Alter Hass rostet nicht
ich auf keinen Fall zulassen, denn dort gab es genug Verstecke, sodass er mich früher oder später abschütteln würde.
Ich verschärfte das Tempo und merkte gleich, dass er nicht mithalten konnte. Er war am Ende seiner Kräfte. Als wir den Basketballplatz am Ende des Parks erreicht hatten, setzte ich zu einem Sprung an und riss ihn mit dem ganzen Gewicht meines Körpers zu Boden.
»Agent Cotton, FBI«, stellte ich mich vor und zeigte ihm meine Dienstmarke. »Darf ich Sie zu einer kleinen Spazierfahrt einladen?«
***
Auf der Fahrt zur Federal Plaza ließ Phil die Personalien der beiden mutmaßlichen Brandstifter durch den PC laufen. Das Ergebnis bestätigte meine Vermutung: Die zwei waren früh auf die schiefe Bahn geraten und hatten trotz ihrer jungen Jahre bereits ein beachtliches Vorstrafenregister aufzuweisen. Diebstahl, Körperverletzung, Urkundenfälschung, Drogendelikte. Das Übliche.
Im Büro angekommen, teilten wir uns die Arbeit. Mein Partner kümmerte sich um den Hageren, ich nahm mir den Jungen vor, der sich Pete nannte und vor einer Woche vierundzwanzig geworden war.
»Warum hast du den Molotowcocktail geworfen?«
Schweigen.
»Wer hat dich dazu angestiftet?«
Schweigen.
»Hast du Geld dafür bekommen? Wie viel? Und von wem?«
Verächtliches Schweigen.
Der Kerl war schon ein harter Brocken. Abgebrüht durch allzu viele Jahre auf der Straße.
»Hast du den Namen Knudson schon mal gehört? Martin Knudson?«
Immerhin ein Schulterzucken.
»Ihm gehört das Haus, das du in Brand gesetzt hast. Hat er dich angeheuert?«
»Wollen Sie mich verarschen? Warum sollte er mir Geld dafür geben, dass ich sein eigenes Haus abfackele?«
Stellte er sich dumm oder hatte er wirklich keine Ahnung? »Schon mal was vom Häuserkampf in Harlem gehört?«
Kopfschütteln.
»Martin Knudson will das Haus abreißen und an seiner Stelle ein Einkaufszentrum bauen. Aber die Mieter wehren sich.«
Sein Gesichtsausdruck sagte alles: Dieser Milchbart hatte keinen blassen Schimmer von dem, was sich seit Wochen in seiner nächsten Nachbarschaft abspielte.
»Warst du vielleicht auch an den früheren Anschlägen beteiligt?«
Mit einem Mal war Pete hellwach.
»Was für Anschläge? Was soll der Scheiß! Ich hab nichts gemacht! Ich schwöre! Außerdem können Sie mir gar nichts anhängen! Ich war auf Rikers Island! Bin erst vor zehn Tagen rausgekommen!«
Ich warf einen unauffälligen Blick zu der verspiegelten Glasscheibe zu meiner Rechten in der Hoffnung, dass dahinter gerade ein Kollege stand, der diese Angabe nachprüfen konnte. Inzwischen klopfte ich sein hastig zusammengezimmertes Alibi für die letzte Nacht ab. Es fiel schneller in sich zusammen als ein Käsesoufflé.
Ein leises Pling auf meinem Laptop verkündete den Eingang einer Nachricht. Absender war mein geschätzter Kollege Steve Dillaggio. Er hatte in der Zwischenzeit die Aussage des Jungen überprüft.
Pete hatte eine Jugendstrafe abgesessen, weil er ein 7-Eleven auf der East 123rd überfallen und die Tageseinnahmen mitgenommen hatte. Strafmildernd wirkte sich aus, dass er keine Waffe benutzt hatte. Entlassen worden war er vor zehn Tagen.
Seine Angaben waren also korrekt. Interessant war aber auch noch etwas anderes.
»Haben Sie noch Kontakt zu Rocky?« Rocky hatte auf Rikers Island eine Zelle mit Pete geteilt. Sein bürgerlicher Name lautete Andrew Rowling, aber alle nannten ihn nur Rocky. Er war 43 Jahre alt, schwarz und gefährlich. Nach Rikers Island war er gekommen, weil er an einem Drogengeschäft größeren Ausmaßes beteiligt gewesen war.
Nach dem, was Steve vom Direktor des Gefängnisses erfahren hatte, waren er und Pete eng befreundet gewesen.
»Rocky sitzt noch«, blaffte Pete, als wäre ich schuld daran. »Obwohl er unschuldig ist.«
»Das sagen alle.«
»Bei Rocky stimmt es! Ein Kumpel hat ihn reingelegt!«
Auch diese Version hörte ich nicht zum ersten Mal.
»Es ging um Rockys Freundin. Der Kerl war scharf auf sie und hat dafür gesorgt, dass Rocky aus dem Verkehr gezogen wird. Dann hat er sich die Schlampe gekrallt.«
Plötzlich stutzte Pete und musterte mich misstrauisch.
»Was hat Rocky überhaupt mit dem Haus an der Pleasant Avenue zu tun?«
»Das weiß ich noch nicht«, antwortete ich und fixierte den Jungen scharf, damit mir seine Reaktion auf die folgenden Worte nicht entging. »Fakt ist nur, dass er nicht mehr auf Rikers Island ist. Er ist den Wärtern während eines Krankentransports entkommen und untergetaucht.«
Einen
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