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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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spürte, wie alles um ihn herum dunkel wurde.
    Die Schmerzen waren nicht mehr zu ertragen. Er glitt in tiefe Bewusstlosigkeit.

29. Jetzt wird ausgepackt
    M att schlief fast dreißig Stunden durch, so lange, dass alle schon fürchteten, er sei wieder ins Koma gefallen.
    Schließlich weckten ihn Hunger und Durst. Er war zwar nicht verletzt, hatte aber einen so gewaltigen Muskelkater, dass er sich nur langsam und vorsichtig bewegen konnte.
    Nach den Ereignissen bei der Versammlung wurde auf der Insel viel getuschelt. Ambre hatte den Pans versichert, dass sie ihnen alles erklären würden, sobald der Held des Abends wieder bei Kräften war. Matt schlug sich in der Küche den Bauch voll, wusch sich und humpelte zu einem Balkon im dritten Stockwerk, wo er allein sein und in aller Ruhe den Wald betrachten konnte.
    Selbst jetzt, mit einigem Abstand, erinnerte er sich nicht an das, was geschehen war. Er hatte instinktiv gehandelt, ohne zu überlegen. Und genau das gab ihm zu denken. Schon wieder hatte er sich innerhalb eines Sekundenbruchteils ins Gefecht geworfen. Das sah ihm gar nicht ähnlich. In seinem alten Leben hatte er es immer geschafft, sich aus allem herauszuhalten und sich nicht mit den Schlägertypen in seiner Schule anzulegen. Matt war nicht zum Helden geschaffen. Eigentlich dachte er immer lange nach, bevor er handelte. Sobald er in Schwierigkeiten geriet, begann sein Herz zu rasen, seine Hände wurden feucht, seine Knie fühlten sich an wie Butter. Und jetzt hatte er Ambre gleich zweimal innerhalb eines Monats das Leben gerettet. Was war nur mit ihm los? War es möglich, dass die Alteration sich auch auf das Gehirn auswirkte?
    Nein, ich fühle mich nicht anders! Aber wenn etwas getan werden muss, dann fackele ich nicht lange. Das Adrenalin, die Angst oder Aufregung, die viele Leute in Extremsituationen lähmt oder hemmt, kann mir nichts mehr anhaben. Bin ich deswegen ein anderer Matt? Nein, ich denke nicht. Ich habe … einfach nur getan, was getan werden musste.
    War das vielleicht »der Stoff, aus dem die Helden sind«? Die Fähigkeit, selbst in der schlimmsten Lage kühl zu analysieren und zu handeln, ohne Zeit zu verlieren oder aus Hast und Nervosität falsche Entscheidungen zu treffen? Schließlich tröstete sich Matt mit dem Gedanken, dass er einfach nur seinem Bauchgefühl vertraut hatte. Aber auch das machte ihm gleich wieder Angst: Würde er immer richtig reagieren, wenn neue Gefahr drohte? Würde sein Instinkt ihm den Weg weisen? Würde er rechtzeitig darauf hören? Matt schluckte. Auf einmal wusste er gar nicht mehr, was er denken sollte.
    All das war so ganz anders als in den Rollenspielen, in denen er den Helden gespielt hatte. In der Wirklichkeit konnte man Tapferkeit nicht planen oder einkalkulieren. Entweder war man mutig, wenn es darauf ankam, oder man war es nicht.
    »Ich werde allen erklären müssen, was ich habe«, dachte er laut. »Was aus mir geworden ist: ein Junge mit übernatürlicher Körperkraft, die er nicht bewusst beherrscht, aber in Krisenmomenten einsetzen kann.«
    Er seufzte tief.
    »Sie werden mich für ein Ungeheuer halten«, brummte er, bevor ihm einfiel, dass sie alle von diesem Phänomen betroffen waren.
    Denn wenn Ambre recht hatte, dann zeigten immer mehr Pans Anzeichen einer Alteration. So gesehen war es gar nicht so schlecht, darüber zu sprechen. Wenn alle Bescheid wussten, würden sie die verschiedenen Alterationen schneller identifizieren können.
    Und was ist mit den Verrätern? Wissen sie von dieser Gabe? Können sie ihre neuen Fähigkeiten steuern? Wenn ja, dann wird es bald zu einem viel schlimmeren Krieg kommen, als wir dachten.
    Er musste die Sache in die Hand nehmen. Held hin oder her, Matt musste den anderen erklären, was unter den Pans vorging. Innerlich fühlte er sich allerdings unheimlich leer: Der schreckliche Kampf mit dem Zynik im Lebensmittelgeschäft und die Erinnerung an das Blutbad im Wald mischten sich mit der Angst vor Verschwörungen, Mordanschlägen und den Veränderungen in seinem Körper.
    Matt wusste nicht, ob er den Anforderungen gewachsen sein würde, aber eines war ihm in diesem Augenblick klar: Er musste mit den anderen reden. Sie beruhigen. Und ihre bedrohte Gemeinschaft zusammenschweißen.

    Die Versammlung fand noch am selben Abend statt. Der Große Saal war nunmehr von zwei Kronleuchtern und Dutzenden von Kerzen erhellt, die auf dem Podest aufgestellt worden waren. Matt fühlte die Blicke der Pans auf sich lasten. Überall

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