Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
M. Peis Glaspyramide, die durch die nackten Bäume ragte. Ein Touristenboot schwamm vorbei und hatte einen Scheinwerfer auf die cremefarbenen Steinwände und die grauen Mansardendächer gerichtet. Als sie an einer roten Ampel standen, eingezwängt zwischen einem nach Diesel stinkenden Bus und einem Bierlaster, drehte sich Zoe noch einmal nach dem berühmten Museum um und bemerkte etwas Rotes am Steuer eines silbernen BMW einen halben Block hinter ihnen.
Das kann nicht sein.
Der BMW schwenkte plötzlich auf den Bürgersteig, er schoss eingezwängt zwischen den Stoßstange an Stoßstange stehenden Autos und einem riesigen Granitgebäude dahin und ließ die Fußgänger wie Kegel auseinanderstieben. Sein Seitenspiegel schlug Funken aus dem Stein.
Zoe stieß Ry an und schrie: » Geben Sie Gas!«, aber er hatte bereits den Kopf gedreht, um zu sehen, was die Unruhe zu bedeuten hatte. Der BMW blieb mit kreischenden Bremsen stehen, weil ein Umzugs-Lkw in einer Einfahrt die Weiterfahrt versperrte, und er war jetzt nahe genug, sodass Zoe die Person am Steuer erkennen konnte. Es war in der Tat Yasmine Poole, und sie war offenbar wütend. Sie war außerdem nass wie eine Kanalratte, und Zoe hätte gelächelt, wenn die Lage nicht so furchterregend gewesen wäre.
Das hintere Fenster glitt herunter, und eine Hand mit einer Automatikwaffe erschien. Der lange graue Lauf schwenkte herum, bis sie genau in die Mündung sah.
» Eine Waffe!«, schrie sie, » und die ist genau auf…«
Eine Kugel pfiff an Zoes Ohr vorbei und schlug in den Bus neben ihnen. Die nächste drang in die Satteltasche und ruinierte Luigis Pizzas.
Dann schaltete die Ampel um, und Ry konnte endlich Gas geben. Das kleine, leichte Motorrad schoss mit solcher Gewalt vorwärts, dass es beinahe vom Asphalt abhob, und einen entsetzlichen Moment lang hing Zoe mehr oder weniger parallel zur Straße, und nur die Hand an Rys Gürtel bewahrte sie davor herunterzufallen. Dennoch wäre sie mit dem Kopf fast in eines der riesigen Vorderräder des Busses geraten. Dann fräste eine weitere Kugel direkt vor ihren Augen eine Rille in den Asphalt.
Sie schaffte es nur mit Mühe, sich wieder in eine aufrechte Position zu ziehen, ehe Ry unmittelbar vor dem Bus und einem Taxi die Spur wechselte und anschließend den Lenker so hart nach rechts riss, dass das Heck des Motorrads ausbrach und Zoe fast erneut aus dem Sitz gehoben wurde. Sie rasten auf den Gehsteig und konnten gerade noch einem Postkartenständer ausweichen, ehe sie auf eine Bogenbrücke und zurück zur anderen Flussseite jagten.
Zoe sah bei einem Blick über die Schulter, wie der silberne BMW gerade ein Wendemanöver über vier Fahrspuren vollführte. Reifen quietschten, Hupen tönten, und Metall krachte knirschend an Metall, aber wie durch ein Wunder tauchte der BMW unversehrt aus dem ganzen Durcheinander auf und heftete sich an ihre Fersen.
Wo ist die verdammte Verkehrspolizei, fragte sich Zoe, und einen Augenblick später hörten sie schon Sirenen heulen.
Sie hatten Grün am Ende der Brücke, und einen Moment lang dachte Zoe, Ry würde in eine dreispurige Einbahnstraße biegen, aber stattdessen schoss er wieder auf den Gehsteig und durch eine Reihe Poller in einen Park.
Der gekieste Weg war voller Leute beim Abendspaziergang, aber Ry verringerte kaum das Tempo und zog eine Spur von Schreien, Flüchen und geschüttelten Fäusten– gottlob jedoch keinen Leichen– hinter sich her.
Zoe hörte jetzt viele Sirenen und sah überall Blaulicht kreiseln, aber angesichts der Menge an Verkehrsgesetzen, die sie übertreten hatten, war sie sich nicht so sicher, ob sie noch etwas mit der Polizei zu tun haben wollte.
Sie flogen an Reihen von Platanen, Rosenhecken und geometrischen Blumenbeeten vorbei, sausten um einen Säulenbrunnen herum und schossen dann aus dem Park auf den größten Platz hinaus, den Zoe in ihrem ganzen Leben gesehen hatte. Er hatte die Form eines Achtecks, und in seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger ägyptischer Obelisk.
Acht Straßen liefen wie Speichen auf den Platz zu beziehungsweise führten von ihm weg, und alle waren sie verstopft vom Feierabendverkehr. Autos, Busse, Lkws, Motorräder, alle wirbelten sie in scheinbar planloser Ausgelassenheit und mit halsbrecherischem Tempo durcheinander. Ry schlängelte sich wie ein Slalomfahrer durch den Verkehr und ignorierte Stoppschilder und Verkehrspolizisten– Dinge, für die man auf einer Stadtautobahn in L. A. auf ihn geschossen hätte.
Zoe hielt in
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