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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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einem Kilometer Entfernung schien der Himmel unter den Horizont zu reichen.
    Der Anblick gab ihnen neue Hoffnung. Sie stürzten zum Bug, doch es war nicht zu erkennen, was jenseits des Meeres lag. Und wenn es dort jäh in die Tiefe ging? Matt vermutete, dass sie dank der Ballone einfach weiterschweben würden. Sie bräuchten dann nur die Heißluftzufuhr zu regeln, um langsam aufs Festland zu sinken.
    Sie konnten es schaffen!
    Matt schätzte die Entfernung, die noch zwischen ihnen und dem Ungeheuer lag.
    Gut hundert Meter. Wie lange blieb ihnen noch, bis sie in Reichweite der Tentakel sein würden? Fünf Minuten?
    Das Ufer des Trockenen Meeres kam näher.
    So auch der Rote Tod.
    Da glitten sie über die letzten Bäume und sahen, dass der Wald steil zu einer riesigen Ebene abfiel. Ein fünf Kilometer breiter Gürtel bildete den Saum des Blinden Waldes, danach erblickten sie nur ein paar bescheidene Bäumchen.
    Im selben Moment ging der Rote Tod zum Angriff über.
    Das Boot schwebte im Nichts, als ein riesiges Tentakel zum Schlag ausholte. Matt sah die Saugnäpfe und begriff, dass der Riesenkrake das Boot am Heck packen und es mitsamt seinen Passagieren verschlingen wollte.
    Doch das Monster war vom plötzlichen Ende des Waldes so überrascht, dass es seine Glieder um die letzten Baumstämme wickelte und die Verfolgung jäh abbrach. Die Tentakel trafen mit solcher Wucht auf das Gefährt, dass der Rumpf splitterte. Tobias klammerte sich an die Reling und konnte sich festhalten, aber Ambre und Matt wurden durch die Luft geschleudert und wären über Bord gegangen, wenn Matt nicht in letzter Sekunde das Geländer zu fassen bekommen hätte und Ambre an ihrem Rucksack packte.
    Der Rote Tod gab auf. Seine schwammige Masse schlüpfte zurück in die Eingeweide seiner finsteren Welt.
    Aber das Boot hatte sein ganzes unteres Drittel eingebüßt. Die Käfige der Bläser waren verschwunden, und aus dem beschädigten Rumpf ertönte ein besorgniserregendes Zischen.
    Matt hievte Ambre zurück an Deck und kletterte ihr nach. Sie starrte ihn mit angstgeweiteten Augen an. Sie hatte sich schon totgeglaubt.
    Das Boot stürzte in die Tiefe.
    Die Schläuche, an denen die Ballone hingen, rissen einer nach dem anderen und ließen die heiße Luft entweichen.
    Das Gefährt sauste nach unten und prallte auf die niedrigeren Baumwipfel, doch die Segel trieben es weiter voran, und so rauschten sie in höllischer Fahrt den Hügel hinab, während die Spitzen der Nadelbäume noch mehr Löcher in den Rumpf rissen. Der Bug zersetzte sich von Sekunde zu Sekunde, das Ruder brach ab, die Luke auf dem Deck flog davon. Tobias konnte gerade noch in Deckung gehen, bevor das Brett die letzten Ballonleinen zerfetzte.
    Dann zerfiel das Deck in seine Einzelteile. Die Planken, auf denen die drei Passagiere zuletzt gekauert hatten, krachten in einen Erdhaufen und schleuderten sie mehrere Meter weit.
    Eine pilzförmige Staubwolke stieg über dem Wrack auf, während die Segel, von ihrer Last befreit, weiterflogen. Sie gewannen an Höhe und waren bald nur noch kleine Punkte am Himmel.
    Die drei Reisenden lagen bewusstlos am Boden.
    Am Fuß des südlichen Randes des Blinden Waldes.
    Im Gebiet der Königin.

[home]
    ZWEITER TEIL
    Das Stadtreich
    19. Beschattung
    D ie Schmerzen brachten Tobias wieder zu sich.
    Seine rechte Seite tat ihm höllisch weh. Er öffnete die Augen und stellte fest, dass er sich nicht mehr auf dem Boot befand. Was davon noch übrig war, lag einige Meter neben ihm zwischen den Felsen verstreut. Ambre und Matt waren nicht in Sicht.
    Er wollte sich aufsetzen, doch ein stechender Schmerz ließ ihn stöhnend wieder zurücksinken.
    Ein langes Holzstück hatte sich oberhalb der Hüfte in seinen Oberkörper gebohrt. Tobias wäre beinahe ohnmächtig geworden, als er den Blutfleck erblickte, der seine Kleider rot färbte. Er atmete tief ein, um sich zu beruhigen, und zerrte mit einer Hand an dem Pfahl, während er mit der anderen auf die Wunde drückte. Die dünne Spitze steckte zum Glück nicht sehr tief, aber er musste die Wunde auf jeden Fall reinigen.
    Zuerst die anderen!
    Tobias ließ seinen Rucksack liegen und durchsuchte die Wrackteile nach Spuren seiner Freunde. Er fand Matt bewusstlos im Gras, Ambre lag ein Stück weiter. Sie kamen wieder zu sich, als er ihre Gesichter mit ein wenig Wasser benetzte, und begutachteten ihre Schürfwunden und Quetschungen.
    »Haben wir ein Glück, dass wir so glimpflich davongekommen sind«, meinte Matt

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