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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sind. ›Von Grund auf modernisiert‹ ist auch so ein Ausdruck. Lauter überflüssiger Unsinn und eine Aussicht auf hässliche alte Kästen. Aber Ihr Lorbeerhaus ist wirklich reizend. Allerdings werden Sie sicher viel zu renovieren haben. Das lässt sich wohl kaum vermeiden.«
    »Ich glaube, es haben viele Familien dort gewohnt«, sagte Tuppence.
    »Ja. Heute scheint es niemand mehr lange an einem Ort auszuhalten. Die Cuthbertsons haben dort gelebt, dann die Redlands, dazwischen die Seymours. Zuletzt waren es die Jones’.«
    »Wir haben uns etwas über den Namen gewundert. Warum ausgerechnet Lorbeerhaus?«
    »Ach, das war einfach ein beliebter Name. Wenn man lange genug zurückgeht – etwa bis in die Zeit der Parkinsons –, hat es vermutlich Lorbeerbäume gegeben. Wahrscheinlich hatten sie so eine gewundene Auffahrt, an der Lorbeerbüsche standen, sicher auch welche von der gefleckten Sorte. Gefleckten Lorbeer habe ich nie gemocht.«
    »Das geht mir genauso«, sagte Tuppence. »Ich finde ihn auch nicht schön. Übrigens muss es hier sehr viele Parkinsons gegeben haben.«
    »Ja, ich glaube, sie haben dort länger gewohnt als alle anderen.«
    »Trotzdem hat mir niemand was über sie erzählen können.«
    »Na ja, es ist schon so lange her. Und nach dem – ja, ich glaube, so war es –, nach dem Ärger gab es so viel Gerede, dass es einen wirklich nicht wundert, wenn sie das Haus verkauften.«
    »Ach, hatte es einen schlechten Ruf?«, fragte Tuppence auf gut Glück. »Galt es etwa als ungesund oder so etwas?«
    »Oh nein, das Haus hatte nichts damit zu tun, nur seine Bewohner. Na ja, es war, sagen wir, die Schande – während des Ersten Weltkriegs. Niemand konnte es glauben. Meine Großmutter redete immer davon. Sie sagte, es wäre um Marinepläne gegangen, um ein neues U-Boot. Bei den Parkinsons lebte ein Mädchen, das damit zu tun gehabt haben soll.«
    »Mary Jordan?«, fragte Tuppence.
    »Ja, Sie haben Recht, so hieß sie. Später kam der Verdacht auf, es wäre nicht ihr richtiger Name gewesen. Sie soll schon längere Zeit verdächtigt worden sein. Von dem Jungen bestimmt. Von Alexander. Der war sehr nett und intelligent.«

9
     
    T uppence suchte Geburtstagskarten aus. Der Nachmittag war regnerisch, die Poststelle fast leer. Die Leute steckten Briefe in den Kasten vor dem Haus oder kamen nur hastig herein, um Briefmarken zu kaufen. Jeder strebte so schnell wie möglich nachhause. Es war kein Nachmittag, der zum Einkaufen reizte. Tuppence fand, dass sie den Tag nicht besser hätte wählen können.
    Gwenda, die sie nach Beatrices Beschreibung sofort erkannt hatte, war gern bereit, ihre Wünsche zu erfüllen. Sie war für den Laden der Poststelle zuständig. Eine ältere Frau mit grauen Haaren leitete den Postbetrieb. Gwenda, ein redefreudiges Mädchen, das sich für alle Neuankömmlinge im Ort interessierte, fühlte sich zwischen den Weihnachts- und Geburtstagskarten, den Glückwunschkarten zu jeder Gelegenheit, dem Briefpapier, einem Sortiment Schokolade und einem kleinen Porzellanvorrat für den Hausgebrauch offensichtlich wohl. Sie und Tuppence hatten sich rasch angefreundet.
    »Ich freue mich wirklich, dass das Haus wieder bewohnt ist. Das Prinzenhaus.«
    »Ich dachte, es hätte immer Lorbeerhaus geheißen?«
    »Nein, ich glaube, so hat man es nie genannt. Hier in der Gegend bekommen die Häuser ständig neue Namen. Es scheint den Leuten Spaß zu machen, wissen Sie.«
    »Das kommt mir auch so vor«, sagte Tuppence nachdenklich. »Sogar wir haben uns ein, zwei Namen ausgedacht. Übrigens hat mir Beatrice erzählt, Sie hätten jemand gekannt, der in unserem Haus gewohnt hat, eine gewisse Mary Jordan.«
    »Gekannt hab ich sie nicht, aber ich habe von ihr gehört. Das war im Krieg, aber nicht im letzten. Es war der davor, in dem sie mit Zeppelinen kamen.«
    »Ja, von den Zeppelinen habe ich auch gehört, daran erinnere ich mich.«
    »1915 oder 1916 waren sie über London.«
    »Ich weiß, ich war mit einer alten Großtante dort mal einkaufen und da hat es Alarm gegeben.«
    »Sie sind manchmal auch nachts gekommen, nicht wahr? Ich kann mir vorstellen, was man da für Angst ausgestanden hat.«
    »Ich glaube nicht, dass es nur das war. Die Leute haben sich natürlich sehr aufgeregt, aber so viel Angst wie vor den V-Raketen im Zweiten Weltkrieg haben sie sicher nicht gehabt. Da hatte man immer das Gefühl, als flögen sie hinter einem her, die ganze Straße entlang.«
    »Sind Sie jede Nacht in den U-Bahn-Tunnels

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