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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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Jahrhunderts, eine Sängerin mit gerader schwarzer Ponyfrisur und dramatischen Wangenknochen, einem schwarzen Bleistiftrock, einer roten Seidenbluse und einer langen Zigarettenspitze aus Elfenbein, die sie geziert zwischen zwei Fingern hielt.
    » Ryluschka?«, sagte sie in einem von zu viel billigem Wodka gezeichneten Russisch. » Zwei Jahre lang höre und sehe ich nichts von dir, und dann klopfst du plötzlich an meine Tür? Du musst in richtig üblen Schwierigkeiten stecken. Andererseits– wann steckst du nicht in Schwierigkeiten?«, sagte die Frau und schaltete auf Englisch um. Sie hob die Hand mit der Zigarettenspitze, ehe Ry antworten konnte. » Nein, sag lieber nichts, Lapuschka. So kann ich gegebenenfalls alles glaubhaft bestreiten.«
    » Wir dachten, wir schauen zum Abendessen vorbei«, sagte Ry und drehte sich zu Zoe um. » Madame Blotski macht den besten Borschtsch westlich des Urals.«
    » Er lügt.« Die Frau lächelte Zoe an, aber gleichzeitig kniff sie die dunklen Augen zusammen und musterte sie von Kopf bis Fuß, als würde sie eine potenzielle Rivalin abschätzen. » Ich kann nicht einmal eine Kartoffel kochen, ohne sie anzubrennen. Aber man kann sich ja immer noch Essen bringen lassen, nicht? Also herein, herein.« Sie trat zur Seite. » Aber nix Madame Blotski. Sie müssen mich Anja nennen.«
    » Ochen priatna. Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Zoe…«
    » Njet, njet. Sagen Sie nichts mehr. Aber wie schön, dass Sie Russisch sprechen. Und wie höflich von Ihnen, dass Sie mich darüber aufklären, bevor ich mich womöglich blamiere, indem mir hier und da eine kleine Beleidigung, eine kleine Indiskretion herausrutscht, weil ich Sie für ahnungslos halte. Ryluschka, wo hast du dieses Mädchen gefunden?«
    » Ich habe sie aus der Seine gefischt.«
    » Ha. Du kleiner Witzbold. Aber sie sieht wirklich ein bisschen aus wie eine ertrunkene Krysa. Egal, es gibt Badegelegenheiten bei mir, und dafür sollte sie dankbar sein. Und wieso stehen wir eigentlich noch hier draußen herum? Was, wenn euch jemand sieht und zu schießen anfängt?«
    Zoe blickte nervös die Straße hinauf und hinunter. Sie wollte dieser Frau keine Probleme bereiten. » Danke, Madame Blotski, aber vielleicht sollten wir…«
    » Anja«, warf Ry ein, » tut gern so, als lebte sie in einem Roman von John Le Carré. Wenn Sie ihr erzählten, dass uns der KGB dicht auf den Fersen ist, wäre sie überglücklich.«
    Madame Blotski lachte. » Das sagt der Richtige, Ryluschka. Dabei bist du es, der immer Räuber und Gendarm spielen muss.«
    Zoe sah Ry an. Am Anfang, als sie benommen und mit brummendem Schädel aufgewacht war, nachdem er mit der Betäubungswaffe auf sie geschossen hatte, hatte sie gedacht, er würde zu den Bösewichtern gehören. Das glaubte sie jetzt zwar nicht mehr, aber sie wusste, dass es immer noch viele Dinge gab, die er ihr nicht erzählte.
    Andererseits hatte sie ihm auch nicht alles gesagt. Denk dran, trau niemandem. Niemandem, hatte ihre Großmutter sie gewarnt. Zoe war gerade einmal achtundvierzig Stunden lang die Hüterin, und schon erwog sie, Regel Nummer eins zu brechen.
    Anja Blotski lachte, als sie Rys Arm nahm und ihn ins Haus zog. Zoe folgte den beiden. Anja drückte sich an ihn, und ihre Brust streifte seinen Arm. Ein deutlicher Hinweis, dass die beiden einmal etwas miteinander gehabt hatten, dachte Zoe und lächelte bei dem Gedanken.
    Zoe ließ den Blick über die eingetopften Palmen, die Art-déco-Verzierungen und die Vergoldungen an den kobaltblauen Wänden schweifen und dachte, dass sich Humphrey Bogart wie zu Hause gefühlt hätte.
    Sie gingen zwischen Korbsesseln und runden, mit frischen weißen Tüchern bedeckten Tischchen hindurch; auf jedem Tisch standen eine eigene Lampe mit rotem Schirm und ein Aschenbecher aus Onyx. Dann überquerten sie eine kleine Tanzfläche vor einer leicht erhöhten Bühne, auf der bereits alles für eine Jazzband aufgebaut war: Die Instrumente waren ausgepackt, und die Noten lagen auf den Notenständern bereit. Zoe sah jedoch keine Musiker. Tatsächlich war keine Menschenseele in dem Laden. Andererseits war es noch früh; wahrscheinlich ging es erst um Mitternacht richtig los hier.
    Anja Blotski führte sie durch eine Schwingtür nach hinten, über einen kurzen Flur zu einer weiteren Tür, die sie mit einem Schlüssel öffnete. » Das ist die Garderobe der Sängerin, aber da ich die Sängerin bin, erlaube ich euch, sie zu benutzen. Bitte fühlt euch wie zu Hause. Diese

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