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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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und hatten Lorenz bald eingeholt. Gemeinsam schlenderten sie dann gemütlich den Pfad entlang. Eichen und Buchen bildeten einen lichten Wald, standen recht weit auseinander und ließen viel Sonnenlicht auf den von roten Sandsteinbrocken und Kieseln übersäten Boden durch ihre Kronen scheinen. Rechts des Weges lagen große Felsbrocken da wie halbfertige Tische und Stühle, die ein Riese vor Urzeiten hatte liegen lassen. Linker Hand öffnete sich bald der Blick, wo eine von vielen Füßen ausgetretene Schneise bis auf einen Felskopf führte, an dem der Hang steil ins Tal abbrach. Bärbel stapfte den unbefestigten Weg hinunter und sagte: »Schaut mal, hier hat man eine schöne Aussicht!«
    Lorenz rief zurück: »Lass mal, die Aussichten werden hier alle paar Schritte besser. Den Abstecher tu ich mir hier noch nicht an.«
    Bärbel ging den Hang leichtfüßig wieder hinauf. Ein wenig außer Atem war sie doch, als sie die beiden Freunde, die auf dem Weg gewartet hatten, wieder erreichte. »Gut, ihr Faulpelze. Aber der Blick war trotzdem schön.«
    Lorenz schritt weiter voran und gab das Tempo vor, um von Bärbel nicht allzu sehr ins Schwitzen gebracht zu werden. Der Pfad war in den Hang hinein gelegt worden. Am rechten Wegrand, wo es weiter bergauf ging, lagen die Wurzeln der Bäume frei, fingerten scheinbar ziellos durch die Luft und krallten sich schließlich, immer dünner werdend, doch in den Boden. Manche wanden sich noch ein Stück weit über den Weg, bis sie schließlich auch unter der Oberfläche verschwanden. Lorenz musste zweimal hinsehen, um eine Blindschleiche zu entdecken, die er vorher für eine Wurzel gehalten hatte, bis sie sich, von seinem Gehstock genötigt, ohne besondere Hast davonmachte.
    »Wahrscheinlich war es doch der alte Kratz«, murmelte Lorenz und wunderte sich im selben Moment, dass er offenbar die ganze Zeit über den Mord nachgedacht hatte. Darum fügte er hinzu: »Kommissar Wollbrand konnte die Fakten drehen und wenden, wie er wollte, alles sprach für diese nahe liegende Variante. Doch sein Instinkt wies ihm eine andere Richtung.«
    Gustav, der die letzten Worte vernommen hatte, sagte: »Vielleicht will der alte Spürhund nur, dass dieser Fall verzwickter ist, als er aussieht. Weil es sonst zu einfach und zu langweilig wäre.«
    »Weiß nicht«, meinte Lorenz. »Es gibt zu viele Unbekannte. Der Kratz hatte keine Zeit, den Mord nach unserem Treffen zu begehen, und falls er ihn schon begangen hatte, als wir ihn trafen, war er zu ruhig dafür. So eiskalt ist er nicht, das haben wir beim Frühstück gesehen.«
    Bärbel mischte sich ein: »Genau, und vergessen wir nicht den Streit, den Floto mit dieser Frau Wilke hatte, und sein letztes Telefonat. Und außerdem ist der Herr Kratz kein Mörder, das spüre ich.«
    »Dein Gespür in allen Ehren«, sagte Lorenz. »Aber wir wissen auch, dass nahezu jeder Mensch in bestimmten Situationen in der Lage ist, einen anderen zu töten.«
    »Und vielleicht war es ja auch kein Mord«, fiel Gustav ein.
    »Sondern?«
    Gustav zuckte mit den Schultern. »Ein eskalierender Streit. Meinetwegen Totschlag, aber nicht unbedingt ein beabsichtigter Mord aus niederen Motiven.«
    Lorenz grinste. »Der Herr Verteidiger ist schon beim Plädoyer. So weit sind wir noch nicht, mein Lieber.«
    »Aber wir sind so weit, dass wir lesen können, wo wir sind«, sagte Bärbel und wies auf ein Schild des Eifelvereins, das an einem Baum befestigt war. Sie las vor: »Josef-Schramm-Weg.«
    Gustav lachte. »Also schön, die Dame will uns wohl sagen, dass wir jetzt genug kriminalisiert haben.«
    »Nicht unbedingt«, verteidigte sich Bärbel. »Ich finde es halt nur interessant, wie dieser Weg hier heißt.«
    Schweigend gingen sie weiter. Als sich der Weg wenig später gabelte, wählten sie den Abzweig nach links, der sie nah an die anderen Felsköpfe der Hügelkette heranführte.
    »Jetzt kannst du die Aussicht genießen«, meinte Lorenz und wies ins Tal hinunter. Tief unten war ein Gehöft zu sehen, auf dessen Weiden Pferde standen. Auf der gegenüberliegenden Seite erhob sich der weithin sichtbare Turm der Nideggener Burg über die Baumwipfel. Als sie auf den Felskopf, der mit einem Geländer gesichert war, hinausgetreten waren und zur Seite blickten, sahen sie die Felsen der Christinenley, die wie Perlen an einer Schnur auf dem Bergrücken aufgereiht aus dem Wald ragten.
    »Sollen wir hier ein Picknick machen?«, fragte Bärbel.
    Lorenz antwortete: »Ich würde noch ein paar Minuten

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