Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
sie in Not gerät. Dieser Wald ist für sie genauso gefährlich wie für uns.«
Sie versuchten verzweifelt, den genauen Aufenthaltsort der Hündin auszumachen, doch immer wenn sie in eine Richtung preschten, erklang das Jaulen plötzlich aus einer anderen. Schließlich ließ Matt jede Vorsicht fallen und rief laut ihren Namen.
Nichts half. Plusch schien viel zu vertieft in ihre Suche, um ihn zu hören.
Plötzlich sprang eine riesige Eidechse aus den Farngewächsen und stürzte sich auf Matt, der die Gruppe anführte.
Sein Schwert pfiff durch die Luft und traf den Schädel des Reptils, das sich sofort wieder in die Dunkelheit zurückzog.
Chen hechtete zum nächsten Baum und kletterte so mühelos bis in den Wipfel hinauf, als würde er eine Treppe hochlaufen. Er hielt mehrere Minuten lang Ausschau, dann stieg er wieder zu den anderen herab.
»Ich habe nichts gesehen. Man muss sich vor diesen Viechern in Acht nehmen, sie jagen in Scharen. Aber diese Echse war wohl allein unterwegs. Trotzdem sollten wir nicht länger hierbleiben, man weiß nie …«
»Ich habe das Gefühl, dass deine Hündin sich nicht finden lassen will«, sagte Juan. »Wir sollten unser Leben nicht länger aufs Spiel setzen.«
»Das sieht ihr ganz und gar nicht ähnlich«, meinte Matt. »Ich würde gern noch ein bisschen weiter …«
»Juan hat recht«, unterbrach Ambre ihn. »Lassen wir es gut sein. Wenn Plusch wollte, wäre sie schon längst angelaufen gekommen. Sei nicht so stur.«
»Aber ich …«
»Matt!«, mahnte Ambre und sah ihn streng an. »Erinnere dich an das, was wir bei den Chloropanphyllikern erlebt haben. Du hast versprochen, mir zu vertrauen, wenn es drauf ankommt.«
Matt seufzte und nickte widerwillig.
Sie kehrten um und beeilten sich, den Wald und seine unheimlichen Geräusche zu verlassen.
Von der Spitze eines Hügels aus bemerkte Ambre ein rotblaues Leuchten in der Ferne.
»Seht ihr das? Chen, kannst du auf einen Baum klettern, um herauszufinden, was das ist?«
»Nicht nötig, das kennen wir schon. Es ist ein Skaraheer, das auf einer Straße vorbeizieht.«
»Seit wann?«
»Schon immer. Millionen von Käfern! Eine endlose Kolonne! Sie bewegen sich alle nach Süden, und etwas weiter weg gibt es ein Skaraheer, das nach Norden krabbelt.«
Ambre betrachtete die beiden leuchtenden Bahnen.
»Ich wüsste wirklich gern, was es damit auf sich hat«, sagte sie nachdenklich.
»Ich könnte euch morgen hinführen, wenn ihr wollt«, schlug Chen vor. »Aber wir müssen vorsichtig sein.«
»Wieso?«
»Wegen der Alteration. In der Nähe des Skaraheers fängt die Alteration an zu … spinnen, sie wird manchmal unkontrollierbar. Die Pans, die mit ihrer Alteration noch nicht gut genug umgehen können, dürfen sich den Käfern nicht nähern. Es sind schon einige schlimme Unfälle passiert.«
Ambre riss verblüfft die Augen auf.
Während sie den Hang hinabliefen, warf Matt einen letzten Blick auf den Wald, in dem seine Hündin umherirrte.
Würde er sie je wiedersehen?
8. Gläserweise Energie
A m nächsten Tag um die Mittagsstunde holte Chen Ambre von ihrem Pflanzenkurs ab, und Matt gesellte sich unweit des Flusses zu ihnen.
Zwei riesige Baumstämme, die von dicken Seilen und Querbalken zusammengehalten wurden, führten zum anderen Ufer hinüber. Dutzende Angler auf der Brücke holten ihre Angelschnüre ein und warfen die zappelnden Fische in große Eimer, die umgehend in die Küchen geschafft wurden.
Plusch war noch immer nicht zurück, und Matt hatte schon Bauchschmerzen vor Sorge. Nach dem Aufstehen war er drauf und dran gewesen, noch einmal in den Wald zu gehen, um bei Tageslicht nach ihr zu suchen, aber dann hatte er sich eines Besseren besonnen. In der Nacht war Plusch ihnen sorgsam ausgewichen, wenn sie ihr zu nahe gekommen waren. Sie wollte nicht gefunden werden.
Jenseits des Flusses lagen große Ställe, Getreidesilos und Scheunen voller Futtervorräte.
»Wo habt ihr die Kühe her?«, fragte Ambre.
»Hier und da. Die Herden hatten sich in alle Himmelsrichtungen verstreut, aber wir konnten die meisten Tiere wieder zusammentreiben. Dann haben wir Zäune aufgestellt und einen Pan gefunden, der sich damit auskennt, einen Bauernsohn. Er hat uns alles Nötige beigebracht, und inzwischen sind wir in der Lage, die gesamte Stadt mit Milch zu versorgen.«
»Und mit Fleisch und Leder!«, fügte Matt hinzu.
»Da gehen die Meinungen stark auseinander. Die einen sind strikt dagegen, die Rinder zu schlachten, die anderen
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