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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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den schmiedeeisernen Stühlen und Bänken durchließ.
    Matt hatte bemerkt, dass Doug den Innenhof durchqueren musste, wenn er von seinem Zimmer in den Rauchsalon oder in den vorderen Teil des Hauses gehen wollte. Deshalb hatte er Tobias vorgeschlagen, sich hier auf die Lauer zu legen. Auf diese Weise konnten sie sich abwechselnd ausruhen, ja sogar schlafen, ohne ihre Stellung zu verlassen. Ihr Beobachtungsposten befand sich im obersten Stock auf einem Mauervorsprung, auf dem die Statue einer Amazone thronte. Daneben war noch ausreichend Platz für sie und die Decken, die Matt übereinander ausgebreitet hatte. Anfangs fühlte sich Tobias so unwohl, dass er kein Auge zutat: Wenn er sich im Schlaf umdrehte, würde ihn keine Brüstung daran hindern, über zwanzig Meter in die Tiefe zu stürzen und auf den Fliesenboden aufzuprallen. Doch schon in der zweiten Nacht war er zu erschöpft, um länger gegen die Müdigkeit anzukämpfen, und er schlief ein, sobald Matt die Wache übernahm.
    In der dritten Nacht begann gegen Mitternacht ein leichter Regen auf das Glasdach über ihren Köpfen zu trommeln. Matt spürte nur noch ein leichtes Ziehen in den Muskeln, und auch die Wunden an seinen Händen verheilten gut. Tobias betrachtete die nackte Büste der Amazonenkriegerin, die stolz einen Bogen spannte.
    »Warum fehlt ihr denn eine Brust?«, fragte er leise.
    »Ich habe mal gelesen, dass sie sich der Legende nach eine Brust abschnitten, um besser zielen zu können.«
    Tobias verzog das Gesicht und griff sich an die Brust.
    »Bin ich froh, dass ich keine Amazone bin«, sagte er.
    »Übst du immer noch?«
    »Mit dem Bogen? Ja, ziemlich oft sogar. Hab’s aber auch nötig. Ich treffe zwar häufig die Scheibe, aber fast nie ins Schwarze. Ich schieße zu hastig. Das war schon immer mein Problem. Ich bin zu hektisch.«
    »Du bist hyperaktiv. Bei dir muss alles schnell gehen, und du musst dich immer mit irgendwas beschäftigen. Jede Wette, dass du besser triffst, wenn du etwas ruhiger wirst.«
    Sie schwiegen eine Weile. Tobias zeigte auf die Amazone.
    »Sie ist trotzdem hübsch, findest du nicht?«
    Matt zögerte.
    »Hm.«
    »Du, hast du … Hast du schon mal die Brüste eines Mädchens berührt?«
    Matt prustete los.
    »Nein, nein.«
    »Hättest du denn keine Lust dazu? Ich würde das gern ausprobieren«, sagte Tobias, ohne den Blick von der amputierten Brust zu wenden.
    »Klar will ich. Aber … dazu braucht es schon das richtige Mädchen, nicht irgendeine.«
    Tobias sann kurz über diese Bemerkung nach und gab dann zu:
    »Stimmt schon, mit einem richtig hübschen Mädchen ist es sicher anders als mit einer, die einem völlig egal ist.«
    »Hübsch hin oder her, man muss sich vor allem … zu ihr hingezogen fühlen.«
    »Warst du schon mal verliebt?«
    Matt blickte auf seine Hände.
    »Nein. Noch nicht.«
    »Und was hältst du von Ambre?«
    Matt wurde flau im Magen.
    »Ambre? Die sieht echt gut aus. Wieso?«
    Was denkt er?, fragte sich Matt besorgt. Sieht man mir an, dass sie mir gefällt? Wenn Tobias es bemerkt hatte, dann wussten es bestimmt auch alle anderen – und Ambre!
    »Wie gut?«, fragte Tobias nach. »Einfach nur gut, oder so, dass du dich zu ihr hingezogen fühlst?«
    Matt schluckte. Er wagte nicht zuzugeben, was er wirklich dachte.
    »Ich finde sie nämlich total geil!«, fügte Tobias hinzu. »Aber diese Lucy mit ihren großen blauen Augen ist auch nicht übel. Weißt du, wen ich meine?«
    Er war noch einmal davongekommen. Erleichtert antwortete Matt:
    »Ja, das stimmt. Die ist echt hübsch.«
    »Meinst du, ich könnte ihr gefallen?«
    »Klar, wieso denn nicht?«
    »Na ja, du weißt schon … Ich bin … schwarz, und sie ist weiß.«
    »Ach, das. Wir sind alle Menschen, oder nicht? Wo ist da der Unterschied? Na schön, deine Haut hat die Farbe der Erde, ihre die Farbe von Sand. Aber bestehen die Kontinente unserer Welt ja nicht gerade aus Erde und Sand? Ihr seid dafür geschaffen, zusammen zu sein. Daraus kann nur etwas Gutes entstehen.«
    »Wenn nur alle so denken würden wie du!«
    Matt öffnete den Mund zu einer Antwort, als er weiter unten eine Bewegung wahrnahm.
    Aus einem Fenster im ersten Stock fiel ein gedämpfter Lichtschein. Matt tippte seinen Freund auf den Arm.
    »Schau! Das sind sie!«
    Zwei Gestalten in Kapuzenumhängen durchquerten mit einer Laterne in der Hand den Innenhof und verschwanden in einem Gang.
    »Schnell, wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren!«, flüsterte Matt aufgeregt.
    Sie

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