Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
notdürftig zusammengeflickt zu haben. Man sah ihnen auf den ersten Blick an, dass sie einiges durchgemacht hatten.
Die Ratsversammlung wurde zu einer Sondersitzung einberufen. Nur wenig später traten Philip und Howard, wie sie sich vorstellten, in den Ratssaal und erstatteten Bericht. Als Erstes fassten sie für die Anwesenden noch einmal den Zweck ihrer Reise zusammen:
»Wir waren insgesamt drei Wochen unterwegs, um Informationen über die Wanderbewegungen im Süden zu sammeln, uns zu vergewissern, dass sich dort keine weitere Pan-Gemeinschaft niedergelassen hat, und den beiden bereits registrierten Gemeinschaften die neuesten Nachrichten über unsere Welt zu überbringen.«
»Uns interessieren vor allem die Wanderbewegungen«, sagte Zelie. »Seid ihr Patrouillen der Zyniks begegnet?«
Philip nickte.
»Mehreren. Wir konnten uns jedes Mal verstecken, aber es waren sehr große Trupps.«
»Uns ist aber noch etwas viel Merkwürdigeres aufgefallen«, fügte Howard hinzu. »Wir haben ganze Gruppen von Mampfern nach Süden ziehen sehen. Einer Gruppe bin ich zwei Tage lang gefolgt, bis sie sich anderen Gruppen angeschlossen hat. Die Mampfer sammeln sich! Und zwar in großer Zahl!«
»Das erklärt auch, warum wir hier immer weniger sehen«, meinte Philip.
»Habt ihr herausgefunden, warum sie das tun?«, fragte Maylis besorgt.
»Sie marschieren durch die Schneise im Blinden Wald ins Land der Zyniks«, antwortete Howard. »Und sie sind schwer bewaffnet.«
»Sie gehen durch den Pass der Wölfe? Also ziehen sie in den Krieg?«, vermutete Melchiot.
»Es sieht ganz so aus. Ich hab’s echt mit der Angst zu tun gekriegt, als ich von weitem beobachtet habe, welches Ausmaß ihre Truppen haben! Tausende von Mampfern! Etwas weiter entfernt habe ich die Spuren einer Zynik-Patrouille gefunden. Auch sie scheinen einen großen Bogen um das Heer der Mampfer geschlagen zu haben.«
Maylis rieb sich die Hände.
»Wenn die Mampfer eine zweite Front auf dem Gebiet der Königin bilden, kann uns das nur recht sein!«
»Das müssen wir schnell ausnutzen!«, rief ein Pan aus den oberen Rängen.
»Nein«, erwiderte Zelie. »Wir sind noch nicht bereit und müssen auf Verstärkung aus den anderen Pan-Gemeinschaften warten. Lassen wir die Mampfer erst einmal allein angreifen. Wenn wir Glück haben, werden die Armeen von Malronce dadurch empfindlich geschwächt.«
»Warum sollten die Mampfer denn die Zyniks angreifen?«, meldete sich Neils näselnde Stimme zu Wort. »Das ist doch Selbstmord!«
»Die Mampfer sind nicht besonders hell im Kopf«, erinnerte Philip ihn.
»Eigentlich nicht, aber vielleicht haben sie sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt.«
Eine Pan mit flammend roten Haaren stand auf:
»Wenn sie sich sammeln, dann heißt das, dass sie untereinander kommunizieren können. Vielleicht haben die Mampfer aus dem Süden ihre Genossen gewarnt, dass sie bald angegriffen werden, und sie haben sich entschlossen, der Königin zuvorzukommen?«
»So intelligent sind die Mampfer beim besten Willen nicht«, entgegnete Neil.
Zelie hob die Hände, um für Ruhe zu sorgen.
»Weitwanderer«, sagte sie. »Könnt ihr uns sagen, ob der Pass der Wölfe begehbar ist?«
»Du meinst die Schneise durch den Blinden Wald?«, vergewisserte sich Philip. »Vor fünf Tagen war sie es noch nicht, aber ich nehme an, dass die Mampfer inzwischen durchgezogen sind. Doch irgendwo auf dem Gebiet der Zyniks muss in diesem Augenblick eine große Schlacht stattfinden, meiner Meinung nach unweit des Waldes. Die Zyniks haben die Invasion sicher schnell bemerkt.«
Die beiden Wortführerinnen des Rats blickten sich an.
»Unser Spähtrupp kann also aufbrechen«, stellte Maylis fest. »Ambre, Matt, habt ihr eure Begleiter gewählt?«
Matt erhob sich und antwortete:
»Wir werden zu fünft sein.«
»Vier weitere Pans werden bis zur Festung im Pass der Wölfe mitkommen, um die Umgebung auszukundschaften und unsere Strategie vorzubereiten.«
»Wer sind diese vier?«
»Floyd, der Weitwanderer, den ihr schon kennt, soll sie auf dem Rückweg führen, Luiz wird der strategische Kopf sein, und Tania kommt mit, weil sie eine hervorragende Bogenschützin ist. Außerdem ist ein Mitglied der Ratsversammlung vertreten.«
»Und zwar?«
Maylis wirkte auf einmal unsicher.
»Ich«, sagte Neil und stand auf.
Matt starrte Zelie und Maylis an. Neil war der streitsüchtigste Pan im Rat, er hatte gefordert, Ambre an Malronce zu verkaufen – wie konnte er Teil des
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