. Sergei Vilensky, einer ihrer Schläger, stand immer noch in der Tür und wartete darauf, dass sie etwas sagte oder tat. Ach ja, die Polizisten. Sie warteten unten und flossen zweifellos über vor Fragen über die liebe Mama.
    » Diese Menty«, sagte Sergei und benutzte ein russisches Vulgärwort für Polizei. » Soll ich sie aus dem Weg schaffen?«
    Anna Larina musste beinahe lächeln. » Wir sind hier in Amerika, Sergei. Hier schafft man die Polizei nicht aus dem Weg, indem man ihnen eins über den Schädel haut und sie in den Fluss wirft, wie groß die Verlockung auch sein mag. Sie würden ohnehin nur mit einer Flut von Durchsuchungsbefehlen und Vorladungen wiederkommen. Abgesehen davon ist es nichts Wichtiges, ich kann also ebenso gut mit ihnen reden und es hinter mich bringen.«
    Er nickte und wandte sich zum Gehen, aber sie hielt ihn auf. » Sergei?«
    Er drehte sich um, und sie sah ihm ins Gesicht, in seine harten Augen. Er kam aus der Gosse, ein echtes Tier, aber er war jetzt seit mehr als einem Jahr bei ihr, und sie begann zu erkennen, dass er weit gerissener war als ihre anderen Vors, deren Nützlichkeit häufig mit der Reichweite ihrer Fäuste endete.
    » Weißt du, wieso ich Pakhan geworden bin?«
    Falls er von ihrer Frage überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken. » Die mit dem meisten Grips und dem größten Mumm werden am Ende immer Pakhan. Aber ich habe mich umgehört, bevor ich hierherkam. Wer würde das nicht tun?«
    » Und was hat man dir gesagt?«
    Sie glaubte, den Anflug eines Lächelns über sein Gesicht huschen zu sehen. » Man hat mir erzählt, Ihr Mann gehörte zum Dmitroff-Clan unten in L. A., der Lieblingsneffe des Bosses und sein designierter Erbe, falls er jemals seinen Kram auf die Reihe bringen würde, während Sie ein Luxus-Callgirl für die Reichen und Schönen in Hollywood waren. Er hat tausend Dollar für eine Nacht mit Ihnen bezahlt, und am nächsten Morgen hat er Sie auf Knien und mit einem Zwei-Karat-Diamantring angefleht, seine Frau zu werden.«
    » Es war nicht am nächsten Morgen, es war eine Woche später, und der Ring hatte nur ein Karat. Aber weiter.«
    Er schaute auf den großen Klunker von Diamanten, den sie jetzt an der linken Hand trug, und zog die Augenbrauen in die Höhe. Sie lachte. » Ich habe nachgerüstet. Weiter, Sergei.«
    Er zuckte mit den Achseln. » Es stellte sich heraus, dass einer der Kredithaie, der für Ihren Mann arbeitete, in die eigene Tasche wirtschaftete, und Sie haben es sofort entdeckt, als Sie einen Blick in die Bücher warfen. Das Nächste, was man weiß, ist, dass der Hai in einer Gasse gefunden wurde, jeder Knochen in seinem Leib gebrochen, und Sie hatten das Kredit- und das Glücksspielgeschäft von Ihrem Mann übernommen. Von da expandierten Sie zu Heroin und Prostitution, zogen hier nach San Francisco herauf und begannen, in das nördliche Territorium der Dmitroff-Familie einzudringen. Nur dass Sie es auf die Hightech-Methode machten, mit Computern und Bankbetrug, und bis sie es merkten, war es zu spät.«
    Sie sagte nichts dazu, sondern ließ ihn stattdessen dort stehen, während sie sich in aller Ruhe eine neue Zigarette anzündete. Und er stand da, groß und unbeweglich, so beherrscht, dass sie ihn nicht