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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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sprachen. Komisch, Doug hatte doch vor dem Abendessen verkündet, dass heute niemand aus dem Haus des Kraken an der Reihe war.
    »Und sei bloß leise!«, hörte er wieder die erste Stimme. »Nicht wie beim letzten Mal. Ich habe keine Lust, dass Tobias oder der Neue uns erwischen.«
    Diesmal horchte Matt auf. Da war etwas im Busch. Aber als er vorsichtig auf Zehenspitzen die Stufen hinunterschlich, war der Flur bereits leer. Es war niemand mehr da.
    Schließlich fand er den Weg in sein Zimmer wieder. Er legte sich aufs Bett, zündete eine Kerze an und starrte nachdenklich an die Decke. Was geschahen nicht alles für merkwürdige Dinge auf dieser Insel! Als ihm irgendwann doch die Augen zufielen, blies er die Kerze aus und legte sich schlafen. Er war einfach zu müde, um bis ein Uhr morgens wach zu bleiben.
    Das Rätsel würde sich später lösen.

18. Versammlung
    A n den drei darauffolgenden Tagen blieb Matt im Haus oder verließ es nur, um beim Abschneiden der Wurzeln und Lianen rund um die Villa zu helfen. Diese Arbeit musste täglich getan werden, damit die wenigen, ohnehin schon schmalen Pfade nicht auch noch verschwanden. Die Pflanzen wuchsen extrem schnell.
    Er erzählte niemandem von der kurzen Unterhaltung, die er im Flur belauscht hatte, und versuchte stattdessen, mehr über die anderen Hausbewohner herauszufinden. Um sich nicht zu überanstrengen, übernahm er nur leichte Aufgaben, bei denen Plusch ihm oft Gesellschaft leistete. Als die anderen ihm versicherten, dass sie früher viel seltener ins Haus gekommen war, dachte er gerührt, dass Plusch doch irgendwie sein Hund war. Inzwischen reichte sie ihm bis zur Schulter und war damit größer als jeder andere Hund, den er je gesehen hatte.
    Doug konnte gar nicht fassen, wie fit sein Patient war. Er hielt es für unmöglich, dass man nach fünf Monaten Bettlägerigkeit so schnell wieder auf den Beinen sein konnte. Matts Einwand, dass er ja währenddessen ab und zu aufs Klo gegangen sei, auch wenn er dabei nicht aufgewacht war, schien ihn kaum zu überzeugen.
    Beim Arbeiten lernte er noch andere Inselbewohner kennen. Da war Mitch mit der großen Brille, der Künstler der Bande, obwohl er mit seinen dreizehn Jahren zu den Jüngeren gehörte: Innerhalb weniger Minuten brachte er jedes beliebige Motiv perfekt zu Papier. Der temperamentvolle Sergio mit den muskulösen Armen. Und die sanfte Lucy mit den strahlend blauen Augen, die bei den älteren Jungen verlegenes Glucksen auslöste. Nur Ambre sah er zu seinem großen Bedauern nicht. Matt fiel auf, dass es auf der Insel mehrere Cliquen gab: Die Kleineren hingen meistens zusammen, und drei stämmige Jungs hielten sich abseits und sprachen nur miteinander, als bildeten sie eine in sich geschlossene Gruppe.
    Fünf Tage nachdem er aus dem Koma erwacht war, wurde im Großen Saal des Kraken eine Versammlung einberufen – Matt hatte festgestellt, dass die Pans häufig nur den Namen des entsprechenden Fabelwesens sagten, wenn sie eine bestimmte Villa meinten.
    Von der Empore aus sah Matt zu, wie sich der Saal nach und nach füllte. Alle holten sich ein Glas, ehe sie sich an einen der wuchtigen Holztische setzten. Er überlegte kurz, ob er sich zu ihnen gesellen sollte, zog es dann aber vor, das Treiben von oben aus zu beobachten.
    Nach einem kurzen Durcheinander stieg Doug auf den Kaminabsatz. Neben der riesigen Kaminöffnung wirkte er wie ein Zwerg, und eine Sekunde lang kam es Matt so vor, als wollte ihn das unheimliche schwarze Maul verschlingen.
    »Ruhe bitte!«, sagte Doug und hob die Arme.
    Der Lärm legte sich, alle Köpfe drehten sich in seine Richtung.
    »Wer ist heute zur Wache auf der Brücke eingeteilt?«, fragte er.
    Ein recht kräftiger schwarzer Junge neigte sich vor und rief:
    »Roy. Er ist allein draußen. Alle anderen sind da.«
    Doug nickte.
    »Gut«, sagte er. »Bitte Ruhe! Wir fangen an. Es gibt einiges zu besprechen, aber zuerst möchte ich einen Neuankömmling begrüßen. Nun ja, eigentlich ist er schon seit fünf Monaten bei uns.«
    Matt fuhr zusammen. Darauf war er nicht gefasst gewesen.
    »Er heißt Matt. Ich bitte euch, ihm den gebührenden Empfang zu bereiten.«
    Die vierundsechzig im Saal sitzenden Jungen und Mädchen begannen mit ihren Gläsern auf den Tisch zu klopfen, bis das rhythmische Hämmern den ganzen Saal erfüllte. Matt kam sich auf einmal ganz klein vor. Er lief die Stufen hinunter und nickte der Versammlung kurz zu. Doug gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er sich setzen

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