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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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in den Fußraum des Wagens zurück. Eine Weile vibrierte der Wagen noch, bevor alles ruhig wurde. Alle Schüsse und der Motorenlärm waren mit einem Mal verstummt. Es war nur noch das Geräusch unseres Fahrzeugs und die knisternden Flammen zu hören. Man musste nicht einmal zurückblicken, um zu wissen welcher Anblick sich einem nun bot. Ich tat es trotzdem. Ich raffte mich auf und sah zurück. Feuer. Nichts als Feuer umgeben von Dunkelheit. In meinem Kommunikator nur Rauschen. Veit war tot. Die Maschine war nicht mehr zu steuern gewesen und doch wusste ich, dass es ein Opfer für uns war. Er hätte mit uns in diesem Fahrzeug sitzen können, aber er hatte sich anders entschieden und ohne diese Entscheidung wären wir vermutlich nicht entkommen. Als wir uns immer weiter von der Absturzstelle entfernten und den Wald erreichten, konnte mein Verstand nur an eines denken: Es gibt kein Zurück.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    21

 
    Tränen liefen meine Wangen hinunter, doch es dauerte eine Weile bis ich es überhaupt bemerkte. Ich stand nicht unter Schock, jedoch lief das Geschehene der letzten Stunde immer wieder vor meinem geistigen Auge ab. In den letzten Minuten hatte ich Veit bestimmt sechs Mal sterben sehen. Jedes Mal dichtete mein Gehirn etwas mehr dazu, was ich unmöglich gesehen haben oder wissen konnte. Ich sah sein Gesicht kurz vor dem Absturz. Ich sah ihn vor Schmerzen schreien, als die Flammen ihn erfassten. Ich bildete mir sogar ein gehört zu haben, was er in diesem Moment dachte. Nichts davon war vermutlich auch nur nah dran an der Realität. Es ging alles viel zu schnell. Mein Verstand steigerte sich in das Erlebnis hinein, weil ich es immer noch nicht ganz fassen konnte. Ich wollte nicht daran denken, dass schon wieder jemand gestorben war, der mir nahe stand, aber ich konnte nicht anders. Das Einzige, was ich tun konnte war, deswegen nicht mehr in eine Depression zu verfallen. Ich wischte mir mit den Händen die Tränen vom Gesicht und versuchte mich wieder zu beruhigen. Veit hatte seinen Tod in Kauf genommen damit wir überleben würden. Jetzt zu heulen wie ein Kleinkind half in dieser Situation nicht. Wir waren schließlich noch nicht in Sicherheit.
             „Alles okay bei dir?“ Riss mich Aljoschas Stimme aus den Gedanken. Ich sah zu ihm, antwortete aber nicht. Mir war nicht nach Reden und ich wusste nicht, wie ich Veits Opfer sonst würdigen sollte, als mit einem Moment der Stille. Darüber hinaus fühlte ich mich immer schwächer und hatte mehr und mehr das Verlangen einfach nur zu schlafen. Aljoscha sah mich immer noch besorgt an. Sein Gesicht war voller Blutspritzer und Schmutz. Ich legte eine Hand an seine Schulter und griff mit der anderen an seinen Rucksack. Dann kramte ich darin, bis ich endlich die Erste-Hilfe-Tasche fühlte und zog sie hervor. Nur etwas Watte reichte schon. Ich rupfte sie ab und wischte ihm damit das Gesicht ab und säuberte die Wunde bevor ich sie desinfizierte. Es dauerte alles etwas länger, da meine Hände einfach zu träge waren.
             „Du weißt schon, dass du das nicht machen musst? Sie wird sich nicht entzünden und sehr schnell heilen. Es ist wirklich nur ein Kratzer.“ Flüsterte Aljoscha in meine Richtung. Ich lächelte nur schwach und antwortete nicht darauf. Natürlich wusste ich das, aber ich tat es trotzdem. Ich wusste selbst nicht genau wieso. Es war eben das, was man in solch einer Situation tat. Ich schluckte schwer, als mir die Frustration bewusst wurde, die uns in diesem Moment umgab. Wir waren zwar noch am Leben, aber nicht außer Lebensgefahr. Die Stille zwischen uns begann mich langsam zu erdrücken und ich entschloss mich sie zu beenden, auch wenn es mich gerade sehr viel Kraft kostete zu reden.
             „…Was sollen wir jetzt tun?“ Sagte ich leise, doch für jeden hörbar.
             „Eine Lösung finden, was sonst?“ Sagte Aljoscha voller Überzeugung in der Stimme. „Der Wagen wird nicht ewig fahren und wir befinden uns tatsächlich gerade mitten zwischen den Fronten. Wir müssen irgendwie hier weg in Sicherheit und das am besten sehr schnell.“
             „Und wie hast du dir vorgestellt das zu schaffen?“
    Innerlich hoffte ich jetzt einen brillanten Fluchtplan aus seinem Mund zu hören, der wie von Geisterhand all unsere Probleme verschwinden lassen würde. Leider wusste ich zur gleichen Zeit, wie unwahrscheinlich

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