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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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hatte? Wahrscheinlich würde es ihm in Russland sogar noch so etwas wie Street Credibility einbringen. Man konnte nicht mehr zu Fall gebracht werden, wenn man schon so tief gesunken war, wie es tiefer nicht ging.
    Miles hörte eine Bewegung hinter sich oder fühlte sie vielleicht auch nur, dann langte Yasmine um die Sessellehne und begann, seine Schultern zu massieren. Ihre Finger waren kräftig, fast zu kräftig, es tat beinahe weh.
    » Ich habe noch eine Stunde, ehe ich zum Flughafen muss«, flüsterte sie.
    Er umklammerte ihre Handgelenke und zog sie zu sich vor den Sessel. Sie kniete zu seinen Füßen nieder, und ihr Gesicht war wunderschön und sehr weiß, bis auf die blutroten Lippen. Er hatte den plötzlichen banalen Gedanken, dass er sie gern heiraten würde. Er wollte bis an sein Ende glücklich mit ihr leben, vielleicht noch ein Kind mit ihr haben. Einen weiteren Sohn.
    » Das alles wird bald vorbei sein«, sagte er.
    » Ich weiß. Ich weiß.«
    Er strich mit dem Daumen über ihre volle Unterlippe. » Diese Enkelin…«
    » Zoe Dmitroff.«
    » Ob sie den Film in die Hände bekommt oder nicht, sie könnte auf jeden Fall wissen, was darauf ist.«
    » Dieses Risiko dürfen wir nicht eingehen.«
    » Nein. Aber rede zuerst mit ihr. Zeig ihr ein Foto von Nikolai Popow. Ich möchte wissen, ob er sich je an sie herangemacht hat, und wenn ja, was er gesagt hat.«
    » Und dann?«
    » Dann tust du das, was du am besten kannst.«
    Ihre Augen verdunkelten sich, und ihre Lippen teilten sich leicht. Er spürte ihren heißen Atem auf seiner Hand.
    » Mit Vergnügen«, sagte sie. » Wie immer.«

Teil Vier
    Die Madonna

18
    Paris, Frankreich
    Schau zur Madonna, hatte ihre Großmutter geschrieben, und Zoe hatte geschaut und geschaut und geschaut. Sie hatte jeden Quadratzentimeter dieses Wandteppichs studiert, bis sie das Gefühl hatte, dass er sich ihren Pupillen eingebrannt hatte, aber ohne Ergebnis. Was übersah sie? Ohne Frage hatte ihre Großmutter die Postkarte in den Umschlag gesteckt, um sie an diesen Ort hier zu führen, aber was half ihr das, wenn sie nicht dahinterkam, was das alles bedeuten sollte?
    Schau zur Madonna.
    Sie ging noch einmal im Kreis in dem runden, schwach erleuchteten Raum herum und betrachtete die Wandbehänge aus dem 16. Jahrhundert, die so kraftvoll strahlten wie verschüttete Juwelen. Die Dame, ihre Dame war in allen die Hauptfigur, mit ihrem Einhorn und einem Löwen, aber ohne Greif.
    Die Bildteppiche sollten die Welt der Sinne darstellen. In Schmecken nahm die Dame Süßigkeiten von einem Teller, den eine Dienerin ihr hinhielt. In Riechen flocht sie einen Kranz aus Blumen. In Tasten streichelte sie das Horn des Einhorns, und in Hören spielte sie Orgel. In Sehen hielt sie einen Spiegel in die Höhe, und das Einhorn kniete mit den Vorderbeinen auf ihrem Schoß auf dem Boden und betrachtete sein Spiegelbild.
    Zoe blieb stehen, um den letzten Wandteppich anzusehen, den auf der Postkarte ihrer Großmutter. À mon seul désir, meinem einzigen Verlangen. Hier stand die Dame vor einem Zelt, ihre Dienerin neben ihr, und hielt eine offene Schmuckschatulle in der Hand. Die Dame legte das Halsband, das sie auf den anderen Bildern getragen hatte, in die Schatulle.
    Aber es gab keinen Altar aus Knochen hier, überhaupt keinen Altar. Was bedeutete es also? Verdammt, was sollte sie sehen?
    Die Frauen unserer Familie sind schon so lange die Hüterinnen des Knochenaltars, dass sich der Beginn davon im Nebel der Zeit verliert. Die heilige Pflicht jeder Hüterin ist es, das Wissen um den geheimen Pfad zu schützen, denn hinter dem Pfad ist der Altar, und innerhalb des Altars befindet sich der Quell des Lebens.
    Ein lächerliches Rätsel hatte ihre Großmutter es genannt. Gut, es mochte lächerlich sein, aber es war auch stumpfsinnig, sogar noch stumpfsinniger als das andere Rätsel auf der Rückseite der Postkarte. Oder vielmehr war sie selbst stumpfsinnig, denn wenn die Antwort in den Wandteppich gewoben war, dann war sie ihr zu hoch…
    Ein Wachmann streckte den Kopf zur Tür herein und erschreckte sie. Er klopfte auf seine Armbanduhr und sagte: » Madame, nous fermons en cinq minutes.«
    Zoe nickte dem Mann zu, und plötzlich begannen sich ihre Augen mit Tränen zu füllen. Sie war noch nicht bereit zu gehen, sie war hier nicht fertig. Bis gestern hatte ihre Großmutter wenig mehr für sie bedeutet als ein lächelndes Gesicht auf einem alten Foto. Vielleicht waren es nur diese gemeinsamen Mitochondrien, aber

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