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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Irgendwas geht hier vor.
    Im zuckenden Licht erkannte Matt eine Art langen, wogenden Schleier, der sich im Wind zwischen den Bäumen hin und her wand. Als ein weiterer Blitz aufleuchtete, sah Matt, wie der schwarze Schatten um die Stämme zu peitschen begann und dann abrupt in seine Richtung stieß. In etwa zwei Metern Höhe schlängelte sich der Schatten zwischen den Blättern hindurch auf ihn zu, bis er die Lichtung erreichte. Nun bestätigte sich Matts Eindruck: Er ähnelte einem schweren, wallenden Schleier, unter dem sich hin und wieder menschliche Glieder abzeichneten. Zuerst sah Matt eine Hand, die sogleich wieder verschwand und von einem gestiefelten Fuß ersetzt wurde. Trotzdem gab es keinen Zweifel, dass der große Schleier in der Leere schwebte. Wie von Zauberhand.
    Das Ding kam näher. Es flatterte im Wind.
    Matt wurde von lähmender Angst gepackt. Sein Herz schlug wie wild, und er schnappte nach Luft. Als das seltsame Wesen nur noch wenige Meter entfernt war, tauchte ein Gesicht auf. Es war nur verschwommen zu erkennen, aber Matt sah eine außerordentlich hohe Stirn, tiefe Augenhöhlen, breite Kiefer und schwarze Löcher anstelle von Lippen und Nase. Ein Totenkopf!, war sein erster Gedanke.
    Die Kiefer klappten auf, und eine Stimme wisperte: »Komm näher, Matt.«
    Matts Sinne waren bis zum Äußersten gespannt. Der Nebel schlang sich um seine Knöchel, der Wind umtoste ihn und fuhr ihm durchs Haar. Das Gesicht trat noch ein Stück weiter aus dem Tuch hervor. Diesmal ähnelte es wirklich einem unförmigen Totenkopf.
    »Streck deine Hand aus«, sagte es. »Und komm mit mir.«
    Diese erdrückende Gegenwart, diese säuselnde Stimme mit dieser angst- und schreckeneinflößenden Aura: Plötzlich fiel Matt alles wieder ein. Jetzt war klar, wen er vor sich hatte.
    »Der Torvaderon«, sagte er leise.
    Das Gesicht nahm einen zufriedenen Ausdruck an und öffnete wieder den Mund.
    »Ja, ich bin es. Komm, Matt. Komm, ich brauche dich.«
    Als Matt sah, dass der Nebel an seinen Beinen hinaufkroch und der Torvaderon langsam auf ihn zukam, wusste er, dass er in Gefahr war. Er wich ein paar Schritte zurück.
    »Nein, warte«, sagte der Torvaderon. »Du musst in mich hinein . Eine Reise ins Innere, komm!«
    Matt rannte los. Er wollte so schnell und so weit wie möglich von dieser grässlichen Erscheinung weg. Die Stimme hinter ihm veränderte sich, klang nun tief und grollend:
    »Bleib stehen! Ich befehle es dir!«
    Aber Matt floh weiter und bahnte sich einen Weg durch den Wald. Das Geäst peitschte ihm ins Gesicht und fegte über seine Schultern.
    »Ich will dich haben!«, donnerte der Torvaderon. »Irgendwann wirst du nicht mehr davonlaufen können. Ich wittere dich, hörst du?«
    Keuchend rannte Matt durch die silbrigen Lichtkegel, die der Mond durch die Baumwipfel warf und die den Boden um ihn herum mit blassen Flecken sprenkelten.
    »Ich wittere dich, und ich folge deiner Fährte. Bald … Bald werde ich dich wieder aufspüren, Matt.«

    Als er die Augen aufschlug, schnaufte Matt wie nach einem Marathonlauf. Er lag schweißgebadet in seinem Bett. Seltsamerweise befand sich der Mond genau an derselben Stelle am Himmel wie in seinem Alptraum. Da er Durst hatte, stand er auf, streifte seinen Morgenmantel über und ging auf den Flur hinaus. Es war dunkel. In den fensterlosen Korridoren sah man nicht einmal die Hand vor Augen. Matt holte seine kleine Laterne, zündete die Kerze mit einem Streichholz an und wagte sich in das Labyrinth aus kalten Sälen und Gängen. Die Benommenheit steckte ihm noch immer in den Gliedern, aber sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um die aufsteigende Panik zu unterdrücken. Etwas an diesem Alptraum behagte ihm ganz und gar nicht.
    Es war so echt , dachte Matt. Ich hatte wirklich den Eindruck, dort zu sein . Es hätte ihn nicht weiter überrascht, Erde an seinen Füßen kleben zu sehen.
    Matt stieg die Wendeltreppe zu den Küchenräumen hinab, als Fetzen einer Unterhaltung an seine Ohren drangen. Um diese Uhrzeit? Er ging langsamer. Es war mindestens ein Uhr morgens, wenn nicht gar noch später. Einer Eingebung folgend blies er seine Kerze aus, lief die letzten Stufen ins Erdgeschoss im Dunkeln hinunter und betrat einen länglichen Raum mit gemütlichen Ledersofas. In Glasvitrinen befanden sich reihenweise teure Whiskeys und eine nicht weniger edle Auswahl an Zigarren. Im hinteren Teil des Raums tuschelten drei vermummte Gestalten miteinander. Sie hatten sich die Kapuzen ihrer Mäntel über

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