Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Gustav setzten sich dazu. Auch Sibylle Klinkenberg nahm wieder Platz. Jakob Kratz verabschiedete sich mit einer angedeuteten Verbeugung und verließ den Speisesaal.
»So«, sagte Hauptkommissar Gerster und atmete tief durch. »Sie sind also die seltsame Gesellschaft, die ebenfalls völlig zufällig des Nachts spazieren ging und uns am Tatort von der Arbeit abhalten wollte.«
Lorenz grinste vor sich hin: »Na, wenn das so einfach ist, Sie von der Arbeit abzuhalten, wird’s damit nicht so weit her sein.«
Gerster stöhnte nochmals leise auf. »Lassen wir das. Dieter, was haben wir?«
Maus las seine Notizen vor: »Barbara Müllenmeister, Gustav Brenner, Lorenz Bertold, allesamt wohnhaft hier in der Seniorenresidenz Burgblick. Gustav Brenner schlafwandelte und wurde von den beiden anderen in Nideggen gefunden, anschließend folgten sie Geräuschen und dem Blaulicht, was sie zum Tatort führte.«
Gustav klatschte in die Hände. »Der Junge ist gut. Kann man sich den ausleihen?«
»Aber bitte, Herr Brenner«, tadelte Sibylle Klinkenberg. »Sie wollen doch, dass man Sie ernst nimmt. Dann geben Sie den Herren doch bitte die Gelegenheit dazu.«
»Wie auch immer«, meinte Gerster, der sichtlich ungeduldig wurde. »Kennen Sie den toten Wilhelm Floto?«
»Nur sehr flüchtig«, antwortete Lorenz. »Wir hatten mit dem nie großartig was zu tun. Schien außerdem ein Unsympath zu sein.«
»Warum?«
Da Lorenz schwieg, antwortete Gustav: »Einfach so. Er wirkte schroff und unfreundlich. Aber wie Lorenz schon sagte, wir hatten nicht wirklich Berührungspunkte.«
»Wie kann das sein?«, fragte Bruno Gerster. »So viele Menschen leben hier nun auch wieder nicht, dass man so gar nichts voneinander wissen könnte.«
»Sechsundvierzig ständige Hausbewohner plus Kurgäste«, warf Sibylle Klinkenberg ein.
Lorenz nahm den Faden auf: »Und es gibt halt verschiedene Gruppen. Da haben wir beispielsweise die Künstler oder auch die Tänzer.« Er sah Gustav durchdringend an. »Und der alte Floto war, soweit ich das sehe, in keiner Gruppe.«
»In der Tat beteiligte sich Herr Floto kaum an den vielfältig angebotenen Aktivitäten«, bestätigte die Heimleiterin.
»Nun gut«, meinte der Kommissar. »Der Mann war also eher Einzelgänger. Hatte er denn Feinde? Gab es Streit?«
Lorenz grinste. »Ich wette, das wissen Sie schon längst. Gestern beim Frühstück geriet er mit dem alten Kratz aneinander.«
»Worum ging’s denn?«
Bärbel schaltete sich ein. »Ich wollte Herrn Floto vorlassen, da er ungehalten über die Wartezeit am Buffet schien. Herr Kratz hatte aber etwas dagegen. Dann verließen beide den Saal. Mehr war da nicht. Also von einem Streit kann man da auch kaum reden.«
»Und sonst?«, fragte Bruno Gerster weiter. »Andere Streitigkeiten bemerkt? Wo doch der Ermordete auf alle einen grantigen Eindruck gemacht haben soll?«
»Ja«, bestätigte Bärbel. »Ich beobachtete gestern nach dem Abendessen ein Gespräch des Herrn Floto mit einer mir unbekannten Frau. Sie stritten, aber ich konnte nichts verstehen.«
»Ach ja.« Gerster horchte auf. »Sie sagten doch gestern Nacht schon, dass Sie dem Ermordeten gefolgt waren – so ...«
»Nach dem Abendessen, gegen neunzehn Uhr fünfzehn«, warf Kommissar Maus mit Blick auf seinen Notizblock ein.
»Nicht doch«, entgegnete Bärbel. »Wir hatten beide offenbar den gleichen Weg bei einem Spaziergang. Keineswegs folgte ich ihm.«
»Geschenkt«, meinte Gerster. »Kommen wir zu der Frau, die sich mit dem Ermordeten gestritten hat. Wer war sie?«
»Ich kenne sie nicht«, antwortete Bärbel. »Aber ich weiß, dass sie den Herrn Kratz am Nachmittag hier besucht hat.«
»Frau Wilke«, fiel Sibylle Klinkenberg ein. »Die Dame hieß Wilke und stattete unserem Herrn Kratz einen Besuch ab. Ich brachte sie persönlich in den Garten, wo sich Herr Kratz aufhielt.«
»Was wissen Sie über diese Frau Wilke?«, fragte Gerster.
»Gar nichts«, antwortete die Klinkenberg. »Ich habe die Dame nie zuvor gesehen. Sie kam zur Information, wo ich mich gerade aufhielt, meldete sich als Besuch für Herrn Kratz an und fragte nach seinem Aufenthaltsort. Darauf führte ich sie in den Garten. Ich musste sie Herrn Kratz nicht vorstellen, die beiden kannten sich. Ich entfernte mich.«
»Na, wenn das keine exakte Beschreibung eines Hergangs war«, grinste Lorenz. »Unsere Chefin!«
Die Klinkenberg schüttelte den Kopf, lächelte aber dabei.
Kommissar Gerster fragte weiter: »Und wo könnten wir diese
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