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Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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nicht mehr weg?«
    Elena verzog die Mundwinkel. »Weiß nicht, der spinnt halt – wie alle Eltern.«
    Jetzt steuerte der Kellner entschlossen auf den Tisch zu: »Darf ich die Karte bringen?«, fragte er.
    »Nö«, meinte Benny. »Ein Eis wäre uns lieber.« Und zu Elena gewandt: »Was magst du?«
    Sie antwortete, ohne zu überlegen: »Ich hätte gerne ein Spaghetti-Eis mit Schokoladen-statt Erdbeersoße, aber trotzdem aus Vanilleeis, und dazu einen heißen Kakao mit 'ner Menge Sahne.«
    »Und ich nehme eine Cassata und einen Cappuccino«, ergänzte Benny.
    Am Tisch herrschte Schweigen. Elena wartete offenbar darauf, dass Benny das Gespräch begann. Der wusste jedoch nicht, was er sagen sollte, und versuchte es zunächst mit einem Grinsen. Elena antwortete mit einem Lächeln. Benny grübelte. Was würde Opa Bertold jetzt sagen? Der Alte hatte immer einen blöden Spruch parat. Benny war so froh gewesen, das Mädchen zufällig wiederzusehen und mit ihr diese Verabredung zu treffen, dass er es dann irgendwie versäumt hatte, sich ein Gesprächsthema zurechtzulegen. So beließ er es vorerst dabei, die schöne Blondine anzusehen, in der Hoffnung, sie würde sein Schweigen cool finden. Zum Glück kam der Kellner sehr schnell mit zwei Tassen wieder. Der Kakao hatte wirklich eine mächtige Sahnehaube, und Benny musste lachen, als Elena einen Schluck nahm und sich einen ordentlichen Sahnebart einfing. Sie lachte auch und leckte sich die Sahne von den Lippen. Dabei sah sie Benny so durchdringend an, dass er spürte, wie er rot wurde. Sie lachte noch mehr und sagte dann: »Ich glaub, ich hab da noch was.« Sie zeigte mit dem Finger auf ihren Mund.
    »Äh«, antwortete Benny und wusste natürlich im selben Moment, dass das sehr wenig geistreich war. Dann zwang er sich, aufzustehen und eine Hand nach ihrem Gesicht auszustrecken. Elena stand auch auf. »Nicht mit dem Finger, du Dummkopf.«
    Es war nur ihrer Initiative zu verdanken, dass sich ihre Lippen über dem Tisch zu einem kakao-und sahnesüßen Kuss fanden. In diesen vielleicht drei oder vier Sekunden wirbelten Benny viele Gedanken durch den Kopf, beginnend bei der Erkenntnis, dass das Leben sehr schön war, weiterhin, dass er dieses unverschämte Glück gar nicht verdient hatte und wenn doch, dann wegen seiner sportlichen Erscheinung – oder vielleicht auch nicht –, und endend bei der Frage, ob die schöne Blondine ihn vielleicht zu ihm nach Hause begleiten würde, wo sie doch so rasant zur Sache ging. Nach diesen magischen Sekunden wurde beiden die Haltung halb über dem Tisch zu unbequem, und sie lösten sich voneinander, aber sehr langsam, beinahe so, als ob ihre Lippen noch Haut an Haut verharren wollten und sich dann endlich doch mit einem unhörbaren Seufzer freigaben. Da die Lokalität keine Möglichkeit bot, diesem ersten zarten Kuss eine Reihe weiterer – und leidenschaftlicherer – Küsse folgen zu lassen, löffelten sie tiefe Blicke tauschend ihr Eis. Benny bemerkte, dass Elena genau wie er selbst darauf erpicht zu sein schien, diesen Tisch zu verlassen, um anderswo, vielleicht bei einem Spaziergang an der Burg, ihren Körperkontakt zu intensivieren. Benny beeilte sich, den Kellner herbeizuwinken, um zu bezahlen, als ein schwarzer Leichenwagen heranrollte und vor dem Eiscafé hielt.
    Elena grummelte: »Was will Oleg denn hier?«
    Dann verzog sie ihren Mund plötzlich. Benny kam nicht dazu, nach dem Grund zu fragen, denn dieser sprang gerade in Form eines sehr erbosten Kastriot Visar Kreshnik aus der Beifahrertür des Leichenwagens. Mit pantherähnlichen Sätzen kam der Albaner schnell näher und zischte: »Elena! Ich bin enttäuscht, dich zu finden hier bei einem Treffen mit eine deutsche Kartoffel ohne Erlaubnis vom Väterchen!«
    Elena verdrehte die Augen. »Mensch, weißt du eigentlich, wie ultrapeinlich du bist?«
    Kastriot erwiderte: »Ich hab dir schon gesagt, peinlich ist das, wie du dich benimmst, und jeden Tag wird es schlimmer!«
    Dann sah er Benny an, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Und dich erkenne ich. Du weißt, Kastriot Visar Kreshnik vergisst keine Fresse niemals!«
    »Ach«, entgegnete Benny. »Und ich dachte, du kannst dir nicht mal deine eigene Rattenfresse merken, so dämlich, wie du aussiehst!«
    Der Albaner machte einen Satz auf Benny zu und baute sich breitbeinig vor ihm auf. Seine Hand wanderte in seine Jacke hinein. »Du wirst jetzt das Opfer vom Skipetar, du bist schon tot, so tot, wie man nur tot sein kann.«
    Elena

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